Winterreifen im Juni, Flip-Flops am Steuer? TÜV räumt mit Sommermärchen auf

Der TÜV NORD stellt Ratschläge für die Fahrt an heißen Tagen auf den Prüfstand - Was ist dran an den beliebtesten Auto-Sommermärchen?

 Ein Eis schmeckt auch am Steuer, aber darf man das auch?
Ein Eis schmeckt auch am Steuer, aber darf man das auch? | Foto: über TÜV NORD; wundervisuals / E+ via Getty Images

Wolfenbüttel. Die Hitze des Sommers stellt Autofahrer vor besondere Herausforderungen und so manch brennende Frage: Darf man mit Flipflops Auto fahren? Ist Eis am Steuer erlaubt? Muss das E-Auto bei Sommersonne im Schatten parken? Je höher das Thermometer klettert, desto willkommener ist ein Rat – aber handelt es sich dabei lediglich um ein Sommermärchen oder einen praxistauglichen Kfz-Tipp? Damit Autofahrer sicher durch die heiße Saison kommen, hat Marc Winkler, Leiter der TÜV NORD Station Wolfenbüttel-Halchter, Regeln und Ratschläge für die Fahrt an heißen Tagen unter die Lupe genommen und gibt Antworten auf sechs sommerliche Fragen.



Darf man mit Flipflops Auto fahren? Sommer bedeutet für viele, die Flipflops aus der hintersten Schrankecke hervorzuholen – und manche setzen sich damit sogar ans Steuer. Kein Problem, oder?

„Zwar gibt es keine genauen Vorschriften, sinnvoll und sicher ist die luftige Schuhwahl jedoch nicht“, sagt Winkler. Das Fahren mit Flipflops ist riskant: Die Schuhe können sich im Pedalbereich verfangen und die Gefahr von der Bremse abzurutschen steigt. Kommt es mit Flipflops zum Unfall, kann die Versicherung das als grobe Fahrlässigkeit bewerten und die Zahlung verweigern. Übrigens: Für alle beruflichen Fahrten dürfen unter keinen Umständen die Zehentrenner bei der Fahrt getragen werden, da die Unfallverhütungsvorschriften geschlossenes Schuhwerk voraussetzen.

Ist Eis essen bei der Fahrt verboten?


Mal eben während der Fahrt ein Eis schlecken – klingt verlockend. Aber ist das auch erlaubt? „Der Verzehr von Speisen oder nicht-alkoholischen Getränken am Steuer ist nicht verboten. Dennoch sind Fahrerinnen und Fahrer gemäß Paragraph 1 der Straßenverkehrsordnung (StVO) stets zur Vorsicht und Rücksichtnahme aufgefordert“, weiß der TÜV-Experte. Ein schmelzendes Eis kann schnell zum Ablenkungsfaktor mutieren. Es ist nicht ausgeschlossen, dass man bei einem Unfall eine Teilschuld zugesprochen bekommt. „Am besten legt man Ess- und Trinkpausen ein, besonders auf langen Strecken. So genießt sich ein Eis auch viel mehr“, sagt Marc Winkler.

Ist ein überhitzter Motor gefährlich?


Der Motor eines Fahrzeugs fühlt sich im Bereich um 90 Grad Celsius am wohlsten. Mit den sommerlichen Temperaturen ist die 100-Grad-Marke aber schnell geknackt und die Gefahr, dass der Motor überhitzt, steigt. Mögliche Ursachen sind:
- zu wenig Kühlflüssigkeit,
- fehlender Fahrtwind durch Stau oder stockenden Verkehr,
- übermäßige Belastung zum Beispiel durch Urlaubsgepäck oder das Befahren von Passstraßen.

„Ein regelmäßiger Blick auf die Kühlwassertemperaturanzeige ist entscheidend. Wandert der Zeiger in den roten Bereich, muss gehandelt werden“, erklärt der Stationsleiter. Nun gilt es, einen kühlen Kopf zu bewahren und zunächst das Fahrzeug sicher am Straßenrand ab- und den Motor auszustellen. Vor dem Check des Kühlmittelstandes sollte man mindestens eine Viertelstunde warten. Winkler betont: „Die Abkühlung mit einer kalten Dusche zu beschleunigen, ist dabei keine gute Idee – das funktioniert lediglich bei uns Menschen“, und der TÜV-Experte betont: „Ein
großer Temperaturunterschied kann zu Rissen im Motorblock führen. Außerdem sollte man niemals kaltes Kühlmittel in einen heißen Motor füllen.“

Sind Winterreifen im Sommer erlaubt?


