"Vorne zu niedrig und hinten zu lang“ - IG Metall streikt Bundesweit

Das Angebot der Arbeitgeber vom Freitag lehnte die Gewerkschaft ab.

Mit buntem Nebel machten die Beschäftigten auf sich aufmerksam.
Mit buntem Nebel machten die Beschäftigten auf sich aufmerksam. | Foto: Rudolf Karliczek

Salzgitter/ Peine. Die IG Metall Salzgitter-Peine hat am heutigen Montag die Beschäftigten der Salzgitter AG zu Warnstreiks aufgerufen. An den Warnstreiks in Salzgitter und Peine haben sich insgesamt 3.800 Beschäftigte beteiligt. Die Produktion bei der Salzgitter AG wurde für sechs Stunden unterbrochen. Das geht aus einer Pressemitteilung der IG Metall SüdOstNiedersachsen hervor. Von weiteren Aktionen berichtete die IG Metall Niedersachsen-Sachsen-Anhalt. In Peine sollen es etwa 300 Beschäftigte gewesen sein.



Der Tarifkampf in der nordwestdeutschen Stahlindustrie spitzt sich zu. Auch die dritte Runde der Verhandlungen am Freitag brachte kein Ergebnis. Enttäuscht verließen die Mitglieder der IG Metall-Verhandlungskommission am Freitagabend den Verhandlungstisch, heißt es in der Mitteilung. Die Arbeitgeber hätten nach stundenlangem Ringen ihr Angebot aktualisiert. Sie bieten jetzt 4,7 Prozent bei einer Laufzeit von 21 Monaten. "Das ist vorne zu niedrig und hinten zu lang", sagt Knut Giesler, Bezirksleiter der IG Metall NRW. "Dieses Angebot ist zu weit von unserer Forderung entfernt, als dass wir zu einem Ergebnis hätten kommen können. Darum hat die Tarifkommission beschlossen, die Warnstreiks in der Stahlindustrie fortzusetzen und den Druck für die Forderungen der IG Metall zu erhöhen."

Die Forderungen


Dieser Spruch fasst die Forderungen der Belegschaft zusammen.
Dieser Spruch fasst die Forderungen der Belegschaft zusammen. Foto: Rudolf Kaliczek


Die IG Metall fordert in der Tarifrunde 8,2 Prozent auf 12 Monate. Also fast doppelt so viel, in etwa der Hälfte der Zeit. Darüber hinaus sollen die Tarifverträge zur Altersteilzeit, über den Einsatz von Werkverträgen und zur Beschäftigungssicherung für die rund 68.000 Beschäftigten, einschließlich der Übernahme für die Auszubildenden, verlängert werden.



Der Krieg in der Ukraine habe zur Folge, dass die Preise dramatisch gestiegen seien. Für das gesamte Jahr 2022 prognostiziert die EZB 6,1 Prozent Inflationsrate. Alles, was man täglich brauche, sei teurer geworden, erklärt Giesler. Deshalb lege die IG Metall im Arbeitskampf noch eine Schippe drauf: "Wir erhöhen jetzt den Druck noch einmal deutlich. Heute legen bundesweit Beschäftigte an allen Stahlstandorten die Arbeit nieder", so der Verhandlungsführer. Matthias Wilhelm von der IG Metall Salzgitter-Peine sagt: "Die IG Metall ist in der Stahltarifrunde kampffähig. Das haben wir in den letzten Wochen und heute in Salzgitter bei der Salzgitter Flachstahl GmbH und in Peine bei der Peiner Träger-Gesellschaft eindrucksvoll unter Beweis gestellt". Die Stahlbranche verdiene gerade richtig viel Geld. Und an diesen Gewinnen wollen die Beschäftigten beteiligt werden.


Verantwortung sei keine Einbahnstraße


Auch ein Feuerwehrwagen war Teil der Aktion.
Auch ein Feuerwehrwagen war Teil der Aktion. Foto: Rudolf Kaliczek


Die Beschäftigten hätten während der Corona-Pandemie Kurzarbeit gemacht, als die Aufträge weggebrochen sind und darauf Extraschichten geleistet, als die Aufträge wieder angezogen hatten. Sie hätten Verantwortung getragen. Das sei aber keine Einbahnstraße. Mit dieser Erwartungshaltung geht die IG Metall nun in die vierte Verhandlung am 14. Juni. Würden die Arbeitgeber ihr Angebot nicht verbessern, seien die Stahlarbeiter bereit, den Arbeitskampf spürbar auszuweiten.

Einmalzahlung vom Tisch


Eine Einmalzahlung ist vom Tisch, erläutert Hasan Cakir, Konzernbetriebsratsvorsitzender der Salzgitter AG. Man habe eine hohe Mobilisierung, die Anlagen standen still, die Stimmung sei gut, die Beschäftigten würden ihrer IG Metall den Rücken stärken. Gabriele Handke, Betriebsratsvorsitzende der Peiner Trägergesellschaft bedankte sich bei allen Beteiligten. Ihnen sei es zu verdanken, dass sich jetzt am Verhandlungstisch etwas bewegt. Morgen gehen die Verhandlungen in die vierte Runde. Dann entscheide sich, ob wir ein Ergebnis erzielen – oder ob wir die Eskalation noch steigern müssen, fasste Giesler zusammen.


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