Eine Provinzposse sorgt derzeit für Ärger unter Sängern und eines Bürgermeisters am westlichen Elmrand: So herrscht nach eigenen Angaben ein großes Unverständnis bei den Sängern des Männergesangvereins (MGV) Erkerode über das wiederholte Hinwegsetzen des Bürgermeisters über getroffene Terminabsprachen in der neuen Chorprobenstätte, dem Dorfgemeinschaftshaus Lucklum. Der Bürgermeister, Dr. Heinrich Füchtjohann (SPD), weist alle Vorwürfe zurück und spricht gegenüber unserer Online-Zeitung von einer Inszenierung von CDU und MGV.
Am Mittwoch, 15. Mai wäre eine Probe des MGV im Dorfgemeinschaftshaus Lucklum gewesen, war aber nicht. "Zum Erstaunen der Sangesbrüder hat der Bürgermeister von Erkerode zeitgleich und in Kenntnis des Termins des Probeabends eine öffentliche Gemeinderatssitzung anberaumt", heißt es in einem öffentlichen Aushang des MGV. Die regionale Print-Tageszeitung habe das Ereignis bereits zum Thema gemacht, teilt heute der MGV-Schriftführer Werner Henschel über seinen Sohn mit und "sieht sich gerade nach dieser Berichterstattung in der Pflicht, nochmals die Position des MGV zu verdeutlichen."
Terminkollission
Henschel heute wörtlich gegenüber unserer Online-Zeitung: "Aufgrund der Zusammenarbeit mit dem MGV „Eintracht“ Gr. Denkte stand der Termin am besagten Mittwoch schon seit Anfang des Jahres fest. Die Eintragung im extra eingerichteten Terminkalender war auf Nachfrage auch dem Bürgermeister bekannt. Durch den Vereinsaushang in Erkerode sowie die Bekanntmachung in der örtlichen Presse, unter anderem im Denkter Brief, war der Termin seit vielen Wochen öffentlich bekannt. Trotzdem wurde der ursprünglich vorgesehene Termin und Ort für die 10. Gemeinderatssitzung der Elmgemeinde am 8. Mai (geplant: Gaststätte Wegwarte Lucklum) vom Bürgermeister eigenmächtig trotz aller Hinweise auf den 15. Mai ins Dorfgemeinschaftshaus geändert. Damit kam es zur Terminkollision."
Der Bürgermeister spricht gegenüber WolfenbüttelHeute.de von Terminabsprachen, die Anfang des Jahres einvernehmlich gewesen wären: "In ungeraden Wochen des Kalenders singt der MGV im Dorfgemeinschaftshaus Lucklum und in geraden Wochen in Groß Denkte." Da der 15. Mai in der 20. Kalenderwoche und somit in einer geraden Woche liegt, hätte das Dorfgemeinschaftshaus frei und für die Gemeinderatssitzung nutzbar sein müssen, meint der Bürgermeister. Und so hat offensichtlich auch die Verwaltung gedacht und die Sitzung eben dort angesetzt.
"Bereits im letzten Jahr gab es eine kurzfristig anberaumte Gemeinderatssitzung, die mit einem Chorprobenabend kollidierte", behauptet der MGV. "Dieses Mal hat der Bürgermeister von seinem Hausrecht Gebrauch gemacht und die Sänger der Chorgemeinschaft aus der Chorprobenstätte am Lucklumer Sportplatz gewiesen. Daraufhin verweigerten einzelne Ratsmitglieder die Teilnahme an der Gemeinderatssitzung."
"Ich durfte die Sitzung nicht absagen"
"Ich durfte die Gemeinderatssitzung aus gesetzlichen Gründen nicht absagen", erklärt Bürgermeister Füchtjohann. "Als ich am Morgen des 15. Mai von der Terminkollission erfuhr, weil der MGV auch Termine verlegt hatte, habe ich in der Gaststätte Wegwarte vorsorglich einen Raum reserviert."
Der Bürgermeister hatte nach eigener Aussage mehrfach angeboten, auch die Gemeinderatssitzung zu verlegen, wenn der Gemeinderat nach Sitzungseröffnung um 20 Uhr den Beschluss dazu gefasst hätte. Dies sei aber vom MGV im Vorfeld bereits abgelehnt worden. "Ich hätte aus rechtlichen Gründen die Sitzung zunächst im Dorfgemeinschaftshaus eröffnen müssen und im Anschluss hätte dieses politische Gremium auch eine Verschiebung oder Verlegung der Gemeinderatssitzung beschließen können", so Füchtjohann.
Henschel stellt das anders dar: "Eine geforderte Absage der Sitzung im Dorfgemeinschaftshaus Lucklum wurde vom Bürgermeister der Gemeinde Erkerode mit Hinweis auf rechtliche Grundlagen abgelehnt, obwohl einzelne Ratsmitglieder sich für eine mögliche Verlegung ausgesprochen haben. Eine öffentliche Entschuldigung bei den betroffenen Vereinen wurde vom Bürgermeister nicht ausgesprochen."
