CDU gegen Lebensmittelverschwendung: Positive Beispiele aus Wolfenbüttel


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Wolfenbüttel. Pro Person werden jährlich mehr als 80 Kilogramm Lebensmittel in Deutschland in den Müll geworfen, die zu großen Teilen noch vollkommen genießbar wären. Häufig handelt es sich dabei um Obst, Gemüse und Backwaren. Gleichzeitig begehen wir – kurz nach dem Erntedankfest – seit 1979 jährlich am 16. Oktober den sogenannten Welternährungstag, früher Welthungertag. Annähernd leiden weltweit über eine Milliarde Menschen an Hunger, jeden Tag sterben schätzungsweise 24.000 Menschen an den Folgen von Unterernährung.

Vor diesem Hintergrund hat die CDU-Landtagsfraktion auf Anregung ihres stellvertretenden Vorsitzenden Frank Oesterhelweg eine Aktion gegen Lebensmittelverschwendung gestartet (WolfenbüttelHeute.de berichtete), mit der sie einen Beitrag zum Welthungertag leisten und auf unnötige Lebensmittelverschwendung auch in Niedersachsen aufmerksam machen will. „Diese beschämenden Zahlen wollen wir nicht hinnehmen, deshalb wollen wir uns einerseits in der Praxis informieren, andererseits auch auf Möglichkeiten zur Abfallvermeidung hinweisen und konkrete Maßnahmen vorbereiten“, so Frank Oesterhelweg.

Der Landtagsabgeordnete selbst suchte in den vergangenen Tagen sechs Unternehmen bzw. Institutionen auf, um sich in Wolfenbüttel über die Situation zu informieren, weitere Termine sind geplant. Am Marktstand von Michael Heine – er vermarktet Gemüse aus eigener Produktion und von regionalen Kollegen - informierte dieser über Vorschriften auf der einen, Nachfrageverhalten auf der anderen Seite. So berichtete er beispielsweise, dass er verpflichtet sei, Möhren vor dem Verkauf zu waschen, was zu einem schnelleren Verfall der Ware führe. Viel sinnvoller sei es, den Boden grob zu entfernen, die Möhren seien dann deutlich länger haltbar. Mit Augenzwinkern wies er auf die sogenannte „Gärtnerpraline“ hin: so bezeichnet er unterdurchschnittlich kleine Tomaten, die man ja anstelle von beispielsweise Süßigkeiten auch beim Fernsehen „naschen“ könne. Deutlich wurde: das Auge isst nicht nur mit sondern kauft auch mit, selbst wenn optisch nicht vollkommene Ware auch voll den Anforderungen an Hygiene und Qualität entspräche.

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Molks verarbeitet nicht nur eigenes Obst zu Saft, sondern betreibt auch Lohnmosterei für Private. Foto: Privat



Auf dem Obsthof von Michael Molks in Evessen wurde Frank Oesterhelweg die in der zweiten Saison laufende Maschine zur Entsaftung von Äpfeln präsentiert. Molks verarbeitet nicht nur eigenes Obst zu Saft, sondern betreibt auch Lohnmosterei für Private, die ihre Äpfel nach Terminvereinbarung Dienstag und Donnerstag nachmittags zu ihm bringen. Unter der Telefonnummer 05333 – 717 kann man sich anmelden und einen Termin machen. 40 kg sollten es allerdings schon sein, so der Obstbauer, damit die Maschine auch ausgelastet sei. Jeder könne seinen eigenen Saft von eigenem Obst wieder mitnehmen, die Ausbeute liegt bei etwa 50 bis 70 Prozent des angelieferten Naturalgewichts. Die Reste der Äpfel werden übrigens nicht weggeworfen, sondern an Schafe und Ziegen verfüttert, der Saft in den Fünf-Liter-Boxen (Bag in Box) ist ungeöffnet ein Jahr, geöffnet drei Monate haltbar.


Auch im Restaurant Odysseus in Halchter wird darauf geachtet, Abfälle zu vermeiden. Inhaber Pantelis Avramidis, Chef des Familienbetriebes, machte deutlich, dass schon im Vorfeld der Zubereitung sehr genau

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Auch im Restaurant Odysseus in Halchter wird darauf geachtet, Abfälle zu vermeiden. Foto: Privat



auf die Vermeidung von Abfall geachtet würde, indem man bspw. mehrfach pro Woche einkaufe, um immer frische Ware verarbeiten und anbieten zu können. Ein gut organisiertes System in Lagerung und Zubereitung gewährleiste, dass Abfälle minimiert würden. Zutaten, die nicht den Kunden angeboten würden, hätten in Familie und Mitarbeiterschaft noch ihre Abnehmer. Trotz bekannt großer Portionen im Odysseus würden wenige Nahrungsmittelreste den Weg zurück in die Küche finden. Pantelis hat für seine Kunden nicht nur Alufolie, sondern auch Behälter vorrätig, in denen Reste hygienisch verpackt mit nach Hause genommen würden – dafür wird natürlich kein Sonderbeitrag erhoben, dieser Service ist kostenlos.

