Wolfenbüttel. Im gut gefüllten Ratssaal fand am gestrigen Abend das 8. Wolfenbütteler Gedenkstättenforum zum Thema „Die Verfolgung der Zeugen Jehovas im Nationalsozialismus – der Fall Berthold Mehm“ statt. Der Einladung der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel waren zahlreiche interessierte Bürgerinnen und Bürger sowie Angehörige der Glaubensgemeinschaft gefolgt.
Nach einer kurzen Begrüßung durch Gedenkstättenleiterin Martina Staats stellte der Leiter der KZ-Gedenkstätte Neuengamme Dr. Detlef Garbe seine neuesten Forschungsergebnisse vor, berichtet die Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel in der zugehörigen Pressemitteilung. Er gab den Anwesenden einen historischen Überblick zum Thema und betonte dabei zugleich: „Die in vielfacher Hinsicht bemerkenswerte Verfolgungsgeschichte der Zeugen Jehovas wird nach wie vor nur wenig in der ansonsten weit gefächerten Erinnerungskultur bedacht.“ Vor diesem Hintergrund seien Veranstaltungen wie das Gedenkstättenforum, die diese NS-Opfergruppe mehr in das Bewusstsein der Öffentlichkeit rückten, umso wichtiger.
Im Zentrum des Abends stand das konkrete Schicksal des Hildesheimer Baumeisters Berthold Mehm, der 1937 als „Bibelforscher“ im Strafgefängnis Wolfenbüttel inhaftiert war und 1939 im Konzentrationslager Sachsenhausen verstarb. Dessen Enkel Berthold Mehm jr. gab den Gästen einen eindrücklichen Bericht über das Leben seines Großvaters und schilderte gleichzeitig, wie stark ihn dessen Schicksal bis heute prägt. Durch die Erklärungen von Reiner Lüdtke und Martina Staats wurde der Fall Berthold Mehm in einen regionalgeschichtlichen Kontext eingebettet.
Viele der Anwesenden suchten nach der Veranstaltung das persönliche Gespräch mit den Beteiligten und nutzten die Gelegenheit zum Austausch.
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