Landkreis. Ein stechender Geruch liegt seit über einer Woche regelmäßig in einigen Orten des Landkreises in der Luft. Auch eine WolfenbüttelHeute.de-Leserin hat im wahrsten Sinne des Wortes die Nase voll: "Abends stinke es täglich ab 21.45 Uhr bestialisch nach Gülle. Das dringend notwendige Lüften falle deswegen aus", hieß es in einer E-Mail an unsere Redaktion.
Noch wird vielerorts geerntet, aber danach auch häufig gedüngt... Archiv- Foto: Marc Angerstein
Wo kommt der Geruch her und warum erst so spät? Die WolfenbüttelHeute.de-Redaktion recherchierte. Dicke Luft kann es wohl noch einige Tage geben, denn die Landwirte der Region fahren derzeit ihre Ernte ein und dann kommt die Gülle. Der Dünger muss auf den Acker, bevor die nächste Saat verteilt wird. Wobei Kreislandwirt Gerhard Schwetje über jetzige Beschwerden etwas überrascht ist. "Das müssen Einzelfälle sein, denn eigentlich sind die Bauern noch mitten in der Ernte." Er rechnet erst Ende August mit stärkerer Düngeaktivität. "Außerdem wird bei uns meist Festmist auf die Felder aufgebracht und der riecht nicht so stark", betont Schwetje.
Organische Dünger werden hauptsächlich an wenigen Tagen im Frühjahr und nach der Ernte auf die Stoppelfelder ausgebracht. Die mit der Ernte abgefahrenen Nährstoffe wie Stickstoff, Kalium und Phosphor müssen auf dem Acker ersetzt werden. Die Nährstoffe in einer Ausbringungsmenge von etwa 30 Kubikmeter Gülle je Hektar haben dabei einem Gegenwert von mineralischem Dünger in Höhe von fast 600 Euro. Da die Phosphorvorräte sich weltweit dem Ende neigen, kommt der Gülle immer größer werdende Bedeutung zu.
Und warum riecht es erst so spät am Abend, wenn die Bürger gerne lüften möchten? Das Gesetz legt Zeitspannen fest, in denen keine Gülle ausgefahren werden darf. Für das Frühjahr gilt: Nicht, wenn der Boden wassergesättigt, gefroren oder durchgängig höher als fünf Zentimeter mit Schnee bedeckt ist. An heißen Tagen soll nur morgens oder abends ausgebracht werden und nicht zu Tageszeiten mit hohen Temperaturen. Bei dem derzeitigen heißen und trockenen Wetter bleibt der Geruch leider länger in der Luft. Das ist eine unglückliche Situation. "Eine geruchlose Landwirtschaft gibt es nunmal nicht", sagt Schwetje. Gerade die Verwendung natürlicher Dünger sei naturbelassene Landwirtschaft, die heute von den Kunden verlangt werde.
[image=5e1764fa785549ede64cd8da]Übrigens, bald ändert sich die Situation: Die Landesregierung will, dass Landwirte Dünger sorgsamer einsetzen. Zum Schutz des Grundwassers müssen sich die Bauern laut einem Erlass durch Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer ab Herbst die Zeitpunkte beim Düngen ihrer Felder einschränken. Hintergrund seien Beobachtungen, dass an vielen Messstellen im Land die Belastung mit Nitrat im Grundwasser nicht mehr zurückgehe, sondern stagniere oder sogar ansteige. Künftig soll hauptsächlich im Frühjahr gedüngt werden. Ob dies im Sinne der Verbraucher ist, mag Schwetje zu bezweifeln. Aufgrund des engeren Zeitfensters, wann gedüngt werden darf, könne es vermehrt zu Geruchsauffälligkeiten kommen. Wer dann eine empfindliche Nase hat…
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