Apfelbäumchen gepflanzt: Zehn Jahre Partnerschaft zwischen Wrzesnia und Wolfenbüttel


| Foto: Ado



Eine Fotoausstellung im Regionalmuseum von Wrzesnia macht es deutlich: Zwischen den Partnerkreisen Wrzesnia und Wolfenbüttel haben sich in den vergangenen Jahren lebendige Beziehungen in vielen gesellschaftlichen Bereichen entwickelt. Genau zehn Jahre besteht die Partnerschaft zwischen den beiden Landkreisen in diesem Herbst. Aus diesem Anlass besuchte auf Einladung des polnischen Landrates Dionizy Jasniewicz eine offizielle Landkreis-Delegation den polnischen Partnerkreis.

Gleichzeitig gab der Chor der Musikschule Wolfenbüttel mit dem befreundeten Chor Camerata aus Wrzesnia in der voll besetzten Pfarrkirche in Wrzesnia ein Freundschaftskonzert. Der Chor unter Leitung von Christa Haase war mit 50 Personen nach Wrzesnia gefahren.

An den Feierlichkeiten im polnischen Partnerkreis nahmen neben Landrat Jörg Röhmann auch die Kreistagsabgeordneten Dieter Lorenz, Detlef Kaatz, Bertold Brücher und Thomas Fach teil. Sie vertraten die im Kreistag vertretenen Fraktionen. Als Männer der ersten Stunde waren außerdem Landrat a.D. Burkhard Drake und der ehemalige Leiter der Berufsbildenden Schulen Henning Heuschmann mit von der Partie. Beide wurden bei der offiziellen Jubiläumsfeier gemeinsam mit Landrat Jörg Röhmann für ihre Verdienste um die Partnerschaft ausgezeichnet.

Für die Carl-Gotthard-Langhans-Schule fuhren die beiden in der Partnerschaft engagierten Lehrerinnen Juliane Schindler und Johanna Kell mit nach Wrzesnia. Die Partnerschaft beider Landkreise war aus den freundschaftlichen Beziehungen beider Berufsschulen entstanden.

Die Wolfenbütteler Delegation erlebte unter anderem einen feierlichen musikalisch umrahmten Abend mit einem multimedialen Blick auf die zehnjährige Geschichte der Partnerschaft und legte Blumen auf dem deutschen evangelischen Friedhof in Sokolniki nieder.

Bei einem Workshop in der internationalen Begegnungsstätte Mikuszewo stand die Zukunft der Partnerschaft im Mittelpunkt: Polnische und deutsche Partner verstän¬digten sich auf den Rahmen für die künftige Partnerschaftsarbeit und sammelten Ideen für künftige Projekte: So ist daran gedacht, einmal jährlich eine Sportbegeg¬nung für Erwachsene ins Leben zu rufen. Ein weiteres Vorhaben sind beidseitige Sprachkurse, in denen deutsche und polnische Teilnehmer gemeinsam jeweils die Sprache des Partners erlernen.

Ein Besuch in Grzybowo, einer frühmittelalterichen Burganlage, die sich als modernes Museum präsentiert,  rundete das Besuchsprogramm für die Wolfenbütteler Gäste ab. Diese knüpften am Rande der Begegnungen in Wrzesnia zahlreiche neue Kontakte und vertieften bestehende Freundschaften.

Im Dezember ist der Gegenbesuch einer kleinen polnischen Gruppe zum „Tag des Ehrenamtes“ am 9. Dezember in der Lindenhalle geplant. Bei dieser Veranstaltung unter dem Motto „Ehrenamt baut Brücken“ sollen insbesondere Ehrenamtliche ausgezeichnet werden, die sich besonders für die europäischen Partnerschaften engagieren.


[image=5e1764b8785549ede64ccb8e]Die deutsche Gruppe mit polnischen Gastgebern auf dem Friedhof in Sokolniki.








[image=5e1764b9785549ede64ccb8f]Zum zehnjährigen Bestehen der Partnerschaft hatte die Wolfenbütteler Gruppe zehn Apfelbäumchen mit nach Polen genommen. Landrat Jörg Röhmann und sein polnischer Kollege Dionizy Jasniewicz pflanzen hier einen davon.


