Tiny House-Siedlung: Stadt prüft mögliche Standorte

Der Rat stimmte am Mittwoch mehrheitlich zu. Der Verein reka hat schon ganz konkrete Pläne aufgestellt.

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Symbolbild | Foto: pixabay

Braunschweig. Die Stadt Braunschweig unterstützt die Realisierung einer Tiny House-Siedlung im Stadtgebiet. Einen entsprechenden Antrag, der gemeinsam von den Fraktionen SPD, Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke, BIBS und P² eingebracht wurde, hat der Rat der Stadt am Mittwoch mehrheitlich beschlossen. Die Verwaltung soll nun überprüfen, welche Grundstücke in Braunschweig für eine zeitnahe Realisierung einer Tiny House-Siedlung geeignet sind.


Im Vorfeld der Ratssitzung hatte die FDP-Fraktion in einer Pressemitteilung gefordert, das Thema differenziert zu sehen. Erst durch einen klugen Standort werde das Konzept einer Tiny House-Siedlung tatsächlich nachhaltig. „Wenn eine Fläche, auf der Geschosswohnbebauung möglich wäre, mit einzelnen Tiny Houses besetzt wird, ist das in Zeiten von Wohnraummangel unökonomisch – und wenn stattdessen auch noch anderswo grüne Flächen als Bauland ausgewiesen werden, obendrein unökologisch“, so Ratsherr Mathias Möller. Die Stadt solle also darauf achten, besonders solche Flächen zu untersuchen, wo ohnehin nur niedrige Bebauung stattfinden darf. „Möglich ist es außerdem dank des geringen Gewichts der Kleinhäuser, sie auf geeigneten Dachflächen zu platzieren“, so Möller. „Auch diese sollten in die Betrachtung mit einbezogen werden – so wäre städtische Fläche ideal genutzt und Bewohner hätten ein Häuschen über den Dächern der Stadt.“


Ratsfrau Anke Schneider (Die Linke) bezeichnete die Bedenken, eine Tiny House-Siedlung könne unökonomisch sein, als absurd. In der Sitzung betonte sie, dass Tiny-Häuser im Geschossbau möglich seien. Zu einer weiteren Diskussion kam es allerdings nicht, da man sich im Vorfeld der Sitzung darauf verständigt hatte, auf Redebeiträge weitgehend zu verzichten.

Es gibt schon konkrete Pläne


Während die Stadt nun den Auftrag bekommen hat, nach einem geeigneten Standort zu suchen, ist man beim Verein Regionale Energie- und KlimaschutzAgentur (reka) schon weiter. "Die reka-Projektgruppe 'wandel.WOHNPARK BS' hat sich über die Umsetzung eines dafür geeigneten Konzepts am Beispiel der ehemaligen Gärtnerei Am Lehmanger in Braunschweig bereits Gedanken gemacht und diese in einem skizzenhaften Nutzungskonzept zu Papier gebracht", berichtet Heiko Hilmer, 1. Vorsitzender der reka, in einer Pressemitteilung.

Ein Nutzungskonzept hätten die Mitglieder der Bau-AG der Projektgruppe in Kooperation mit dem Architekten Andreas Ostermann bereits erstellt. Hierin seien wesentliche Fragen, wie die, welches der Bestandsgebäude der ehemaligen Gärtnerei sinnvoll in das neue Konzept integriert werden können, beantwortet. Damit könne durch Um- und Neunutzung bereits vorhandener baulicher Strukturen eine erhöhte Nachhaltigkeit des Geländes und der Gesamtenergiebilanz des Projektes erzielt werden.

Hier könnte eine Tiny House-Siedlung entstehen.
Hier könnte eine Tiny House-Siedlung entstehen. Foto: reka


"Viele Menschen verbinden mit Tiny Houses minimalistisches Wohnen in einem attraktiven mobilen Minihaus in ländlicher Alleinlage. Das ist im urbanen Raum natürlich nicht möglich. Im Rahmen des Konzepts wandel.WOHNPARK werden verschiedene Aspekte mit einbezogen, um die minimalistische Wohnform mit einem urbanen Charakter zu verbinden: Durch die Nutzung von Gemeinschaftsflächen und gemeinschaftlich genutzter Infrastruktur und Anlagen (Mobilität, Instandhaltung, urbane Landwirtschaft, Gemeinschaftsräume) werden Synergien erzeugt und Flächen- und Energieverbräuche reduziert", erläutert Ostermann, der auch Mitglied der reka-Projektgruppe „wandel.WOHNPARK BS“ und deren Bau-AG ist. Konzeptbedingt sei die Wohnfläche pro Person viel geringer als bei einer konventionellen Bebauung. "Aber auch mehrgeschossige Elemente und Tiny Houses im Reihenhausstil erzielen die für einen urbanen Raum notwendige Einwohnerdichte bei gleichzeitiger hoher und höherer Lebensqualität", so Ostermann weiter. "Im Vergleich müsste man auf gleicher Fläche ein sehr hohes Mehrfamilienhaus bauen, um noch mehr Menschen auf der gleichen Baufläche unter zu bringen."

So könnte die Siedlung strukturiert sein.
So könnte die Siedlung strukturiert sein. Foto: reka


Und natürlich sei das Konzept entsprechend der jeweiligen Rahmenbedingungen, die ein Grundstück bietet, anpassbar, betont er. Die Initiative werde weitere Varianten auch für andere geeignete Grundstücke entwickeln, um die Vielfältigkeit von Gemeinschaftsprojekten mit Tiny Houses aufzuzeigen. „Ziel ist es - neben der Realisierung solcher Projekte auf geeigneten Grundstücken - Bilder in den Köpfen der Menschen zu erzeugen, wie so ein Gemeinschaftsprojekt mit Tiny Houses aussehen kann: Mit all den Vorteilen für das Quartier und die Stadt bei einer gleichzeitig sehr hohen Lebensqualität, die mit bezahlbarem Aufwand geschaffen werden kann", ergänzt Hilmer.


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