Region. Weiße Weihnacht und besinnliche Winterstimmung im Schein der tausend Lichterketten. Das Braunschweiger Land hat diese Traumvorstellung das letzte Mal vor elf Jahren erlebt. In genau einem Monat ist Heiligabend, und dieses Jahr stehen die Chancen auf Schnee zum Fest so gut wie schon lange nicht mehr. Jan Schenk, Chefmeteorologe von "The Weather Channel", legt sich fest: Weiße Weihnachten sind 2021 zu 70 Prozent sicher. Und nicht nur das - es wird wohl der kälteste Dezember seit zehn Jahren!
Der Harz ist im Dezember schneesicher, das steht schon fest. Auch das ist nicht selbstverständlich - selbst Braunlage hatte das letzte Mal im Jahr 2017 Schnee an Heiligabend. Im Vorharz lagen 2010 laut der Wetterstation in Wittingen immerhin ganze 16 Zentimeter Schnee. Kann das wieder passieren? "Ja, kann es", zeigt sich Meteorologe Jan Schenk sicher. "Auch wenn der Schnee im Winter deutlich seltener geworden ist, so gibt es immer noch Schneejahre. Und wenn man sich die mittelfristigen Wetterprognosen so anschaut, dann muss man einfach sagen, dass es ein kalter Dezember wird. Es wird einer der kältesten Dezember der letzten zehn Jahre in Niedersachsen." Die Kältephase, so Schenk weiter, dauert wahrscheinlich noch bis in den Januar an.
Weiße Weihnacht zu 70 Prozent sicher
Damit ist zumindest eine Bedingung für Schnee im Dezember erfüllt. "Die Wetterentwicklung ist sehr spannend im Dezember. Der Monat startet kalt, dann kommt wahrscheinlich nochmal Wind oder gar Sturm, ehe es wieder anfängt zu schneien. Mitte Dezember deutet sich dann ein Winterhoch über Skandinavien an. Dann kann es auch kalte Ostluft geben." Die Chancen auf Schnee zu Weihnachten sind damit so hoch wie lange nicht. Der Harz wird zu 95 Prozent Weiße Weihnachten erleben und im Tiefland stehen die Chancen immerhin bei 70 Prozent. Schenk erfreut: "Man könnte also anfangen sich heimlich und langsam auf ein Weißes Weihnachten zu freuen, denn es könnte klappen."
Hier fällt bereits zum ersten Advent Schnee
Bereits in der Nacht zum morgigen Donnerstag tritt in der Region wieder Frost auf. In den kommenden Tagen beginnen die Temperaturen dann immer mehr, den Gefrierpunkt zu umspielen. So kann es auch in Braunschweig einige Schneeflocken geben, die aber erstmal nicht liegen bleiben. In Braunlage im Oberharz jedoch stellen sich frühestens am kommenden Mittwoch wieder Plusgrade ein. Dort lässt sich spätestens ab Freitagabend eine Schneedecke nieder. Doch Achtung - dabei wird es stürmisch. Die Polizei wird darüber hinaus nach Angaben des Goslarer Polizeisprechers Markus Lüdke in Kürze erste Winterreifen-Kontrollen durchführen.
Wetterlage sehr vergleichbar mit 2010
Als Grund für seine Sicherheit führt Schenk an, dass die allgemeine Wetterlage mit der des Jahres 2010 sehr vergleichbar sei. Anhand der globalen Entwicklungen aus der Vergangenheit können Meteorologen Prognosen für die Zukunft ableiten. "Der Winter in Europa wird maßgeblich vom Azorenhoch bestimmt. Denn wir brauchen eine Blockierung der milden Westwinde. Ansonsten kommt immer wieder milde Meeresluft nach Deutschland und Schnee kann man dann vergessen", führt Schenk aus und fährt fort: "Also schauen die Meteorologen auf das Verhalten des Azorenhochs und auch die Frühindikatoren, die die Atmosphäre so bereithält."
"Unser Winter wird unter Palmen gemacht"
Die wichtigsten Faktoren für die Dezember-Vorhersage kommen laut Schenk nicht etwa vom Nordpol, sondern aus den Tropen: "So spielt es eine wichtige Rolle, wo im Pazifik die Zone mit den stärksten Gewittern unterwegs ist. Denn die Gewitter vollziehen auch einen Kreislauf. Unsere Troposphäre wird von der Tropopause gedeckelt, ganz ähnlich wie von einer Käseglocke. Doch die Käseglocke ist etwas wabbelig und nicht etwas fest. Wenn jetzt von unten Gewitter daran stoßen, dann bilden sich Wellen aus. Das ist dann wie in einem See, in den man einen Stein schmeißt. Auch hier bilden sich Wellen, die sich ausbreiten." Diese Wellen erreichen dann irgendwann auch unsere Gefilde. "Und dann können solche Wellen bei uns das Azorenhoch stärken. Unser Winter wird also unter Palmen gemacht", lacht Schenk.
Aus 2010 gelernt
"Darüber hinaus gibt es noch den Polarwirbel", erklärt der Meteorologe weiter. "Und der ist in diesem Jahr schwach. Auch dafür gibt es einen Grund. Es gibt in der oberen Atmosphäre Höhenwinde, die sich knapp alle zwei Jahre umdrehen. Das ist die Quasi-Zweijährige Schwingung. Es gibt sie. Warum ist zwar nicht klar, aber wenn die Schwingung auf Ost dreht, dann ist der Polarwirbel im Nordwinter schwach. Und genau das beobachten wir gerade. Als Folge kann sich das Azorenhoch vom schwachen Polarwirbel entkoppeln und den Polarjet blockieren."
Ganz ähnlich sei es auch 2010 gewesen. "Auch deshalb gehen die Meteorologen von einer hohen Chance für weiße Weihnachten aus. Der Winter 2010 kam noch eher überraschend. Heute wissen wir mehr und weiße Weihnachten sind doch sehr wahrscheinlich", so Schenk abschließend.
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