Sofern die Mindestprofiltiefe stimmt, ist Winterbereifung im Sommer erlaubt - sinnvoll ist es jedoch nicht. Aufgrund ihrer Beschaffenheit können Winterreifen bei steigenden Temperaturen Probleme bei der Bodenhaftung verursachen und den Bremsweg verlängern. Ein höherer Rollwiderstand sorgt zudem für steigenden Spritverbrauch sowie einen schnelleren Verschleiß. Und in Italien droht mit Winterreifen sogar Ärger: Die sind dort im Sommer nämlich verboten. So erklärt der TÜV Nord.

Müssen E-Autos im Sommer im Schatten parken?


E-Autos bevorzugen an heißen Tagen tatsächlich schattige Plätze. Die ideale Außentemperatur für Elektroautos liegt zwischen 20 und 40 Grad Celsius. In der prallen Sonne ist das jedoch schnell erreicht. Bei höheren Temperaturen entstehen zwar keine Schäden, aber die Leistung wird beeinträchtigt. „Deshalb parkt man Stromer im Sommer am besten in einer Garage oder im Schatten. Auch sollte der Akku bei sommerlichen Temperaturen besonders gepflegt werden“, rät Winkler.

So schont man den Motor in der warmen Jahreszeit:
- langsam Aufladen und nie ganz auf 100 Prozent
- die Batterie nie komplett leer fahren
- häufigere Ladestopps
- ein sparsamer Fahrstil

Sollte man im Sommer den Tank ganz voll machen?


Benzin und Diesel werden an den Tankstellen bei Temperaturen zwischen fünf und zehn Grad Celsius gelagert. Gelangt der Treibstoff in den von sommerlichen Temperaturen aufgewärmten Tank, dehnt sich die Flüssigkeit aus. „Um Schäden durch austretenden Kraftstoff für die Umwelt sowie Lack- und Unterbodenschäden zu vermeiden, sollte man nicht vollständig auffüllen, wenn das Fahrzeug anschließend geparkt wird“, sagt Winkler.

Damit sollten die wichtigsten Sommermärchen geklärt sein, oder gibt es noch mehr? Unsere Redaktion freut sich auf Kommentare!

Bonus-Tipps aus der Redaktion


Das Thema Autofahren im Sommer geht uns alle an, deswegen hat die Redaktion noch ein paar Extra-Tipps für die Leser recherchiert.

Hier sind fünf Tipps für Autofahrer im Sommer:

1. Achtung vor Sonnenbrand: Die Sonne kann im Auto sehr intensiv sein und zu Sonnenbrand führen. Daher sollte man sich auch hier vor der Sonne schützen. Ein kühler Kopf dient auch der Fahrsicherheit - da sind sich Experten sicher. Man sollte daher eventuell auch hier Sonnenschutzmittel nutzen und entsprechende Kleidung tragen. Darüber hinaus können Sonnenblenden an den Seitenfenstern und der Windschutzscheibe helfen, die Sonneneinstrahlung zu reduzieren. Durch das konzentrierte Fahren kann man schnell vergessen, dass man auch im Auto Umwelteinflüssen ausgesetzt ist.

2. Sonnenbrille tragen: Eine hochwertige Sonnenbrille kann im Sommer unverzichtbar sein, da sie die Augen vor blendendem Sonnenlicht schützt und die Sicht verbessert. Dabei sollte man darauf achten, eine Sonnenbrille mit ausreichendem UV-Schutz zu wählen.

3. Genug trinken: Autofahrer sollten immer sicherstellen, während der Autofahrt ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen, insbesondere bei längeren Fahrten. Hitze und Sonneneinstrahlung können zu Dehydrierung führen, was zu Konzentrationsschwierigkeiten und Müdigkeit führen kann. Man sollte daher regelmäßig Wasser trinken, um hydratisiert zu bleiben.

4. Reifendruck prüfen: Hohe Temperaturen können den Reifendruck erhöhen, was zu einem erhöhten Verschleiß und einem höheren Risiko von Reifenpannen führen kann. Daher sollte der Reifendruck regelmäßig überprüft werden - auch sollte man natürlich immer überprüfen, ob Profiltiefe, Alter, etc. noch den empfohlenen Werten entspricht.

5. Batterie prüfen: Hohe Temperaturen können die Lebensdauer einer Autobatterie verkürzen. Sie sollte daher regelmäßig überprüft werden - besonders der Ladestatus (am einfachsten in der Werkstatt). Man sollte auch sicherstellen, dass die Anschlüsse sauber und korrosionsfrei sind. Wenn die Batterie älter oder geschwächt ist, könnte es ratsam sein, sie vor dem Sommer auszutauschen, um mögliche Startprobleme zu vermeiden. Ein Ausfall der Autobatterie kann nicht nur immer Winter frustrierend sein.


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