Wolfenbüttel. Ausgesprochen überrascht wurde der DRK-Kreisverband Wolfenbüttel von dem großen Bedarf an Computern in der Schülerschaft. Die Rotkreuzler hatten kürzlich angeboten, für Kinder aus bedürftigen Familien Laptops, Computer und Drucker zur Verfügung zu stellen, um ihnen das Homeschooling zu ermöglichen. „Der Bedarf ist offenbar groß“, resümierte Präsidiumsmitglied Björn Försterling bei der ersten Material-Übergabe. „Wir haben derzeit mehr als 70 Bedarfsanmeldungen und rechnen noch mit einer ganzen Reihe von Nachzüglern.“ Dies berichtet das DRK in einer Pressemitteilung.
Dass der Bedarf groß sei, habe auch Sabine Nolte, die Leiterin der Leibniz-Realschule in Wolfenbüttel bestätigen können. Dort habe das Rote Kreuz in einer ersten Runde neun Laptops übergeben. „Das waren die schnellsten Anmeldungen“, sagte Sabine Nolte, die für ihre Schule die erste Meldung ans DRK abgeschickt hatte. „Es zeichnen sich aber schon mehrere Nachzügler ab.“
In einer kurzen Ansprache habe sie sich auf dem Schulhof in angemessenem Abstand für den Nothilfefonds bedankt, den das DRK zusammen mit der Curt Mast Jägermeister Stiftung und weiteren Spendern aufgelegt hatte. „Vor allem hat uns beeindruckt, wie unbürokratisch und schnell das DRK geholfen hat.“ Mit den Laptops könnten nun viele Kinder und Jugendliche ihr „Homeschooling“ effektiv gestalten – dafür habe es spontan Applaus von den rund zwei Dutzend Anwesenden gegeben.
Sabine Nolte berichtete, dass in der CoronaZeit die Medienkompetenz der Schüler enorm gewachsen sei, „und auch die der Eltern und wohl auch die mancher Lehrer“. Sie schilderte Fälle, in denen sich ältere Schüler-Jahrgänge gemeldet hätten, um jüngeren helfen zu können. „Auf diese Weise haben wir große Schritte gemacht bei unserem digitalen Aufgabentool, bei der Arbeit auf dem Schulserver und beim schnellen Austausch mit E-Mails.“
Fluch und Segen des Internets
Allerdings wäre bei dieser Schilderung auch deutlich geworden, wie schnell sich der Abstand zwischen bedürftigen und betuchten Haushalten vergrößere. Wer keine Möglichkeit habe, am digitalen Lernen teilzunehmen, verliere mehr und mehr den Anschluss. So habe eine Mutter auf dem Schulhof mit der einfachen Frage überrascht, wie es denn mit der Schule jetzt weitergehe. Sabine Noltes Hinweis auf die Homepage der Schule verpuffte: Ohne Zugang zum Internet und ohne Zeitungsabo habe sich diese Mutter von den täglichen Hauptinformationssträngen abgeschnitten gesehen. Laut Auskunft der Schulleiterin werde in diesem Punkt das Rad wohl nicht zurückgedreht: „Solche Infos werden auch künftig per E-Mail verschickt, weil sich Postbriefe bei 457 Schülern auf Dauer nicht machen lassen.“
Und es habe noch eine zweite Hürde zu umschiffen gegeben, an die im Vorfeld niemand gedacht hatte: „Wie können wir den Laptop nutzen? Wir haben zuhause kein Internet“, wollte die junge Mutter wissen. Rettende Vorschläge seien von Björn Försterling und einem Vater gekommen. So könnte das DRK in solchen Fällen kostenlos Funksticks zur Verfügung stellen, erklärte das Präsidiumsmitglied. Und der Vater hatte schon gute Erfahrungen mit intakten Nachbarschaften gemacht: „Vielleicht können auch sie ihre Nachbarn fragen, ob sie deren W-Lan nutzen können – im Zweifel gegen einen kleinen Obulus.“
Auch beim DRK habe große Freude über die Riesenresonanz nach dem Aufruf geherrscht. „Viele Spender haben explizit die Unterstützung von Kindern und Jugendlichen in den Vordergrund gerückt“, erzählte Försterling. Und er lobte die IT-Abteilung des Roten Kreuzes, die seit Wochen kaum etwas anderes zu tun gehabt habe, als gebrauchte Geräte aufzubereiten und für den Einsatz bei den Schülern flottzumachen. „Nun haben alle diese Rechner Windows 10 an Bord“, berichtete IT-Leiter Fabian Adam. „Und ein Jahr Gewährleistung durch das DRK gibt es obendrauf."
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