Vorsicht Mogelpackung: Wenn aus einer Fleischtomate eine Cocktailtomate wird

Gartennerd Mario Walter klärt über die Möglichkeiten und Risiken von F1 Hybriden auf.

von Gartennerd Mario Walter


Die Auswahl des richtigen Saatguts sollte man sich gut überlegen.
Die Auswahl des richtigen Saatguts sollte man sich gut überlegen. | Foto: Mario Walter

Wenn Sie auch in diesem Jahr wieder Ihr eigenes Gemüse oder Ihre eigenen Schnittblumen aus Ihrem Garten ernten wollen, benötigen Sie dafür sicherlich das eine oder andere Tütchen Saatgut. Vielleicht ist Ihnen dabei auf den Tütchen schon einmal die Bezeichnung "F1 Hybrid“ aufgefallen. Was sich dahinter verbirgt und warum es nützlich sein kann zu wissen, was es bedeutet, beschreibt der regionalHeute.de Gartennerd Mario Walter.


Unter einem F1 Hybrid versteht man grundsätzlich Pflanzen, die durch traditionelle Züchtung entstanden sind. F1 bedeutet hier die erste Generation einer Kreuzung zweier Elternsorten. Diese beiden Elterngenerationen werden durch wiederholte Inzucht gezüchtet. Diese Inzucht sorgt dafür, dass die F1 eine sehr starke Wuchskraft besitzt. Dieses Phänomen nennt man Heterosis-Effekt. Hier liegt aber auch der große Knackpunkt der F1 Hybride: Sie haben zwar die gewünschten positiven Eigenschaften in der ersten Generation (wie gleichzeitige Reife, Resistenzen und andere Vorteile) - in allen darauffolgenden Generationen spalten sich diese Eigenschaften aber wieder auf. So kann es sein, dass Sie in der nächsten Generation - in der “F2“- eine Pflanze bekommen, die ganz andere Eigenschaften besitzt.

Der regionalHeute.de Gartennerd Mario Walter.
Der regionalHeute.de Gartennerd Mario Walter. Foto: Mario Walter


Es kursiert der Mythos, Saatgut von F1 Hybriden könne nicht ausgesät werden, da es nicht keimt. Dem ist aber nicht so. Falls Sie also die Hybride nutzen wollen, damit sich Pflanzen nicht im Garten verteilen, kann es sein, dass Sie enttäuscht werden. Sollten Sie eine solche Pflanze bis zur Frucht pflegen, was nicht immer möglich ist, können sich hier interessante Variationen auftun. Aus einer Fleischtomate kann eine Cocktailtomate werden und auch die Farben der Frucht können unterschiedlich ausfallen.

Instabilität in der zweiten Generation


Diese Instabilität in der zweiten Generation führt dazu, dass immer wieder neues Saatgut gekauft werden muss. So ist es auch nicht möglich, die Pflanzen an die Gegebenheiten in der Aussaatregion anzupassen. Eine Selbstversorgung von stabilem Saatgut ist mit F1 Hybriden deshalb nicht möglich. Als Gärtner bleibt man dadurch abhängig.

Es schadet also nicht, sich über die Nachteile der F1 Hybride Gedanken zu machen und sich zu fragen, ob man die kräftigen Pflanzen (aber im Falle einer Tomate auch oft extrem geschmacksarmen Früchten) im eigenen Garten anbauen möchte oder lieber auf samenfestes Saatgut zurückgreift. Für dieses Saatgut gibt es online ein breites Angebot. Beim Kauf im Baumarkt oder Gartencenter müssen Sie auf die explizite Auslobung „samenfest“ achten. Sie bekommen das Saatgut auch im Rahmen spezieller Veranstaltungen wie beispielsweise im Gärtnermuseum Wolfenbüttel.


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