Wie sinnvoll sind Luftreiniger in Klassenräumen? Kontroverse in Cremlingen

Die Gemeindeverwaltung hat in Abstimmung mit den Schulleitungen von der Anschaffung der derzeit verfügbaren Geräte abgeraten. Die CDU/FDP Gruppe ist nach wie vor dafür.

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Symbolbild | Foto: Pixabay

Cremlingen. Bereits im Oktober letzten Jahres hatte die CDU/FDP Gruppe im Rat der Gemeinde Cremlingen einen Antrag eingereicht, dass für alle Klassenräume der drei Grundschulen in der Gemeinde Luftreiniger angeschafft werden sollen (regionalHeute.de berichtete). Im Kommunalen Schulausschuss am 16. Februar hatte die Gruppe ihren Antrag zurückgezogen, da sich auch die Schulleitungen gegen die Anschaffung von Luftreinigern ausgesprochen hätten. Damit habe man eine nicht umkehrbare Ablehnung verhindern wollen, heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung der CDU/FDP Gruppe. Man sei aber nach wie vor für die Anschaffung von Luftreinigern für die Schulen, um die Corona-Ansteckungsgefahr zu verringern und Kinder wie Lehrer damit zusätzlich zu schützen.


"Es gab keinen Versuch des Bürgermeisters der Gemeinde Cremlingen gemeinsam mit dem Rat, die beste Technik ausfindig zu machen, sondern auf fünf Seiten der Verwaltungsvorlage X/440 wurde dargestellt, warum Luftreiniger nicht sinnvoll sind", kritisiert Uwe Lagosky, Vorsitzender der Gruppe. Es sei aber notwendig, alles Mögliche zu unternehmen, damit ein weiterer Schulausfall verhindert werde. Daher plädiere man weiterhin für die Anschaffung. Zur Umsetzung der Maßnahme sei jedoch eine breite Unterstützung der anderen Ratsmitglieder und der Schulleitungen notwendig, so Lagosky.

Man behalte den Markt im Auge


Auf Nachfrage von regionalHeute.de bekräftigt die Gemeindeverwaltung ihre Einschätzung. "Wir sind natürlich nicht generell gegen zusätzliche Schutzmaßnahmen, aber diese müssen sinnvoll sein. Luftreinigungsgeräte, die tatsächlich unterstützen und hilfreich wären, sind derzeit noch nicht auf dem Markt", erklärt Marlies Pessel, Fachbereichsleiterin Schule der Gemeinde Cremlingen. Die verfügbaren Geräte würden keinen zusätzlichen Nutzen bringen. Man werde aber die Entwicklung der Geräte weiterhin verfolgen. Das sei auch in der betreffenden Ausschusssitzung so gesagt worden.


Mit Verweis auf offizielle Stellungnahmen und Empfehlungen von unter anderem des Robert Koch Instituts, des Umweltbundesamtes und der Landesschulbehörde hatte die Gemeindeverwaltung in Abstimmung mit den Schulleitungen im Rahmen der Sitzung des Schulausschusses von der Anschaffung von Luftreinigungsgeräten abgeraten. Aktuelle Geräte könnten das Lüften nicht wirklich ersetzen. Man begebe sich eher in eine gefährliche Scheinsicherheit. Die Geräte böten keinen Schutz vor Tröpfcheninfektion im Nahbereich. Um die Aerosolkonzentration wirkungsvoll zu senken, sei ein sechsfacher Luftwechsel pro Zeitstunde erforderlich. Dadurch seien erhebliche Zuglufterscheinungen zu erwarten. Die Luftfiltergeräte verursachten außerdem mit Lärmemissionen bis 54 dB je Gerät eine unzulässige zusätzliche Geräuschkulisse, die raumakustischen Maßnahmen kontraproduktiv gegenüberstehe. Und nicht zuletzt sei der Kostenfaktor zu bedenken. Je nach Leistung und Größe der Modelle wären bis zu vier Geräte pro Klassenraum erforderlich. Die Anschaffungskosten lägen bei bis zu zirka 5.500 Euro pro Raum.


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