Region. Sie sind pflegeleicht, gute Kuschelpartner für Kinder, die den Wunsch nach einem ersten Haustier zum Spielen geäußert haben und in jedem Zuhause findet sich ein Plätzchen für sie. Diese verbreiteten Annahmen über Kleintiere seien alle falsch. Sie würden nicht selten dazu führen, dass Kaninchen und Meerschweinchen nicht artgerecht gehalten werden. Die Tierschutzorganisation TASSO möchte mit weit verbreiteten Irrtümern aufräumen und darüber informieren, was Kleintiere zum glücklich sein wirklich brauchen.
Die gute Nachricht vorab: „Ein früher häufig gemachter Fehler bei der Haltung von Kaninchen und Meerschweinchen kommt heute zum Glück schon seltener vor“, weiß Heike Weber, Leiterin des Bereichs Tierschutz bei TASSO. „Nämlich, dass die Tiere einzeln gehalten werden. Durch viele Informationen ist mittlerweile oft bekannt, dass Kaninchen und Meerschweinchen überaus soziale Tiere sind, die vereinsamen, wenn sie keine Partner haben. Am liebsten leben sie in großen Gruppen.“ Weber hofft, dass durch intensive Aufklärung auch weitere Irrtümer seltener werden.
Nicht alle Tiere vertragen sich
Dazu gehört beispielsweise die Annahme, dass Kaninchen und Meerschweinchen problemlos zusammengehalten werden können. „Diese Arten haben unterschiedliche Bedürfnisse und verschiedene Kommunikationsweisen. Meerschweinchen kommunizieren sehr lebhaft, Kaninchen schreien nur in Todesangst und sind von den ‚Unterhaltungen‘ der Schweinchen eher gestresst. Weiterhin brauchen Meerschweinchen viele Unterschlüpfe und fühlen sich nicht wohl, wenn sie sich auf einer großen, freien Fläche befinden. Genau diese brauchen jedoch Kaninchen zum Haken schlagen, zusätzlich zu vielen Unterschlüpfen und erhöhten Ruheplätzen“, nennt Weber einige Beispiele. Ein Zusammenleben von beiden sei nur dann möglich, wenn das Gehege ausreichend groß ist, auf die individuellen Bedürfnisse beider Arten eingegangen werden kann und jeweils mindestens ein artgleicher Partner vorhanden ist.
Viel Platz ist wichtig
Dass Kleintiere nur wenig Platz benötigen, ist eine weitere falsche Annahme. Die Tiere brauchen Platz zum Springen, Hoppeln, Laufen, Verstecken. Als Richtlinie gilt: etwa 10 Quadratmeter für 2 bis 3 Kaninchen und zirka 2 Quadratmeter pro Meerschweinchen. Je mehr, desto besser. Auch das Kuscheln mit Menschen finden Kleintiere in der Regel nicht gut. Weber: „Meerschweinchen und Kaninchen sind sensible Tiere mit starken Fluchtinstinkten und haben Angst, wenn sie gepackt, festgehalten und hochgehoben werden.“ Auch wer denkt, ein Kleintier mache weniger Arbeit als eine Katze oder ein Hund, irrt sich. Zwar brauchen und wollen Kleintiere keine direkte Zuwendung von ihren Menschen in Form von Kuscheln oder Interaktion. Doch will man ihnen ein artgerechtes Leben bieten, sind sie in ihrer Haltung anspruchsvoll und brauchen viel Zeit und aufmerksames Beobachten. So benötigen die Tiere täglich frisches Futter und Wasser, das Gehege sollte gründlich sauber gehalten werden und regelmäßig sollte auch überprüft werden, ob sie gesund sind und alles in Ordnung ist mit Krallen, Zähnen, Ohren, Augen und After. Als Fluchttiere zeigen weder Kaninchen noch Meerschweinchen Schwäche und so kann schnell übersehen werden, wenn sie krank sind.
„Wer viel Platz hat, gerne beobachtet, vielleicht sogar gerne neue Klettermöglichkeiten baut und Freude daran hat, sich Zeit für seine vierbeinigen Freunde zu nehmen, für den sind Meerschweinchen oder Kaninchen tolle Haustiere“, sagt Weber. „Auch für Kinder – aber unter der Anleitung der Erwachsenen. Es muss vor der Anschaffung klar sein, dass die letztendliche Verantwortung nicht bei den Kindern liegen kann. Mit Unterstützung können sie aber wunderbar lernen, was es heißt Verantwortung für ein Tier zu übernehmen.“
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