Schottergärten: Der NABU erklärt, warum man darauf verzichten sollte

Noch immer gibt es in der Region Schottergärten - der NABU erklärt nun, warum diese besonders im Sommer ihre Schattenseiten zeigen.

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Symbolfoto. | Foto: Pixabay

Region. Anfang Januar hatte sich das Niedersächsische Oberverwaltungsgericht in Lüneburg mit der Unzulässigkeit von Schottergärten beschäftigt und einer Kommune recht gegeben, die den Rückbau eines solchen Gartens angeordnet hatte. Auch in der Region sind sich die Verwaltungen einig, dass Grünflächen den "trendigen Schottergärten" vorzuziehen seien. Strikte Kontrollen gibt es bislang aber nicht. Der NABU appelliert deswegen an die Grundstückbesitzer und erklärt, warum sie schlecht für die Umwelt sind.



Laut NABU gibt es einige Mythen, die sich hartnäckig halten und Menschen dazu bewegen, Schottergärten anzulegen. Die häufigsten Irrtümer widerlegen die Naturschützer nun in einer Pressemitteilung und klären über die richtige Gartengestaltung auf.

Schottergärten: Pflegeleicht und günstig?


Leider nein. Schon die Materialkosten von Steinen, Schotter und Pflanzen sowie der Bau gehen laut NABU ins Geld. Kies und Steine können mit der Zeit Moos und Algen ansetzen, was sie ungepflegt wirken lässt. Darum müssen Schotterflächen regelmäßig von Blättern und Pflanzenaufwuchs befreit werden. Dies geschieht oft mit dem Laubbläser oder Hochdruckreiniger. Die Geräte sind laut, verbrauchen viel Energie und schaden außerdem Kleinstlebewesen. Wird die Fläche nach einigen Jahren unansehnlich, muss sie komplett abgetragen, der Kies gewaschen, das Vlies unter dem Kies erneuert und der saubere Kies wieder aufgelegt werden. Auch das ist teuer, aufwändig und verbraucht Energie. In vielen Kommunen gelten Schottergärten zudem als versiegelt oder teilversiegelt. Weil sie die Kanalisation belasten, fallen zusätzlich Abwassergebühren an, so der NABU.

Haben Schottergärten einen Einfluss auf das Klima in Garten und Haus?


Im Sommer erhitzen sich die Steine sehr stark und kühlen auch nachts nicht ab. Versiegelte Böden können kein Wasser aufnehmen und verdunsten, weshalb sie im Sommer nicht zur Kühlung der Luft beitragen. Nicht bepflanzte Flächen fallen als Wasserverdunster und Schattenspender aus. Durch die fehlenden Pflanzen können auch feine Staubpartikel über die Blätter nicht mehr aus der Luft gefiltert werden, Staub und Stickstoffdioxid reichern sich an. Lärm von der Straße wird nicht von Vegetation gedämpft, sondern verstärkt. Mit offenem Fenster zu schlafen, wird so schwierig.

Wie reagiert der Boden auf einen Schottergarten?


Der Boden leidet stark unter versiegelten Flächen. Durch die Bodenverdichtung und unter Folie und Vlies leidet das Bodenleben und die Bodenfruchtbarkeit geht verloren. "Angesichts der fortschreitenden Flächenversiegelung und der Klimakrise können wir uns das nicht länger leisten", so der NABU. Starkregen kann auf dem versiegelten Boden ebenfalls zum Problem werden. Zum einen kann Regenwasser weniger gut versickern und die Grundwasservorräte auffüllen. Zum anderen steigt das Risiko für Überschwemmungen: Regnet es sehr stark, können die Kanalisation oder die Vorfluter die oberflächlich abfließenden Wassermassen nicht fassen.

Sind Steine im Garten grundsätzlich schädlich?


Steine können im Garten ein wichtiges Gestaltungsmittel sein, etwa als Trockenmauer oder Wegebelag. Fachgerecht angelegte naturnahe Kiesgärten oder alpine Steingärten sind meist sehr pflanzen- und artenreich. Wenn auf Folie verzichtet wird, kann auch Wasser in den Boden versickern. Solche Gärten beherbergen spezialisierte Pflanzen, die naturgemäß an sonnigen, trockenen, humus- und nährstoffarmen sowie wasserdurchlässigen Extremstandorten vorkommen, zum Beispiel auf natürlichen Trockenstandorten wie Trockenrasen und Felsheiden oder in Kiesgruben und Steinbrüchen.

Sind Schottergärten erlaubt?


"Nein, Schottergärten, insbesondere mit Vliesunterlage, entsprechen nicht den Bestimmungen des Baurechts. Alle Länderbauordnungen haben festgeschrieben, dass nicht überbaute Flächen von bebauten Grundstücken wasserdurchlässig zu gestalten und zu begrünen sind. Schottergärten sind darum bereits jetzt nicht erlaubt – auch unabhängig von einem expliziten Verbot", erklärt der NABU. Trotzdem scheint vielerorts Unklarheit darüber zu herrschen, was erlaubt ist oder nicht. Viele Kommunen engagierten sich daher mit Verboten, aber auch positiven Anreizen gegen Schottergärten. In Niedersachsen sind Schottergärten verboten. Das Oberverwaltungsgericht urteilte im Januar 2023, dass sie nicht als Grünflächen anzusehen seien und damit der Niedersächsischen Bauordnung widersprechen. Kommunen können damit ihren Rückbau anordnen.

Naturoase statt Hitzeinsel


„Durch die richtige Bepflanzung mit heimischen Sträuchern und Blumen bieten selbst kleine Vorgärten vielen Tieren einen Lebensraum. Schaffen Sie eine Naturoase direkt vor der Haustüre und leisten Sie damit Ihren Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt“, wirbt die Leiterin der NABU-Regionalgeschäftsstelle Südost-Niedersachsen Josefine Beims. Ein Rückbau von Schottergärten kann im Ganzen oder in Teilschritten erfolgen. Dabei muss das Vlies zunächst entfernt werden. Ein Teil der Steine kann zu einem Reptilienversteck aufgeschichtet werden. Die restlichen Steine werden mit Sand und Kompost vermischt. Danach kann gesät oder gepflanzt werden. Besonders gut gedeihen dort Steingartenpflanzen und trockenheitsverträgliche Wildstauden.

Wer sich weitere Informationen und Anregungen zur Anlage artenreicher Vorgärten holen möchte, erhält gegen Einsendung eines 5-Euro-Scheins bei der NABU-Regionalgeschäftsstelle Südost-Niedersachsen, Konrad-Adenauer-Straße 25, 38226 Salzgitter, unter dem Stichwort „Vorgärten“, die Broschüre „Naturnahe Vorgärten in Südost-Niedersachsen“. Diese kann auch zu den Öffnungszeiten (dienstags 10 bis 12 und 13 bis 15 Uhr) in der Geschäftsstelle abgeholt werden.


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