Cramme: Maststallerweiterung auf 84.000 Hähnchen - BUND erhebt Einwände


| Foto: Polizei



[image=5e1764da785549ede64cd293]Anläßlich des aktuellen Genehmigungsverfahrens für die Erweiterung des Hähnchenmaststalls in Cramme auf 84.000 Mastplätze weist der BUND erneut auf die mit der Massentierhaltung verbundenen Gesundheitsrisiken und unzureichenden Tierschutz hin.

Wir veröffentlichen die Mitteilung im Original - wie immer - ungekürzt und unkommentiert:


Tierschutz: In der Hühnermastanlage zwischen Cramme und Groß-Flöthe werden die Hühner in knapp 40 Tagen bei Temperaturen über 30 Grad auf ein Endgewicht von ca. 2 Kilogramm gemästet. Dann stehen etwa 20 Tiere auf einem Quadratmeter in ihrem eigenen Kot. "In den großen Hallen bei derartiger Enge können die Hühner ihre Grundbedürfnisse und Triebe wie Scharren, Picken, Sandbaden nicht mehr ausleben", bemängelt Olaf Dalchow, Kreisgruppenvorsitzender des BUND in Wolfenbüttel. Laut einer Studie der Tierärztlichen Hochschule Hannover leiden viele der Masthühner am Ende der Mast bei solchen Bedingungen zusätzlich unter schmerzhafen Fußballenentzündungen. Der BUND hält diese Haltungsbedingungen daher für nicht vereinbar mit dem Tierschutzgesetz.



Risikofaktor Keimbelastung: Geplant ist, dass die bestehende Hähnchenmastanlage in Cramme von 39.800 Mastplätzen durch ein weiteres Stallgebäude auf 84.000 Mastplätze erweitert wird. Das bedeutet zusätzlichen Gestank für Cramme und Groß-Flöthe und deutlich gesteigerte Ammoniak- und Feinstaubemissionen aus dem Stall. Auch der neue Maststall verfügt nicht über Staub- und Keimfilter. Über Ventilatoren wird die belastete Stallluft ungefiltert in die Umwelt geblasen. Eine BUND-Studie im Dezember 2011 hat ergeben, dass jede zweite Hähnchenfleisch-Probe aus deutschen Supermärkten mit antibiotikaresistenten Keimen belastet ist. Das ist die erschreckende Folge des fortgesetzten Antibiotika-Missbrauchs in industriellen Hähnchenmastställen mit Haltungsbedingungen wie in diesem in Cramme. Sowohl MRSA als auch ESBLproduzierende Keime können über die Stallabluft als Bioaerosole in die Umwelt gelangen. Aus wissenschaftlichen Studien geht hervor, dass es in der Nähe von Intensivtierhaltungsanlagen zu einer erhöhten Konzentration dieser Bioaerosole kommt. Untersuchungen deuten ebenfalls darauf hin, dass mit der Konzentration von Bioaerosolen für die Anwohner gesundheitliche Risiken einhergehen. Tierqual und erwartete Gesundheitsrisiken werden jedoch im aktuellen Genehmigungsverfahren für den Maststall in Cramme nicht berücksichtigt, da die gesetzlichen Bestimmungen in der Nutztierhaltungsverordnung und der Immissionsschutzverordnung in Deutschland diese Haltungsform zulassen. Der BUND setzt sich daher in Niedersachsen, deutschlandweit und bei der EU für eine deutliche Verbesserung der Tierschutzstandards, insbesondere der Haltungsbedingungen und für eine Änderung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung ein und fordert vermehrte Risikobetrachtungen bei der Keimproblematik in Massentierhaltungsanlagen.



Mangelhafter Brandschutz: "Auch dem Brandschutz in dem neuen Maststall in Cramme wird nicht ausreichend Rechnung getragen. Laut Planungsunterlagen ist eine Tierrettung im Falle eines Brandes im Crammer Stall nicht vorgesehen.", kritisiert Dalchow. Der BUND wendet ein, dass es in dem Crammer Maststall weder eine automatische Brandmeldeanlage, noch automatisch auslösende Rauch- und Wärmeabzugsanlagen geben soll. Die Feuerwiderstandsdauer tragender Bauelemente ist so gering, dass bei einem Brand weder Feuerwehr noch Tierretter den Stall betreten dürfen, um die Hühner zu retten. Der Tod der Tiere wird hier billigend in Kauf genommen. Und für den bereits bestehenden Stall in Cramme existiert nicht einmal genügend Raum vor und neben dem Stall, um alle Hühner aus dem Stall zu evakuieren. Das steht im deutlichen Widerspruch zum Tierschutz und zur Niedersächsischen Bauordnung, die eine Rettung ausdrücklich auch von Tieren und die Möglichkeit von effektiven Löscharbeiten vorschreibt.



Ausgleichsmaßnahmen gehören zur Bauabnahme: Der BUND erwartet im aktuellen Genehmigungsverfahren auch, dass die Umsetzung der landschaftspflegerischen Ausgleichsmaßnahmen für versiegelte Acker- und Grünlandflächen noch im gleichen Jahr wie die Inbetriebnahme erfolgen. Die Praxis sieht hier oft anders aus. Noch immer sind in Cramme nicht alle angeordneten Gehölzpflanzungen aus dem ersten Stallbau im Jahre 2010 erfolgt.



Bäuerliche Landwirtschaft: Der BUND tritt ein für eine nachhaltige, bäuerlich geprägte Landwirtschaft, die Tiergesundheit und Ökologie in den Vordergrund stellt. Sie ist geprägt durch Vielfalt der Kulturpflanzen und Nutztierrassen, minimiert Klimagas-Emissionen und orientiert sich an natürlichen Stoffkreisläufen. Im Landkreis Wolfenbüttel ist eine solche Landwirtschaft noch vielerorts zu finden. In Cramme bestimmt zukünftig Wiesenhof, was und wie produziert wird.


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