Region. Deutsche Bahn, Regionalverband Großraum Braunschweig und Land Niedersachsen haben am heutigen Donnerstag den Realisierungs- und Finanzierungsvertrag zum zweigleisigen Ausbau der Eisenbahnstrecke Braunschweig-Wolfsburg zwischen Weddel und Fallersleben - der „Weddeler Schleife" - unterzeichnet (regionalHeute.de berichtete). Damit können die Arbeiten für die rund 20 Kilometer lange Schienenverbindung wie geplant in der zweiten Jahreshälfte 2021 beginnen. Das teilt das Niedersächsische Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung in einer Pressemitteilung mit.
Der zweigleisige elektrifizierte Ausbau der Weddeler Schleife gilt als landesweit bedeutsames Vorhaben im Bereich der Schieneninfrastruktur in Niedersachsen und ist zentral für die Verbesserung des Schienenverkehrs in der Region Braunschweig. Das Vorhaben ist auch Bestandteil der Planungen des Bundesverkehrsministeriums zum Deutschlandtakt. Land und Region hatten sich seit vielen Jahren für die Umsetzung stark gemacht.
Niedersachsens Verkehrsminister Dr. Bernd Althusmann, der diesen Vertrag mit Verbandsdirektor Ralf Sygusch und Verbandsvorsitzendem Detlef Tanke als Vertreter des Regionalverbandes Großraum Braunschweig mit der DB Netz AG als Vorhabenträgerin unterzeichnete: „Das ist ein Riesenerfolg! Für dieses wichtige niedersächsische Großprojekt haben alle Beteiligten über Jahre sehr viel Zeit, Arbeit und Engagement investiert. Durch den Ausbau der Weddeler Schleife kann nicht nur der Nahverkehr in der Region Braunschweig-Wolfsburg weiter ausgebaut, sondern auch der Schienen-Verkehr insgesamt verbessert werden. Für die gute Zusammenarbeit möchte ich mich bei allen ganz herzlich bedanken, insbesondere für die große finanzielle Beteiligung durch den Bund und die verlässliche Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn. Nur durch eine enge Abstimmung und eine zeitlich genau aufeinander abgestimmte Taktung war es möglich, dass wir hier und heute den Finanzierungsvertrag unterschreiben können. Damit kann die Vergabe der ersten Bauleistungen noch im Mai beginnen."
Regelmäßiger Halbstundentakt zwischen BS und WOB
Enak Ferlemann, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium und Beauftragter der Bundesregierung für den Schienenverkehr: „Der zweigleisige Ausbau der Weddeler Schleife gehört zu den ersten Projekten, die wir zur Umsetzung des Zielfahrplans Deutschlandtakt neu beginnen. Damit wird ein regelmäßiger Halbstundentakt zwischen den Industriestandorten Braunschweig und Wolfsburg möglich. Gleichzeitig stärken wir die Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit im Netz. Gemeinsam mit der im Bedarfsplan für die Bundesschienenwege enthaltenen Elektrifizierung Hameln - Elze und den dreigleisigen Ausbauten zwischen Elze und Nordstemmen sowie Braunschweig und Weddel entsteht so eine leistungsfähige Umfahrung für den Knoten Hannover. Aus diesen Gründen haben die Haushaltspolitiker des Bundestags und die Bundesregierung entschieden, das Land Niedersachsen bei der Finanzierung des Ausbaus der Weddeler Schleife durch einen neuen Haushaltstitel zu unterstützen. Das Projekt stellt das Signal auf grün für den Start des Deutschlandtakts in Niedersachsen."
Verbandsvorsitzender Regionalverband Großraum Braunschweig, Detlef Tanke: „Das ist ein sehr guter Tag für die Region Braunschweig, besonders für unsere Fahrgäste. Für die erfolgreiche Finanzierung haben wir lange zusammen mit unseren regionalen Bundestagsabgeordneten kämpfen müssen. Mit dem heutigen Vertrag werden wir zwischen Braunschweig und Wolfsburg ab Dezember 2023 einen heutigen Anforderungen entsprechenden Halbstunden-Takt anbieten."