Die Partnerschaft Wrzesnia und Wolfenbüttel
Hintergrund

Der Landkreis Wrzesnia liegt zwischen den Großstädten Poznan und Warschau an der Autobahn 2. Der Landkreis hat 74.000 Einwohnerinnen und Einwohner und besteht aus der Stadt Wrzesnia sowie den Gemeinden Kolaczkowo, Miloslaw, Nekla und Pyzdry. Er wurde früher durch die Landwirtschaft geprägt. Heute ist Wrzesnia ein wirtschaftlich aufstrebender Kreis, denn in der Region Poznan haben sich zahlreiche Gewerbebetriebe angesiedelt.

Die Partnerschaft zum Landkreis Wrzesnia basiert auf der sehr lebendi¬gen Partnerschaft der Berufsschulen beider Kreise. Hier gab es seit 1992 zahlreiche Begegnungen.

Bemerkenswert ist ein gemeinsames Friedensprojekt: Dabei säuberten 1500 Jugendliche aus dem Landkreis Wolfenbüttel und 1400 Jugendliche aus Wrzesnia gemeinsam den deutschen evangelischen Friedhof in Sokolniki und richteten verfallene Grabstätten wieder her.

Im Oktober 2001 wurde die Partnerschaft mit Wrzesnia vom Wolfenbütteler Kreistag offiziell beschlossen, einen Monat später wurde der Partnerschaftsvertrag vor Ort in Wrzesnia unterzeichnet.

Seitdem gibt es auf vielen gesellschaftlichen Ebenen Begegnungen zwischen den Menschen beider Partnerkreise. So bestehen unter anderem Kontakte zwischen Feuerwehr, Polizei, Landwirtschaft sowie im Gesundheits-, Sozial-, Jugend- und Schulbereich.

Praetorius in Wrzesnia
Christa Haase berichtet über Begegnung der Chöre


Bereits am Vortag der Veranstaltungen zum 10jährigen Bestehen der Partnerschaft zwischen Wrzesnia und dem Landkreis Wolfenbüttel war der Chor der Kreismusikschule unter der Leitung von Christa Haase zu einer Begegnung mit dem Chor Camerata  in Wrzesnia eingetroffen.

Der Partnerschaftstag begann mit einer von den dortigen Chormitgliedern organisierten und betreuten Stadtführung, die die 50-köpfige Wolfenbütteler Gruppe mit der Geschichte und den Sehenswürdigkeiten der Stadt vertraut machte. Am beeindruckendsten war der Besuch im Museum der Stadt, in dem ein Stummfilm aus den 20ger Jahren des letzten Jahrhunderts gezeigt wurde, der die Umstände des Kinderstreiks in Wrzesnia von 1901 dokumentierte. Damals sollten die Kinder in der Schule den Religionsunterricht zwangsweise in deutscher Sprache absolvieren, wogegen sie sich auflehnten.

Bei einer gemeinsamen Probe im Kulturhaus begegneten sich dann die beiden Partnerchöre, um sich auf das Konzert im Anschluss an ein feierliches Hochamt zu Ehren des polnischen Papstes Johannes Paul II und des im Kom¬munismus ermordeten Priesters Popieluszko in der Fara-Kirche einzustimmen.

Der polnische Chor präsentierte stimmgewaltig religiöse Gesänge unter seiner Leiterin D. Cierpiszewska; der Chor der Musikschule ließ ein vielfältiges und schwungvolles Programm mit Sätzen von Michael Praetorius, Gottfried Wolters, Madrigalen und Gospels folgen.
Außerdem hatte der Wolfenbütteler Chor zwei polnische Liedsätze einstudiert, die den be-sonderen Beifall der Zuhörerschaft, unter ihnen auch schon Landrat Röhmann und sein Amtskollege aus Wrzesnia, fanden.

Der Partnerschaftstag der Chöre klang mit einem gemeinsamen Abendessen in einem nahe gelegenen Landhaus aus. Die sprachlichen Verständigungsschwierigkeiten wurden hier durch ein wechselseitiges fröhliches, ja geradezu ausgelassenes Singen überbrückt. Die Landräte bedankten sich bei den Chören, die Gastgeschenke austauschten und der Musikschulchor sprach eine Gegeneinladung an den Chor Camerata aus.

Die Wolfenbütteler setzten ihre Polenreise, die in Posen und Gnesen begonnen hatte mit der Besichtigung von Breslau und Görlitz fort.

[image=5e1764b9785549ede64ccb90]Der Chor der Kreismusikschule zusammen mit einigen polnischen Partnern in Wrzesnia-Lipowka während der Stadtführung






[image=5e1764b9785549ede64ccb91]Der Chor der Kreismusikschule beim Konzert in der Fara-Kirche in Wrzesnia


mehr News aus Wolfenbüttel