CDU stellt Prognose zur Energiewende: "Das wird einige Verantwortliche ins Schwitzen bringen"

Der Arbeitskreis Energie der CDU Wolfenbüttel will die Klima-Diskussion innerhalb der CDU mit ihren Ergebnissen "aufmischen".

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(Symbolbild) | Foto: Alexander Panknin

Wolfenbüttel. Die CDU rüstet sich weiter für die politische Debatte um Umweltschutz und Klimawandel. Kreisvorsitzender Frank Oesterhelweg stellte mit dem Leiter des neugegründeten Arbeitskreises Energie, Dr. Albrecht Stalmann und seinem Stellvertreter, Dipl.-Ing. Claus Wagner erste Ergebnisse des Arbeitskreises vor, die einige Verantwortliche noch "ins Schwitzen bringen" werden, da ist sich der Landtagsvizepräsident sicher - Denn die bisherigen Bemühungen in Richtung CO2-Neutralität sind schon rein rechnerisch eher ein Tropfen auf den heißen Stein.


„Wir müssen uns von der Vorstellung verabschieden, dass es reicht, nur den jetzigen Stromverbrauch von etwa 600 Terawattstunden durch erneuerbare Energien zu ersetzen – und dann ist alles gut“, mahnt Stalmann. „Wenn wir bis 2050 CO2-neutral werden wollen, müssen wir den gesamten Primär-Energieverbrauch betrachten. Da reden wir von aktuell zirka 2.400 Terawattstunden, die die Erneuerbaren liefern müssen, also die vierfache Menge“ so Stalmann. Bei den Angaben handelt es sich um den ungefähren Energieverbrauch der Bundesrepublik Deutschland allein. Eine Terawattstunde entspricht einer Milliarde Kilowattstunden. „Wenn wir von der Einführung von synthetischen Kraftstoffen oder Wasserstoff als Energieträger der Zukunft sprechen, kommen noch schnell zusätzlich 500 Terawattstunden oder mehr zusammen“, ergänzt Claus Wagner, der sich auch beruflich um mehr Energie-Effizienz von Heizungsanlagen kümmert.

Solche Strommengen seien durch Fotovoltaik und Windräder an Land nicht zu schaffen, sind sich die beiden Arbeitskreismitglieder einig. Einzig plausibler Ausweg: Der massive Ausbau der Windenergie auf See. „Dafür müssen wir die Offshore-Kapazität von heute 7,5 Gigawatt bis 2050 auf 415 Gigawatt steigern, sonst wird das nichts mit der CO2-Neutralität“, rechnet Stalmann vor. Keine leichte Kost für die Pläne der Bundesregierung; sie diskutiert über eine Kapazitätserhöhung bis 2030 auf gerade einmal 20 Gigawatt auf See.

Energie muss gespeichert werden


Was ist bei Windstille und Dunkelheit, wenn die Erneuerbaren nichts liefern? „Wir müssen uns endlich in die Lage versetzen, Strom in nennenswerten Mengen speichern zu können. Wenn wir die jahreszeitlichen Schwankungen ausgleichen wollen, reden wir im Endausbau über eine nationale Speicherkapazität von etwa 250 Terawattstunden. Volkswirtschaftlich händelbar ist das nur mit einem Energieträger Wasserstoff. Für eine solche Menge brauchten wir etwa 12,5 Millionen Tonnen, die wir dann bei Bedarf mit Brennstoffzellen in Strom umwandeln können“, ist sich Stalmann sicher. „Dass der Aufbau einer Wasserstoff-Versorgung endlich in Gang kommt, ist ein gutes Zeichen.“

Und was ist mit Energiespeicherung mit gebrauchten Batterien künftiger E-Autos? „Da müssten wir etwa 1.500 Jahre lang E-Autos bauen, bis wir diese Batteriemengen beisammen haben“, schmunzelt Stalmann, „da wäre es besser, wir nutzen heute schon die Überschussmenge an Strom aus Erneuerbaren, die wir an unsere europäischen Nachbarn verschenken. Das wäre genug für etwa 1,2 Millionen Tonnen Wasserstoff jährlich – ohne Stromkosten, die haben wir nämlich schon durch die EEG-Umlage bezahlt.“

Viele Stromtrassen müssten gebaut werden


Was bedeuten solche Ausbaupläne für die Zahl der Stromtrassen? „Diese Frage wird für jeden, der sich um den Energiewandel sorgt, so richtig heiß“, warnt Stalmann. „Die vier Trassen, die wir bis 2025 unter viel Protestgeschrei fertigstellen wollen, sind nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Bei 415 Gigawatt reden wir über eine Größenordnung von 200 Kabelsträngen. Da haben wir noch viel Überzeugungsarbeit vor uns. Nur eins ist sicher: Wer das nicht will, muss sich entscheiden, ob er den Wirtschaftsstandort Deutschland abschaffen will oder sich von den Klimazielen verabschiedet“, stellt Stalmann unmissverständlich klar.

Die Klima-Diskussion aufmischen


„Klimaschutz und Energiewandel will jeder. Aber mit ein bisschen Einsparungen hier und ein paar Verboten da wird es nicht funktionieren. Wir wollen die Klima-Diskussion innerhalb der CDU aufmischen, aber wir warnen vor falschen Erwartungen. Wir arbeiten mit Zahlen, Daten und Fakten und bringen unsere wirtschaftliche Kompetenz ein. Hier passt das bekannte Zitat „Politik beginnt mit der Betrachtung der Wirklichkeit“. Da hat der Arbeitskreis bemerkenswert gute Arbeit geleistet“, fasst Oesterhelweg die Ergebnisse zusammen. Im weiteren Verlauf plant die CDU eine Veranstaltung, um Mitglieder und die interessierte Öffentlichkeit zu informieren und die Thematik zu diskutieren. Außerdem sollen die Arbeitsergebnisse Niedersachsens Wirtschaftsminister Dr. Bernd Althusmann und Fachpolitikern der CDU-Landtagsfraktion vorgestellt werden.


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