Das Feuer hautnah erleben - 14 Anwärter absolvierten Feuerwehr-Grundausbildung


| Foto: Torben Mielke)



Keiner der 14 Feuerwehr-Anwärter hatte eine Vorstellung dessen, was sie erwarten würde. Nur die acht Ausbilder und Helfer wussten, welche Höhen, Tiefen und Überraschungen sich Stadtausbildungsleiter Uwe Frobart für die Teilnehmer der aktuellen Truppmann 1-Ausbildung der Freiwilligen Feuerwehr Wolfenbüttel überlegt hatte.

Das von den Ausbildungsteilnehmern bereits behandelte Thema „Brennen und Löschen“ sollte praktisch vertieft werden. Im Klartext bedeutet das: Verschiedene brennbare Stoffe entzünden und beobachten, wie sie auf unterschiedliche Löschmittel reagieren. Für viele der Teilnehmer war es das erste Mal, dass sie mit einem Feuer in Berührung kamen, welches größer als das des heimischen Grills ist.

Zuerst erklärten die Ausbilder die persönliche Schutzausrüstung und verglichen sie mit Alltags- sowie Feuerwehrkleidung aus früheren Zeiten – natürlich praktisch: Die typische Jeans fängt bei der Behandlung mit einem Gasbrenner innerhalb von wenigen Sekunden Feuer, wohingegen die aktuelle Feuerwehrjacke selbst nach langer Hitzeeinwirkung nicht einmal Verfärbungen auf der Innenseite zeigt. Anschließend demonstrierte Frobart die Haltbarkeit eines ausgemusterten Helms mit Hilfe einer Feuerwehraxt, die er mit voller Kraft auf den Helm schlug. Fazit: Der Helm hatte zwar eine kleine Delle und einen Riss, ein darin befindlicher Kopf hätte jedoch nicht einmal einen Kratzer abbekommen.

Danach ging es mit der richtigen Handhabung einer Löschdecke weiter: Der „beste Kumpel der Ausbilder“ namens Ernst (eine lebensgroße Puppe bestehend aus einem starken Holzskelett, Zeitungen und alten Feuerwehrkleidern) wurde angezündet und sollte von zwei der Teilnehmer gelöscht werden. „Kuscheln bringt da nichts“, lehrt Frobart, als die Männer versuchten Ernst im Stehen zu löschen. „Ihr müsst ihn auf den Boden schmeißen, sonst kommt immer wieder Sauerstoff dran“.

<a href= Der aktuelle Truppmann 1-Kurs der Freiwilligen Feuerwehr Wolfenbüttel mit seinen Ausbildern (">
Der aktuelle Truppmann 1-Kurs der Freiwilligen Feuerwehr Wolfenbüttel mit seinen Ausbildern ( Foto: Torben Mielke)



Anschließend beschäftigten sich die Teilnehmer mit den verschiedenen Strahlrohren: Jedes der fünf vorgestellten Strahlrohre hat seine eigenen positiven und negativen Eigenschaften, unterschiedliche Wurfweiten und Anwendungszwecke. Nicht immer ist das Mittel der Wahl eine große Wassermenge auf ein brennendes Objekt zu befördern. So ist beispielsweise ein richtig eingesetztes C-Hohlstrahlrohr mit einem Wasserdurchfluss von max. 200 L/min manchmal effektiver als ein großes BM-Strahlrohr mit max. 600 L/min. Darüber hinaus gibt es noch Schaumstrahlrohre zum Bekämpfen von PKW-Bränden und brennenden Flüssigkeiten, welche später anhand einer großen in Brand geratenen Wanne mit Benzin und Diesel ausprobiert wurden.

Einer der Höhepunkte des Lehrgangs war der Versuch einen ca. zwei Meter hohen Holzstapel mit Kleinlöschgeräten zu löschen. Jeder Teilnehmer kam an die Reihe und hatte die Möglichkeit, Kübelspritzen mit Wasser sowie Pulver- und CO2-Löscher auszuprobieren. Zu diesem Zeitpunkt wurden erstmalig die bisher nur im Unterricht genannten Hinweise deutlich: Nicht gegen den Wind löschen, da Rauch und Hitze das Atmen extrem erschweren und das Löschmittel zur Person treiben. Ebenso immer „unten bleiben“, um der Hitze auszuweichen. Das Feuer beobachten und bewerten, an welcher Stelle ein Löschangriff am meisten Sinn hat, bevor die Ressourcen blind verschwendet werden. Eine Sammlung an Aufgaben, die im Arbeitseifer nicht leicht zu erfüllen ist – hier sind Konzentration und wohlüberlegtes Handeln gefragt.

Der zweite Höhepunkt war die Demonstration der Sprengkraft von Sprühdosen. Diverse Farb-, Deo- und Haarspray-Dosen wurden mit Hilfe des Gasbrenners zur Explosion gebracht. Trotz der fünf Meter Sicherheitsabstand und kompletter Schutzausrüstung zuckten alle ein wenig zusammen: So einen lauten Knall in Verbindung mit der entstehenden Flamme hätte sich keiner vorgestellt. Weiterhin zeigte Uwe Frobart die Auswirkungen einer Suppenkelle voll Wasser auf einen Topf mit brennendem Fett sowie die Reaktion von Löschwasser auf entzündetes Metall. Im ersten Fall stach unter lautem Zischen eine ungefähr drei Meter hohe Flamme aus dem Topf hervor – ein Ereignis, welches sich keiner gerne in der eigenen Küche vorstellen möchte. Der zweite Fall verlief ähnlich: Das brennende Metall wird nicht gelöscht, sondern vergrößert sich die durch Spaltung des Wassers sogar noch – hier helfen nur trockener Sand oder Metallbrandpulver.

Abschließend kehrten die Teilnehmer nach einem erfolgreichen Tag geschafft und voller neuer Erfahrungen zurück nach Wolfenbüttel. Diese sieben Stunden haben das "Feuerwehr-Dasein" um Einiges näher gebracht und den Respekt vor dem Feuer spürbar erhöht.


mehr News aus Wolfenbüttel