"Das ist eine Inszenierung von CDU und MGV"
"Mein Vorgänger hatte auch schon Probleme mt dem MGV", berichtet der Bürgermeister. Das Selbstverständnis der Chormitglieder sei sowieso merkwürdig: "Der Kassierer des MGV sagte nach der Bezuschussung mit öffentlichen Geldern zu mir, der Gemeinderat ist für den MGV da - und nicht umgekehrt", sagt Füchtjohann. Er spricht gegenüber unserer Online-Zeitung von einer Inszenierung durch die CDU und den MGV: "Normalerweise kommen die immer erst um 20 Uhr. Diesmal bin ich aber von der CDU gebeten worden, zu irgendwelchen Absprachen vor der Gemeinderatssitzung um 19 Uhr zu kommen. Komischerweise kam da auch bereits der MGV und es kam zu dem unerfreulichen Wortgefecht vor Ort. Die CDU versucht über unsere Vereine und Verbände Stimmung zu machen, weil sie nicht versteht, warum sie bei der letzten Kommunalwahl so abgeschnitten hat, wie sie abgeschnitten hat." Die Rädelsführer innerhalb des MGV seien nach seiner Auffassung CDU-Mitglieder oder Sänger, die der CDU nahestehen.
***Aktualisierung***
Wir veröffentlichen einen "Satire-Beitrag" des Bürgermeisters zum Thema, der in den nächsten Tagen in der "Sickter Rundschau" erscheinen wird - wie immer - ungekürzt und unkommentiert im Originalwortlaut:
Aus dem Leben eines Bürgermeisters
Mittwoch 15.5.2013 (gerade Woche) vor dem Frühstück:
Anruf der Allgemeinen Verwaltungsvertreterin des Bürgermeisters
(solch eine Bezeichnung gibt es)
„Es gibt einen Terminkonflikt heute Abend mit Gemeinderatssitzung und Männergesangverein!“.
Das kann eigentlich nicht sein, ich hatte mir auf Nachfragen beim Vorsitzenden jeweils Mittwoch in ungeraden Wochen blockiert. Und heute ist mit Sicherheit eine gerade Woche, außer jemand hat am Kalender gedreht. Also zuerst den Saal der Wegwarte reserviert und frohen Mutes den Konfliktmelder des MGV angerufen.
Musste erfahren „dass der Gemeinderat für den MGV da ist und nicht umgekehrt.“
Hmm – man lernt immer was dazu. Muss mir unbedingt mal die Satzung des Vereins ansehen. Das NKommVG ist da vermutlich anderer Meinung.
Dann mit der Samtgemeindeverwaltung geklärt, ob eine Verschiebung der Ratssitzung zeitlich und / oder räumlich möglich ist – war gesetzlich nach besagtem NKommVG nicht zulässig. Dieses dem Vorsitzenden des Vereins mitteilen lassen.
… weiter geht’s um 19:00. Der Gemeinderat hatte vor der Sitzung noch einen Ortstermin im DGH. Ebenfalls um 19:00 trifft die Erkeröder/Lucklumer Fraktion des MGV ziemlich komplett ein (sie singen erst um 20:00) und startet eine wüste Beschimpfung des Bürgermeisters. Der versucht zu erklären, warum es zu dem Konflikt gekommen ist und muss erfahren, dass es eine Terminliste gibt, die weder ihm noch der Koordinierungsstelle im Haus A. bis dahin vorgelegen hat. Dem bisherigen Bürgermeister lag diese Liste ebenfalls nicht vor.
Die Beschreibung der angebotenen Wegwarte aus Sängersicht ist vergleichbar mit Dantes „Inferno“. Man werde da auf keinen Fall hingehen.
Nun – aus gut unterrichteten Kreise wird um kurz vor 20:00 berichtet,
dass der MGV in der kleinen Bar gut gelaunt aufgetaucht ist.
Später sind sie dann nach Verschiedenem und Gesang noch besser gelaunt wieder abgezogen. Der Wirt, ebenfalls zufrieden, wünscht weitere Terminkonflikte.
(An dieser Stelle noch mal vielen Dank an Rio und Lucius für den spontanen Einsatz.)
Der Rest des Tages war eher normal. U. a. haben wir die Investition in eine Schrankwand im DGH Lucklum entschieden. Der MGV hat übrigens mehr als die Hälfte bereits reserviert.
Auf Wunsch des besagten Vereins habe ich bei der Bestellung die Tiefe des Schrankes erhöht.
Weitere Investitionen in Höhe von 329.000 EUR für die Kommendestraße bzw. deren Nebenanlagen wurden entschieden. Damit können jetzt 11 ½ Maßnahmen von 15, die vom Dorferneuerungsausschuss vorgeschlagen wurden, umgesetzt werden.
Eine Maßnahme wird teilweise umgesetzt und der andere Teil davon wird verschoben.
Damit konnten wir verfügbares Geld und Prioritäten in Einklang bringen.
Im anderen Fall hätte das Geld nur für 7 Maßnahmen gereicht.
… 23:00: jetzt schnell noch in die kleine Bar zur Nachbesprechung ;-)
Euer Heinrich Füchtjohann
Nachtrag:
Eine weitere Gefahrensituation in Erkerode durch eine Silberpappel am Elmwarteweg konnte beseitigt werden.
Dieser Vorgang hatte nur 9 Jahre, einen Monat und 10 Tage gedauert – es geht doch.
Am Pfingstsonntag fand der Elm-Super-Trail statt – ein 70 km Lauf um den Elm.
Bei der Straßensicherung hat uns die Destedter Feuerwehr unterstützt.
Vielen Dank an dieser Stelle.
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