Sprengungen von Geldautomaten haben sich in der Region fast verdoppelt

Die Täter nutzen hochmotorisierte Fluchtfahrzeuge mit Spitzengeschwindigkeiten von über 250 km/h. Dies mache eine Verfolgung nahezu unmöglich.

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Symbolfoto. | Foto: Rudolf Karliczek

Region. Seit dem Jahr 2015 ist die Anzahl der Geldautomaten-Sprengungen stetig gestiegen. Das geht aus dem kürzlich vorgestellten Lagebild „Organisierte Kriminalität in Niedersachsen 2021“ von Polizei und Justiz hervor. Insgesamt schlugen die Geldautomatensprenger in Niedersachsen in diesem Jahr 62 Mal zu, 2015 waren es noch 30 Taten. Auch in der Region kommt es immer wieder zu solchen Taten.



Die "Erfolgsquote" der Täter lag demnach im Jahr 2020 bei etwa 37 Prozent, im vergangenen Jahr stieg sie bereits auf über 49 Prozent an. Dabei, so heißt es in dem Bericht, würden die Täter hochprofessionell agieren, kaum Spuren hinterlassen und hochmotorisierte Fluchtfahrzeuge mit Spitzengeschwindigkeiten von über 250 km/h nutzen. Dies mache eine Verfolgung nahezu unmöglich. Die Täter würden meist in den Nachtstunden zwischen 2 und 4 Uhr zuschlagen, 70 Prozent aller Sprengungen wurden mittels Festsprengstoff umgesetzt.

Auch bei den Sprengungen in der Region, zuletzt im November in Salzgitter, wurde stets von hochmotorisierten Fahrzeugen berichtet, die die Täter für ihre Flucht nutzten. Ein Blick in das regionalHeute.de-Archiv zeigt: Mindestens 15 Geldautomatensprengungen gab es in diesem Jahr in der Region (2021: 9).


Innenminister nimmt Banken in die Pflicht


Niedersachsen Innenminister Boris Pistorius erklärte bei der Vorstellung des Lagebildes, die Sicherungstechnik der meisten Geldautomaten in Deutschland sei unzureichend und nimmt die Banken in die Pflicht. "Wir haben konkrete Erkenntnisse zu den Tätergruppierungen, die insbesondere in die Niederlande führen. In einigen Nachbarländern, gerade in den Niederlanden, gibt es kaum noch vergleichbare Taten. Die mögliche Beute wird dort bei einer Sprengung durch Verklebungs- oder Verfärbungstechnik unbrauchbar gemacht. Die Betreiber der Geldautomaten sind deshalb in der Pflicht, das Sprengen von Automaten durch technische Maßnahmen so unattraktiv wie möglich zu machen", so Pistorius.

Im Rahmen der Herbst-IMK in München habe man gemeinsam beschlossen, dass die Banken und Sparkassen bis April 2023 wirksame Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit von Geldautomaten vorlegen sollen. Nächtliche Schließungen von Geldautomaten könnten nur eine Teillösung für das Problem sein, zumal das die Verfügbarkeit von Bargeld, gerade im ländlichen Raum, noch schwerer mache.

"Die Schließungen sind aus meiner Sicht allenfalls kostengünstige, erste Schritte. In Niedersachsen bereiten wir deshalb gemeinsam mit dem Justizministerium eine entsprechende Bundesratsinitiative vor, um Banken und Sparkassen entsprechend gesetzlich zu verpflichten, falls die Sicherung nicht freiwillig oder nur unzureichend geschieht. Durch die inzwischen bei diesen Taten fast ausschließlich genutzten Festsprengstoffe werden Menschenleben akut gefährdet, das werden wir so nicht weiter hinnehmen", sagt der Minister.


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