Berlin. Zum sogenannten „kleinen Fahrplanwechsel“ am 15. Juni 2025 verändert die Deutsche Bahn (DB) zahlreiche Angebote, mit Vorteilen für manche, aber auch massiven Nachteilen für Familien. Besonders kritisch: Die Familienreservierung wird gestrichen, die Preise für Sitzplatzreservierungen steigen.
Fahrgastverbände wie PRO BAHN, der Verkehrsclub Deutschland (VCD), aber auch die Union (CDU/CSU) reagieren mit scharfer Kritik. Ein Überblick über alle wichtigen Änderungen, Erklärungen und Hintergründe.
Abschied von der Familienreservierung
Mit dem neuen DB-Fahrplan entfällt die Familienreservierung ersatzlos, wie aus mehreren übereinstimmenden Quellen hervorgeht. Bislang konnten Familien mit Kindern zu einem stark vergünstigten Pauschalpreis Sitzplätze reservieren – dieses Angebot fällt nun komplett weg. Stattdessen müssen alle Mitreisenden, auch Kinder, einen regulären Preis für die Sitzplatzreservierung bezahlen. Eine vierköpfige Familie zahle ab Mitte Juni damit 44 Euro statt bisher 20,80 Euro für reservierte Plätze, also mehr als eine Verdopplung so der "Fahrgastverband PRO BAHN" in einer Pressemeldung.
Auch die Einzelpreise würden demnach ansteigen: So koste in der 2. Klasse die Reservierung künftig 5,50 Euro statt der vorherigen 5,20 Euro, in der 1. Klasse 6,90 Euro statt 6,50 Euro. Diese Änderungen bestätigte die Bahn in ihrer offiziellen Übersicht zum Fahrplanwechsel.
Verbände und Politik schlagen Alarm: „Nicht familienfreundlich“
Mehrere Verbände als auch Personen aus der Politik übten an dieser Fahrplanreform Kritik. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) warnt beispielsweise vor einer sozialen Schieflage in der Verkehrspolitik und sieht den Bund in der Verantwortung: Die VCD-Bundesvorsitzende Kerstin Haarmann erklärt dazu: „Gerade Familien mit Kindern sind auf reservierte Sitzplätze angewiesen. Auf sie kommt jetzt de facto eine erneute Preiserhöhung zu“, erklärte in einer Pressemitteilung vom 10. Juni 2025. Ihr zufolge müsse der Bund genau deswegen dringend eine Eigentümerstrategie für die DB vorlegen.
Der Tarifexperte des Fahrgastverbands PRO BAHN, Jörg Bruchertseifer, meint hierzu: „Bei gleichzeitiger Buchung eines digitalen Tickets mit für die Reise eingetragenen Kindern sollte die Reservierung nicht teurer werden. Dies umzusetzen ist bei kundenorientierter Digitalisierung technisch problemlos möglich“. Er fordert die Politik auf, familienfreundliches Bahnreisen preislich attraktiver zu gestalten, insbesondere im Vergleich zum Auto.
Auch aus letzterer Richtung weht Kritik. So soll Steffen Bilger, der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, gegenüber der "Bild"-Zeitung verlautbart haben, dass die Bahn mit der Abschaffung der Familienreservierung leichtfertig einen weiteren Imageverlust riskiere.
Diese weiteren Änderungen bringt der Fahrplanwechsel 2025
Trotz des Wegfalls der Familienreservierung bietet die Deutsche Bahn auch einige positive Neuerungen. Diese sollen bestimmte Zielgruppen entlasten oder zur stärkeren Nutzung der Bahn motivieren:
Frühbucherrabatt für Flexpreis-Tickets
Wer sein Flexpreis-Ticket mehr als vier Wochen vor der Reise bucht, erhält bis zum 31. Juli 2025 20 % Rabatt. Dies gilt für Reisen bis einschließlich 13. Dezember 2025 (DB-Quelle: "Änderungen zum Fahrplanwechsel").
Flexpreis-Tickets wieder kurzfristig stornierbar
Auf Druck von PRO BAHN nimmt die Bahn eine frühere, stark kritisierte Regel zurück: Ab dem 15. Juni 2025 können Flexpreis-Tickets wieder bis einen Tag vor Reiseantritt kostenfrei storniert werden. Danach fällt eine Gebühr von 30 Euro an. Die frühere 8-Tage-Frist sei „nicht zeitgemäß“, so der Verband (PRO BAHN, 10.06.2025).
Super Sparpreis jetzt ab 6,99 Euro
Für kurze Strecken ist der Super Sparpreis nun ab 6,99 Euro erhältlich – inklusive optionalem Nahverkehr und City-Ticket (zuvor ab 9,99 Euro).
My BahnCard 50 zum Sonderpreis
Die My BahnCard 50 (2. Klasse) kostet im Aktionszeitraum bis zum 13. Dezember 2025 nur noch 49,99 Euro statt 79,90 Euro.
Neuerungen für Senioren
Im Sommer gibt es die Senioren BahnCard Plus – gegen Aufpreis mit Vorteilen wie Lounge-Zugang und Bordbistro-Extras.
Neue Verbindungen: Mehr Direktzüge und Nachtzüge
Auch im Fahrplanangebot tut sich einiges. Diese Neuerungen sind für Reisende in ganz Deutschland und im Ausland interessant:
- Berlin – Chemnitz: Neue Direktverbindung am Wochenende (hin morgens, zurück abends)
- Berlin – Rostock – Binz (Rügen): ICE-Verstärker freitags bis sonntags
- Hamburg – Kopenhagen: Drei zusätzliche Eurocity-Fahrten täglich
- Berlin – Prag: Neuer täglicher Nachtzug
- Brüssel – Frankfurt: Tägliche Spätverbindung
- München – Bologna: Eine zusätzliche Direktverbindung täglich