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Auch Bäckermeister Carsten Richter legt großen Wert darauf, die Müllmengen in seinem Unternehmen gering zu halten. Foto: Privat



Bäckermeister Carsten Richter legt ebenfalls großen Wert darauf, die Müllmengen in seinem Unternehmen gering zu halten. Er weist allerdings darauf hin, dass durch die Tatsache, dass die Kunden auch kurz vor Ladenschluss eine ganz breite Angebotspalette verlangten, doch mehr Reste entstünden, als wenn man sich zum Geschäftsschluss hin auf eine kleinere Anzahl von Produkten konzentriere könne. Aber trotzdem minimiert er seine Abfälle dadurch, dass er bspw. die Tafeln in Salzgitter und Wolfenbüttel und vor allem auch die Suppenküche im Roncalli-Haus beliefert. Eine gewisse Menge des Brotes könne nach den Vorgaben des Gesetzgebers wieder in den Produktionsprozess eingebracht werden. Selbst sogenannter Biomüll, also nicht mehr verwertbare Lebensmittel, wird hier noch differenziert einer weiteren Nutzung zugeführt. Einerseits gäbe es einen Container für Tierfutter, in den alle rein pflanzlichen Produkte kämen, um später verfüttert zu werden. Das nicht verkaufte fertige Wurstbrötchen auf der anderen Seite würde noch zur Gewinnung von bspw. Industriefett an eine Fachfirma abgegeben.

In der Wolfenbütteler Suppenküche informierte Marianne Effe den Landtagsabgeordneten über die Materialverwendung in ihrer Einrichtung, die Oesterhelweg auch aus eigenen

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In der Suppenküche werden auch Lebensmittel, die nicht ausgegeben werden, noch verwertet. Foto: Privat



Kocheinsätzen gut kennt. „Bei uns werden Lebensmittel, die nicht an unsere Gäste ausgegeben worden sind, noch verwertet. Auch aus sogenannten Resten kann man leckere Speisen bspw. Eintöpfe und Aufläufe zubereiten“, so Marianne Effe. Da die Suppenküche am 10. November ihren Betrieb wieder aufnimmt, wurde bereits jetzt auf die Notwendigkeit von Spenden hingewiesen. „Viele Handwerks- und Gewerbebetriebe unterstützen die Einrichtung nach Kräften“ so Effe, „dafür sei man dankbar.“ Selbstverständlich würden die Materialien wie z. B. Obst, Gemüse, Back- und Wurstwaren abgeholt, das Team der Suppenküche ist unter der Telefonnummer 0176 53425442 erreichbar.

Oesterhelweg widmete sich auch der Frage, wie die jüngere Generation mit dem Thema Abfälle umgehe. In der Mensa der Großen Schule stellten Schulleiter

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Reste vom Teller landen über die Firma Refood in der Biogasanlage. Foto: Privat



Hartmut Frenk und Henning Struß von den Neuerkerode-Qualifizierungsbetrieben die Arbeit in der gut ausgestatteten Mensa vor. So können Schülerinnen und Schüler zwischen zwei zu bestellenden Essen wählen, danach dürfen sie sich noch frei am sogenannten Nudel-Point mit Nudeln und leckerer Soße stärken. Nicht ausgegebene Nudeln würden am Folgetag bspw. als Aufläufe angeboten, so würden Abfälle minimiert. Reste vom Teller, hier müsse bei den Schülern noch mehr auf die Vermeidung von Resten hingewiesen werden, landeten über die Firma Refood in der Biogasanlage, würden also thermisch verwertet. Freitags gibt es übrigens am Büfett eine größere Auswahl an verschiedenen Essen, die aus nicht verwerteten Ausgangsmaterialien der Vortage zubereitet würden, ein gern genutztes Angebot. Bei Problemen sind Frenk und Struß auch immer bereit mit Schülern, Schulelternrat und Eltern zu reden und bspw. beim Essen in der Mensa Probleme konkret anzusprechen – auch hinsichtlich der sinnvollen Abfallvermeidung.

Oesterhelweg äußerte sich am Ende seiner ersten Besuchsreise sehr positiv über die Bemühungen zur Abfallvermeidung, von denen er vor Ort erfahren habe. Der Abgeordnete will das Thema weiter vorantreiben, die guten Beispiele kommunizieren und an den Stellen, wo politischer Handlungsbedarf erkennbar sei, aktiv tätig werden. Oesterhelweg: „ Wir müssen alles tun, um Lebensmittel so gut wie möglich zu nutzen. Hier ist natürlich auch die Politik gefragt, aber wir als Verbraucher stehen bei diesem Thema in der ersten Reihe. Nur mit einer gemeinsamen Kraftanstrengung können wir hier etwas erreichen!“


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