Diesen Schritt gehen nicht viele: Abschied vom DRK

Der DRK-Rettungsdienst Wolfenbüttel gab sich ganz viel Mühe, um Martin Schipke zu verabschieden.

Martin Schipke (hier mit Ehefrau Kerstin) zog gleich mal das Eintracht-Trikot über, das ihm die Kolleginnen und Kollegen besorgt hatten.
Martin Schipke (hier mit Ehefrau Kerstin) zog gleich mal das Eintracht-Trikot über, das ihm die Kolleginnen und Kollegen besorgt hatten. | Foto: DRK

Wolfenbüttel. Riesenauflauf von Rettungskräften neben dem DRK-Solferino Am Exer: Der Rettungsdienst Wolfenbüttel verabschiedete sich von Martin Schipke – und führte ihn zunächst mal gehörig hinters Licht. Der Rettungsassistent wurde zu einem vermeintlichen Notfall gerufen, fiel dann aber aus allen Wolken: Mehr als 50 Personen warteten dort auf ihn, darunter neben Kollegen, Freunden und Ehefrau Kerstin auch seine Kinder, die eigens aus Hamburg und Frankfurt/Main angereist waren. "Da kamen mir doch die Tränen", erzählte er gerührt. Dies teilte das DRK mit.



Diese Verabschiedung war nicht alltäglich, Schipkes Dienstzeit war es aber ebensowenig. "Nur ganz wenige Kollegen verlassen den Rettungsdienst in die Rente", erzählte Daniel Schulte, Geschäftsführer der DRK-Rettungsdienst Wolfenbüttel gGmbH. Die Einsätze immer im Schichtdienst und oft an Wochenenden, könnten schon sehr belastend sein. "Nur wenige halten physisch und psychisch bis zum Schluss durch."

Einer von diesen Standhaften ist Martin Schipke, der am heutigen Sonntag vor exakt 30 Jahren beim Roten Kreuz in Wolfenbüttel startete. "Vorher habe ich eine Ausbildung im Krankenhaus Rinteln absolviert, war auch bei der Bundeswehr Sanitäts-Unteroffizier." Von dort ging er per Berufsförderung zum Roten Kreuz. "Da hatten wir einen ganz kleinen Rettungsdienst, damals noch am Rosenwinkel." Nach einem Wechsel zum DRK Braunschweig kam er am 1. Juli 1994 endgültig zurück in die Lessingstadt.

Hier bewies er nicht nur Standhaftigkeit, sondern auch Zuverlässigkeit – und einen kritischen Blick, wie Björn Försterling in seiner Laudatio betonte. "Seine kritischen Anmerkungen waren stets an der Sache orientiert, konstruktiv, und haben unseren Rettungsdienst immer vorangebracht", lobte der Vorsitzende des DRK-Präsidiums.

Gesund in die Rente


Dass der heute 64-Jährige auch ein feiner Kollege war, ließ sich aus den Umständen seiner Verabschiedung schließen: Da waren die vergangenen Wochen genutzt worden, um hinter seinem Rücken zwei Trikots zu beschaffen. Das eine kam von seinem Lieblingsverein, Eintracht Braunschweig: "Alle Spieler haben unterschrieben. Großartig", war Schipke von den Socken. Das andere trug die 94 als Jahrgang seines Einstiegs sowie den Namen "Schipske" – ein augenzwinkernder Hinweis auf seine Aufgabe, am Rande der Einsätze für das Einlesen der Chipkarte zu sorgen.

Ebenfalls witzig: Er bekam als Symbol eine goldene Schipskarte. Dass die Crew des Rettungsdienstes zum Abschied auch noch einen Geldbetrag sammelte, war dann das Sahnehäubchen: "Ich bin wirklich überwältigt."

Was hat ihm im Rückblick am besten gefallen in der Arbeit beim DRK? "Dass ich so viele verschiedene Menschen kennengelernt habe – sowohl unter den Kollegen, als auch draußen in Stadt und Landkreis." Noch heute kenne er viele Akteure in allen Wachen des Rettungsdienstes und in den Krankenhäusern, seine regelmäßigen Schichtdienste habe er stets gern übernommen. "Das Wichtigste aber ist, mein Ziel erreicht zu haben: Ich gehe gesund in Rente."


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