Wer kontrolliert? 3G in Bussen und Bahnen startet im Chaos

Der Verkehrsverbund Region Braunschweig wartet noch einen Tag vor Einführung auf Informationen, wie die Regelung konkret umgesetzt werden soll.

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Symbolbild | Foto: Rudolf Karliczek

Region. Ab dem morgigen Mittwoch können öffentliche Verkehrsmittel nur noch von Personen mit einem aktuellen Testnachweis, sowie von Geimpften und Genesenen genutzt werden. Das haben die Ampel-Koalitionsparteien so im neuen Bundesinfektionsschutzgesetz festgeschrieben. Der Verkehrsverbund Region Braunschweig (VRB) hat in einer Pressemitteilung bereits stichprobenartige Kontrollen in ihren Fahrzeugen angekündigt. Durch wen diese erfolgen soll, war am Dienstagnachmittag aber noch völlig unklar.



In allen Bussen, Trams und Nahverkehrszügen sowie an allen Haltestellen im Gebiet des Verkehrsverbundes Region Braunschweig (VRB) müssen Fahrgäste eine medizinische oder FFP2 Mund-Nasen-Bedeckung tragen. Fahrgäste müssen geimpft, genesen oder getestet sein und einen entsprechenden Nachweis darüber bei sich tragen, der auf Verlangen vorzuzeigen ist. Fahrgäste, die nicht geimpft oder genesen sind, müssen bei Nutzung eines Verkehrsmittels einen Nachweis über einen negativen Corona-Schnelltest mit sich führen. Bei Fahrtantritt darf die Testabnahme nicht länger als 24 Stunden zurückliegen. Der Testnachweis ist auf Verlangen vorzuzeigen. Bei Nichteinhaltung kann laut dem VRB ein Bußgeld erhoben werden.


Wie es auf der Website des VRB abschließend heißt, wird das Fahrpersonal die Stichproben nicht durchführen. Wer sie aber stattdessen durchführt, das war am Dienstagnachmittag noch völlig unklar. "Wir warten dringend auf die Erläuterungen, wie das funktionieren soll mit den Kontrollen", so Verbandssprecherin Gisela Noske und verweist auf fehlende Vorgaben vom Land. "Aus der Pressekonferenz heute Morgen ist das auch nicht klar geworden." Zwar kündigt beispielsweise das Busunternehmen KVG Schwerpunktkontrollen durch Polizei und Ordnungsamt an, eine klare Linie fehlt jedoch.


Konzept fehlt auch einen Tag vor Einführung


Bei einer Umfrage bei den Verkehrsbetrieben der Region in der vergangenen Woche reagierten diese auf die Frage nach den Zuständigkeiten ebenfalls eher ausweichend oder überhaupt nicht - nun ist wohl klar, warum. Lediglich Anne Sagner, Geschäftsführerin der Stadtbus Goslar GmbH, sprach Klartext: "Wir sehen aus verschiedenen Gründen die Umsetzbarkeit im Alltag als schwierig bis gar nicht möglich an."

"Hohes Aggressionspotenzial" von Impfgegnern



Zum einen seien die Fahrpläne eng getaktet und lassen neben dem normalen Ticketverkauf und der Gültigkeitskontrolle der Tickets sowie der Maskenkontrolle keinen weiteren Spielraum für zusätzliche Kontrolltätigkeiten zu: "Unsere Fahrerinnen und Fahrer haben schlicht keine Zeit, um hier bei jedem Einsteiger den 3G-Nachweis zu überprüfen und im Falle von Verweigerern zu diskutieren, beziehungsweise die Fahrgäste von der Mitfahrt auszuschließen." Zum anderen sei auch das Aggressionspotenzial von Impfgegnern aus Sicht Sagners sehr hoch: "Wir sehen hier auch noch eine deutliche Steigerung in der Kontroverse im Vergleich zu Maskenverweigerern. Wir können und werden unser Fahrpersonal nicht der Gefahr aussetzen, dass es hier zu emotional-aufgeladenen Diskussion und Auseinandersetzungen kommt." Es sei zu befürchten, dass sich diese außergewöhnliche Belastung, die laut Sagner schlicht nicht zum Aufgabenbereich des Busfahrers gehöre, auch der saisonale Krankenstand weiter erhöht. "Der Bund-Länder-Beschluss kann deshalb unserer Meinung nach, nur von geschultem Ordnungspersonal, zum Beispiel von Polizei oder Ordnungsämtern kontrolliert werden", so die Geschäftsführerin abschließend.


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