Wenn die Steckerleiste einen Hausbrand auslöst

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Das Feuer in der Kirchstraße wurde durch eine Mehrfachsteckdose verursacht. Fotos: Anke Donner
Das Feuer in der Kirchstraße wurde durch eine Mehrfachsteckdose verursacht. Fotos: Anke Donner | Foto: Anke Donner

Wolfenbüttel. Nach dem Feuer in der Kleinen Kirchstraße am Freitag konnte die Polizei nun schon bekanntgeben, dass eine Mehrfachsteckdose der Auslöser für das Feuer war. Wie gefährlich solche Steckdosen sind, erklärt Kurt Jakobi, Ortsbrandmeister der Feuerwehr Wolfenbüttel.


Oft seien die Steckdosen überlastet, weil zu viele Geräte oder weitere Steckdosenleisten angeschlossen werden, erklärt Kurt Jakobi. Wenn dann auch noch das Umfeld entsprechendes Gefährdungspotential aufweist, kann es schnell zum Inferno kommen. "Wenn Steckdosen hinter Schränken liegen und sich womöglich noch eine Staubschicht gebildet hat, dann kann sich schnell ein Feuer entzünden. Hinzu kommt noch, dass heiße Kunststoffe Gase entwickeln, die sich entzünden können", so Jakobi.

Normalerweise sind Mehrfachsteckdosen auf eine Leistung von bis zu 3.500 Watt ausgelegt. Schließt man mehrere Geräte und andere Steckdosen oder Verlängerungskabel an die Leiste an, kommt es schnell zur Überlastung und Überhitzung. Nach wenigen Minuten kann eine Steckdose bis zu 200 Grad heiß werden. Hinzu kommt, dass Steckerleiste nicht gleich Steckerleiste ist. "Es gibt große Qualitätsunterschiede. Man sollte also lieber ein wenig mehr ausgeben, aber dafür qualitativ hochwertige Steckdosen verwenden", erklärt Jakobi. Aufschluss über die Qualität geben Prüfsiegel wie das CE-Zeichen oder das GS-Zeichen. Auf jeden Fall aber sollte man es vermeiden, zu viele Geräte an eine Stromquelle anzuschließen. Auch gequetschte oder nasse Kabel können schnell zur Gefahr werden, führt Kurt Jakobi an. Es gibt inzwischen sogar Thermo-Steckerleisten. "Die schalten sich bei zu großer Wärmeentwicklung einfach ab", so Jakobi.

Hitze reicht


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Kurt Jakobi zeigt eine verschmorte Steckerleiste. Foto: Anke Donner



Um einen Feuer-Schaden wie den in der Kirchstraße auszulösen braucht es nicht unbedingt lodernde Flammen. Die immense Hitzeentwicklung reicht aus, um große Schäden anzurichten. "Bei solch einem Brand können Temperaturen von bis zu 900 Grad entstehen. Kunststoffe schmelzen dann sehr schnell und setzten Gase frei. Diese Gase reichen aus, um eine kleine Flamme zu einem Vollbrand werden zu lassen. Die Hitze wiederum ist so stark, dass sie Einrichtungsgegenstände einfach schmelzen und so großer Schaden angerichtet wird", erklärt der Ortsbrandmeister.

Doch die gefährlichen Gase richten nicht nur Schäden an Mobiliar und Gebäude an, sondern sind lebensgefährlich für den Menschen. Schon wenige Atemzüge reichen und man bekommt Atemnot, wird kraftlos und desorientiert. Eine Rauchgasvergiftung kann tödlich enden. Das ist das Fatale an Bränden. "Die meisten Menschen sterben nicht durch die Flammen, sondern in den Flammen, weil sie eine Rauchgasvergiftung haben. Deshalb sind Rauchmelder lebenswichtig. Sie bekämpfen keine Feuer, aber sie können Leben retten, weil Bewohner frühzeitig gewarnt werden", so Kurt Jakobi. Im Fall in der Kirchstraße hätten die Bewohner nur wenig Chancen gehabt, hätten sie sich länger in unmittelbarer Nähe des Brandes oder des Rauches aufgehalten. "Dort herrschte eine sehr starke Rauchentwicklung. Das Wohnzimmer stand bereits in Vollbrand und die Flammen drohten sich auszubreiten. Die Flure, Treppenhäuser und Nachbarwohnungen waren schon sehr stark verraucht. Dochhatte hier eine Anwohnerin genau richtig gehandelt und alle Nachbarn rausgeklingelt. So konnten alle rechtzeitig das Haus verlassen", weiß Jakobi. Ein Feuerwehrmann, ausgerüstet mit schwerem Atemschutz, kann in solch einer Umgebung übrigens 30 bis 40 Minuten aushalten.

"Nach dem Brand haben sich zwei Männer bei uns gemeldet, die nun in die Feuerwehr eintreten wollen. Das erleben wir sehr selten", schließt Kurt Jakobi.

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In der Feuerwache Wolfenbüttel werden einige verschmorte Gegenstände aufbewahrt. Foto: Anke Donner


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