"Genügend Züge sind vorhanden"
Verbandsdirektor Regionalverband Großraum Braunschweig, Ralf Sygusch: „Wir sind als Aufgabenträger gut vorbereitet: Genügend Züge sind vorhanden und der Halbstundentakt zwischen Wolfsburg und Braunschweig ist bereits bestellt. Mit dem zweigleisigen Ausbau setzen wir einen weiteren Meilenstein in unserer langfristigen Strategie zwischen den Ober- und Mittelzentren der Region einen durchgängigen Halbstundentakt auf der Schiene anzubieten. Ich danke dem Landesverkehrsministerium und der Deutschen Bahn für die gute Zusammenarbeit in den vergangenen Monaten."
DB-Konzernbevollmächtigte Manuela Herbort: „Ich freue mich, dass wir mit der Zeichnung des Finanzierungsvertrages den Grundstein sowohl für mehr Flexibilität im Nahverkehr in der Region als auch für mehr Qualität im Personenfern- und Güterverkehr legen. Das ist ein wichtiger Beitrag, um den Anforderungen an den zukünftigen Verkehr auf der Schiene gerecht zu werden. Mit dem zweigleisigen Ausbau der Strecke zahlen wir einmal mehr auf die Starke Schiene ein und kommen somit dem Klimaschutzziel wieder ein Stück näher."
Vorbereitende Arbeiten haben begonnen
Mit vorbereitenden Arbeiten des zweigleisigen Ausbaus der rund 20 Kilometer langen Weddeler Schleife wurde bereits im Frühjahr 2021 begonnen. Eine erste umfassende Sperrpause ist für Ende Oktober bis Mitte Dezember 2021 geplant. Mit der Fertigstellung wird Ende 2023 gerechnet. Als nächstes steht die Vergabe der Bauleistungen unmittelbar bevor. Voraussetzung hierfür ist eine gesicherte Gesamtfinanzierung der Maßnahme für die DB Netz AG. Dies wird durch die bereitgestellten Bundesmittel und der heute erfolgten Unterzeichnung des sogenannten Realisierungs- und Finanzierungsvertrages mit Land und Regionalverband gewährleistet.
Ursprünglich war der Ausbau der Weddeler Schleife Bestandteil des Bundesverkehrswegeplans. Im Rahmen der Fortschreibung wurde das Vorhaben vom Bund aber nicht erneut aufgenommen. Land, Regionalverband und Bund verständigten sich deshalb bereits vor einigen Jahren darauf, das Ausbauvorhaben gemeinsam auf anderem Wege finanzieren zu wollen. Land und Regionalverband übernehmen danach mit Unterstützung durch eine Förderung des Bundes aus dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz den Kostenanteil in Höhe des gutachterlich ermittelten Nutzens für den Nahverkehr. Die verbleibenden Kosten trägt der Bund. Diese Finanzierungsaufteilung ist Grundlage des Realisierungs- und Finanzierungsvertrages mit der DB Netz AG. Für die Vertragsgestaltung bedurfte es zunächst einer Klärung der finanziellen Beteiligung des Bundes, um die Finanzierung des Projektes insgesamt sicherstellen zu können. Eine zwischenzeitlich aufgetretene Finanzierungslücke wurde Ende 2020 nach der Bereitstellung zusätzlicher Mittel durch den Bundestag in einem neuen Haushaltstitel für Investitionen zur Engpassbeseitigung im Nahverkehr im Bundeshaushalt 2021 geschlossen.
Rund 150 Millionen Euro Gesamtkosten
Insgesamt kostet der Ausbau der Weddeler Schleife laut aktueller Kostenschätzung rund 150 Millionen Euro. Land und Regionalverband übernehmen davon gemeinsam ca. 25 Prozent der Baukosten für den Nahverkehrsanteil sowie die Kosten der Entwurfsplanung und die verbleibenden weiteren Planungsaufwendungen. Laut Finanzierungsvertrag trägt der Regionalverband Großraum Braunschweig davon rund 12 Millionen Euro; das Land Niedersachsen rund 13,5 Millionen Euro. Den verbleibenden Anteil mit rund 124 Millionen Euro trägt der Bund.
mehr News aus der Region