Erstes interkulturelles Picknick: "Viele Gäste, aber wenig Einheimische"

Christel Seigneur von der DRK-Migrationshilfe hat ein interkulturelles Picknick ins Leben gerufen.

Zusammen und gemeinsam: Geflüchtete, die eine neue Heimat im Landkreis gefunden haben, treffen sich zum interkulturellen Picknick. Links am Bilderrahmen Christel Seigneur.
Zusammen und gemeinsam: Geflüchtete, die eine neue Heimat im Landkreis gefunden haben, treffen sich zum interkulturellen Picknick. Links am Bilderrahmen Christel Seigneur. | Foto: DRK

Wolfenbüttel. Einen gemeinsamen Sommernachmittag erlebten kürzlich die Besucher des ersten interkulturellen Picknicks. Eigentlich als Picknick im grünen Garten geplant, deckten sich aufgrund des Wetters dann die Tische der Terrasse des Solferino, dem inklusiven Restaurant des DRK Am Exer in Wolfenbüttel. Viele Teilnehmer kamen und brachten Snacks mit, so wie man sie in Kolumbien kennt, Wassermelone oder einen Salat, wie er in Gabun gegessen wird. Dies geht aus einer Pressemitteilung des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) hervor.



Seit 2016 ist Christel Seigneur Migrationsberaterin, jetzt in der DRK-Migrationshilfe am Exer in Wolfenbüttel. Sie stammt aus Frankreich und spricht neben französisch und deutsch auch fließend spanisch und englisch. So ist sie kommunikatives Bindeglied in der Sprachenvielfalt der Menschen, die sie betreut. Gemeinsamkeit ist ihr wichtig, das Zusammenkommen von Menschen aus unterschiedlichen Kulturen. Deswegen habe sie schon das Sprachcafé gegründet, erzählt sie. Und jetzt hat sie erstmals zum Picknick eingeladen. Einige kennen sich schon aus dem Sprachcafé, andere sind heute zum ersten Mal dabei. Einige Geflüchtete aus Kolumbien helfen auch bei der Wolfenbütteler Tafel mit, packen dort die Lebensmittelkisten und -taschen.

Sich einfach mal treffen und miteinander reden


Christel Seigneur ist es wichtig, dass auch Einheimische bei diesen Treffen dabei sind: „Wenn man sich integrieren will, muss man auch Leute haben, die dabei helfen“, sagt sie. Gekommen ist an diesem Nachmittag auch eine Lehrerin, die an der Hernriette-Breymann-Gesamtschule Spanisch unterrichtet: „Für mich ist einfach schön, auch im Alltag mal wieder Spanisch sprechen zu können“, sagt sie. Und Gelegenheit dazu hat sie an diesem Nachmittag zur Genüge. Zum Beispiel Andres ist da. Er habe mal als Journalist in Kolumbien gearbeitet, berichtet er. Und Viviana und Luis mit ihren Kindern, auch sie sind aus Kolumbien vor Gewalt geflohen.

Mehr als 40 Familien aus Kolumbien leben allein in Stadt und Landkreis Wolfenbüttel, weiß Christel Seigneur. Unter ihnen seien viele Psychologen oder Sozialarbeiter, Berufsgruppen, die eher unbeliebt seien in dem lateinamerikanischen Land. Shir Hassan aus Afghanistan und ein anderer junger Mann aus dem Sudan sind bereits im Gespräch miteinander, beide sprechen fließend englisch. Shir Hassan erzählt, dass er vor seiner Flucht aus Afghanistan Ingenieurswesen und Städteplanung studiert habe. Star, so sein Rufname, berichtet, er sei in Syrien geboren, dann in die Ukraine geflüchtet und habe in Charkiv als Augenarzt gearbeitet. Seit anderthalb Jahren lebt er jetzt in Deutschland.

Mehr Einheimische erwünscht


Ganz große Freude bei zwei Frauen aus Guinea und Gabun. Ein Kind ist gerade eingeschult worden. Alle, die heute Nachmittag hier beim Picknick sind, lernen derzeit eifrig Deutsch. Und jetzt kann ihnen Christel Seigneur aus Beständen der Tafel so einiges für den Schulunterricht mitgeben: eine Schultüte, eine Schultasche.

Dieser erste Nachmittag ist gelungen. Er ist Treffpunkt geworden. Ein Interkultureller Treffpunkt. „Kontakt ist einfach unglaublich wichtig, untereinander, miteinander“, sagt Christel Seigneur. „Gerade weil die Menschen so verstreut über den gesamten Landkreis leben. Sie kommen hier aus Wolfenbüttel, aus Hornburg, aus Cremlingen. Deswegen sind kollektive Treffen einfach so immens wichtig, hier heute, oder im Sprachcafé. Das Ziel ist einfach, zusammen zu sprechen.“ Und so freut sich die Organisatorin auf ein weiteres Treffen mit dem Appell und dem Wunsch, mehr offene und interessierte Einheimische vor Ort begrüßen zu können.


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