Wolfenbüttel. Trotz Nieselregen und Wind fanden sich am heutigen Samstag mehrere Hundert Teilnehmer auf dem Schlossplatz ein, um an der Demonstration "Wolfenbüttel für Demokratie und Vielfalt" teilzunehmen.
Aufgerufen hatten das Bündnis gegen Rechtsextremismus Wolfenbüttel, die Stadt und der Landkreis Wolfenbüttel. Mit Plakaten, Bannern und Fahnen ausgestattet, waren unzählige Menschen dem Aufruf gefolgt. Begrüßt wurden die über 2.000 Teilnehmer zunächst von Michael Sandte vom Bündnis gegen Rechtsextremismus.
Es ist 20 Minuten nach 12
Dieser machte zu Beginn seines Redebeitrags deutlich, dass weitere Kundgebungen in der nahen Zukunft geplant seien. "Ich versichere Ihnen, die heutige Veranstaltung wird keine Eintagsfliege sein. Wir werden uns in Zukunft regelmäßig treffen und zu Veranstaltungen einladen, bis wir den Damen und Herren, die an unsere Demokratie und an unsere Rechte gehen wollen, ein für allemal Einhalt geboten haben. Für Demokratie und Vielfalt. Nie wieder ist jetzt. Wir haben früher davon geredet, dass es fünf vor zwölf ist. Es ist längst schon die 12 Uhr überschritten, es ist mindestens 15 Minuten, wenn nicht sogar 20 Minuten nach 12", so Sandte eingangs und machte damit die Dringlichkeit zum Handeln deutlich.
Dann erinnerte Sandte an einige Anschläge mit rechtsextremen Hintergründen in Wolfenbüttel im Großen Zimmerhof und auf die Moschee, bei denen es Tote und Verletzte gab. Sandte forderte die Menge auf, sich gemeinsam gegen jede Form von Rechtsextremismus, Ausländerfeindlichkeit und Diskriminierung zu wenden und Solidarität mit denen zu zeigen, die bedroht und gefährdet werden.
Nie wieder ist jetzt
Die SPD-Bundestagsabgeordnete Dunja Kreiser fand deutliche Worte in Richtung der AfD. Foto: Werner Heise
Auch die SPD-Bundestagsabgeordnete Dunja Kreiser fand deutliche Worte und appellierte eindringlich, Rechtsextremismus und der AfD entschieden entgegenzutreten. "Die AfD ist kein Alternative für Deutschland. Die Rechten haben schon immer für Verderb und Untergang gesorgt. Nur gemeinsam, mit wahren Demokraten, können wir diese schwierige Zeit bewältigen. We remember ist vor allen Dingen `nie wieder ist jetzt´. Meine Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde, Rechtsextreme verachten ein feindliches Zusammenleben, ein respektvolles Miteinander, Nächstenliebe, Menschlichkeit. Was wäre zum Beispiel, wenn die AfD an die Macht kommen würde?", fragte Kreiser und zählte auf, welche Konsequenzen aus ihre Sicht drohen würden, würde man Parteien wie der AfD Raum geben. "Wollen wir das? Wir Demokratinnen und Demokraten stehen als Bollwerk gegen die Faschisten, gegen das rechte Gedankengut, das unsere Demokratie und unsere Werte bedroht und dabei müssen wir entschlossen vorgehen. Wir dürfen nicht zulassen und unsere Gesellschaft Spalten meine Damen und Herren."
Weitere Redner waren Mustafa User von der Türkischen Moscheegemeinde, zwei Vertreter des Jugendparlaments, Pfarrer Matthias Eggers und Ghalia El Boustami als stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Wolfenbüttel. Sie alle äußerten ihre Bestürzung über das Ausmaß der fremdenfeindlichen Umtriebe und machten deutlich, dass es Zeit sei, sich gegen Hass, Spaltung und Rechtsextremismus zu stellen und für Toleranz einzustehen.
"Lasst uns gemeinsam Hand in Hand, Seite an Seite und Schulter am Schultern für ein Deutschland kämpfen, in dem jeder seinen Platz findet. Ein Deutschland, in dem jeder sicher und frei ohne Angst leben kann. Gleichberechtigt und gleich verpflichtet, unabhängig von Religion, Herkunft und Hautfarbe. Der Kampf gegen Rassismus erfordert eine gestärkte Demokratie. Denn Rassismus bedroht die Grundlage unserer gemeinsamen Werte. Das Morgen beginnt jetzt. Fangen wir also an, bevor es zu spät ist", forderte Mustafa User und erntete, wie auch seine Vorredner, Applaus und Zustimmung für seine Worte.
Besser politische Aufklärung an Schulen gefordert
Kritische Worte in Richtung der Landesregierung, vor allem in die des Kultusministeriums fanden zwei Vertreter des Jugendparlaments. Sie forderten eine besser politische Aufklärung in den Schulen. "Wir brauchen bessere Aufklärung in den Schulen. Einen Lehrplan, der Wert darauf legt, dass Schüler in einem demokratischen Umfeld das Tagesgeschehen diskutieren können und Hilfe bekommen, politische Inhalte, die sie auf Social Media gesehen haben, einzuordnen. Wir müssen zusammen an unserem Umgangston arbeite. Egal, woher der Gesprächspartner kommt. Egal, welche Position er vertritt. Es ist wichtig, dass wir uns mit Respekt begegnen. Und die besten Orte, um eine solche Gesprächskultur zu pflegen, sind Schulen. Gerade weil viele Jugendliche ohne Respekt und ohne Hemmungen mit Menschen, die nicht ihre Meinung teilen, umgehen. Und das gilt für beide Seiten des politischen Spektrums", so Johannes Matussek vom Jugendparlament.
Nach knapp zwei Stunden voller Reden, Warnungen und Appellen, die von den Teilnehmern immer wieder mit lauten, zustimmenden Rufen begleitet wurden, setzte sich der Demonstrationszug durch die Stadt in Gang.
Ruhige Versammlung
Die Polizei meldete einen ruhigen Verlauf. Die Versammlung sei durchweg friedlich und ohne besondere Vorkommnisse verlaufen. Es konnten in der Spitze zirka 2.400 Teilnehmer festgestellt werden. Auch der anschließende Aufzug durch das Stadtgebiet mit etwa 550 Personen verlief ohne größere Verkehrsstörungen. Gegen 13:55 Uhr wurde die Versammlung an der Wallstraße beendet.
Die Kundgebung in Bildern
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