Tangerhütte. In Tangerhütte im sachsen-anhaltinischen Landkreis Stendal ist ein Streit um die Umbenennung einer Kita mit dem Namen "Anne Frank" entbrannt, der auch bundesweit für laute Kritik sorgt. Die "Magdeburger Volksstimme" hatte zuletzt berichtet, dass die städtische Einrichtung "Anne Frank" in Zukunft "Weltentdecker" heißen solle; die Stadt stellte allerdings am Montag klar, dass die Entscheidung einer Namensänderung aktuell nicht anstehe.
In einer Mitteilung hieß es, dass bereits Anfang 2023 die Diskussion aufgekommen sei, eine "grundlegende Konzeptionsänderung" durch einen anderen Namen der Einrichtung auch nach außen hin sichtbar zu machen. Diese Diskussionen liefen immer noch, ohne dass aktuell eine Entscheidung darüber anstehe. Dabei werde "mittelfristig" auch die aktuell öffentlich geführte Diskussion um die Namensgebung mit einfließen. "Viele konstruktive Anregungen und Vorschläge haben uns dazu erreicht, für die wir sehr dankbar sind", sagte Bürgermeister Andreas Brohm.
"Diese werden dem Abwägungsprozess eine neue Dynamik verleihen, was wir begrüßen." Die Debatte hatte unter anderem angesichts der jüngsten Eskalation im Nahostkonflikt für Unmut gesorgt. Kritik äußerte unter anderem das Internationale Auschwitz Komitee. Eine Namensänderung würde im Stadtrat von Tangerhütte aber wohl auch keine Mehrheit finden: Die Fraktionsvorsitzenden des Stadtrats der Einheitsgemeinde kündigten am Montag an, die Umbenennung der örtlichen Kita einhellig abzulehnen.
"Am Mittwoch wird sich der Stadtrat einstimmig gegen das Ansinnen einer Umbenennung der Kita positionieren", sagte Werner Jacob (CDU), Vorsitzender des Stadtrats, der "Welt". Alle Fraktionsvorsitzenden unterstützen Jacob zufolge ein entsprechendes Positionspapier der CDU Tangerhütte. Als Unterzeichner einer gemeinsamen Erklärung sind laut Zeitung die Fraktionen CDU/FDP, UWGSA, SPD, Die Linke, WG Zukunft, WG Altmark und WG Lüderitz aufgeführt. "Die Fraktionen des Stadtrates der Einheitsgemeinde Stadt Tangerhütte fordern den Bürgermeister Herrn Brohm auf dieser Umbenennung eine klare Absage zu erteilen", heißt es in der Stellungnahme mit Bezug auf Bürgermeister Andreas Brohm (parteilos).
Die Behauptung der Kita-Leitung, der Name "Anne Frank" sei ungeeignet und Kindern schwer vermittelbar, zeuge "eher von einer Geschichtsvergessenheit der Verantwortlichen", heißt es in der Stellungnahme. Diese Geschichtsvergessenheit sei ein "Nährboden für Verschwörungstheorien und Demokratiefeindlichkeit bis hin zum Antisemitismus". Erinnerungskultur habe einen Sinn, denn man sei es den Kindern und nachfolgenden Generationen schuldig zu erklären, was es bedeute, in Frieden und Freiheit zu leben. "Die Geschichte lehrt uns, dass dies keine Selbstverständlichkeit ist und diese Werte verteidigt werden müssen."
Die "aktuellen Ereignisse" machten "dies noch eindringlicher". Der Stadtratsvorsitzende Jacob sagte, dass das Ansinnen zur Umbenennung der Kita aus den Reihen der Kita-Führung stamme. "Die Kita-Leitung ist neu und wollte ein neues pädagogisches Konzept umsetzen. Dieses neue Konzept wollten sie durch einen neuen Namen dokumentieren", sagte Jacob.
Einen Antrag zur Umbenennung - "den der Stadtrat sowieso abgelehnt hätte" - habe es bislang nicht gegeben. "Ich glaube, hinter dem Ansinnen der Kita steckte einfach politische Naivität und eine - andere Worte finde ich dafür nicht - Geschichtslosigkeit", sagte Jacob.
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