Wolfenbüttel. "Das ist das schwierigste Projekt meiner Amtszeit", sagt Bürgermeister Thomas Pink am Tag eins nach der Trennung vom Projektentwickler Amandla (WolfenbüttelHeute.de berichtete mehrfach). Bereits heute fand das erste Treffen mit dem möglicherweise neuen Entwickler, der Firma iandus aus Düsseldorf statt.
Deren Geschäftsführer Benedikt Schmidt-Waechter werde sich nicht treiben lassen, sondern die Lage in Ruhe sondieren. Allerdings geht iandus auch nicht unvorbereitet an die Sache. Für iandus kommen nach eigenen Angaben auf ihrer Internetseite als Mieter der größeren Mietflächen verschiedene namhafte Filialisten aus dem Bereich Mode und Young Fashion ebenso in Betracht wie starke Anbieter aus den Sortimentsbereichen Unterhaltungselektronik und Sport. Anders als Amandla setzt iandus auch auf einen Lebensmittelmarkt im Gebäude, der eine hervorragende Innenstadtversorgung bieten könne und die Immobilie über den Stadtmarkt mit der übrigen Innenstadt vernetzen würde.
CDU wünscht sich mehr Transparenz
rof. Dr. Christoph Helm, Fraktionsvorsitzender der CDU im Rat er Stadt. Foto: Thorsten Raedlein
Die im Rat der Stadt Wolfenbüttel vertretenen Fraktionen blicken jedenfalls hoffnungsvoll auf den neuen Entwickler. Professor Dr. Christoph Helm (CDU-Fraktionsvorsitzender) betont, dass Amandla vor einem Jahr nur den Zuschlag erhalten habe, da sie das Projekt rund ein halbes Jahr früher entwickelt haben wollten als iandus. Die Zukunft der Immobilie sieht er weiterhin im Einzelhandel. "Ich bin von der Magnetkraft des Hauses für die Innenstadt überzeugt", sagt Helm. In iandus erhofft er sich einen verlässlichen, grundsoliden Partner. "Genauigkeit geht diesmal vor Schnelligkeit, dies haben wir gelernt", so Helm. Großen Wert legt er auf eine bessere Kommunikation des Entwicklers mit der Politik und den Bürgern: "Da muss mehr Transparenz her. Wir müssen wissen, wie der Sachstand ist". Helm betont aber auch, dass man nicht wieder bei null anfangen müsse. "Die Vorarbeiten sind ja schon gemacht."
Ralf Achilles, Fraktionsvorsitzender der SPD im Rat der Stadt. Foto: Marc Angerstein
SPD erwartet konkrete Aussagen
Auch SPD-Fraktionsvorsitzender Ralf Achilles hält den gemachten Schritt für richtig: "Die Trennung vom bisherigen Projektentwickler Amandla war in der Konsequenz folgerichtig, da keine Fortschritte in der Präsentation von ansiedlungswilligen Betrieben zu verzeichnen waren, obwohl dem Entwickler genügend Zeit gegeben wurde. Ich sehe in der Immobilie auch weiterhin das Potential, die Einkaufslandschaft in der Wolfenbütteler Innenstadt zu bereichern. Vom Nachfolger iandus erwarte ich in einem überschaubaren Zeitrahmen Aussagen über konkrete Entwicklungschancen und professionelle Verhandlungen mit ansiedlungswilligen Firmen."
GRÜNE sind skeptisch
Markus Brix, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Rat der Stadt. Foto: Grüne
Obwohl die Fraktion Bündnis'90/Die Grünen schon in der ersten Vergaberunde die Firma Iandus aus konzeptionellen Gründen den Vorzug gegeben hatte, sei das Scheitern von Amandla, so Markus Brix, Fraktionsvorsitzender der GRÜNEN kein Grund zur Freude. Die Trennung sei eine Konsequenz nicht eingehaltener Zusagen und den damit einhergehenden Vertrauensverlust. Brix: "Insgesamt ist bei uns Grünen die Skepsis, ob diese Immobilie überhaupt noch als Einkaufszentrum zu entwickeln ist, gewachsen. Der Ratsbeschluss vom 30. Oktober 2013 sieht den Eintritt des Zweitplatzierten Iandus nach dem Scheitern von Amandla vor. Wir wünschen uns von Iandus zum Einem uns ehrlich zu sagen, wenn es Probleme geben sollte und zum Anderen die konsequente Umsetzung der für uns damals entscheidenden inhaltlichen Gründe, wie die Einbeziehung des Großen Zimmerhofs durch einen direkten Ein-/Ausgang ins Parkhaus, die Umsetzung eines modernen aber sich der Umgebung anpassenden Fassadengestaltung (ohne Modeturm) und die Ergänzung des zukünftigen Angebots um einen Lebensmittelmarkt. Wir wünschen der Firma dabei viel Erfolg."
PIRATEN/FDP raten zu Plan B
"Amandla ist eine furchtbare Enttäuschung für Wolfenbüttel, aber auch für mich persönlich. Wir haben für jemanden gestimmt, der unser Vertrauen rückwirkend betrachtet nicht verdient hat und der Wolfenbüttels Innenstadt-Probleme offenbar nicht ernst genommen hat", sagt Werner Heise, Fraktionsvorsitzender der Gruppe PIRATEN/FDP. Das alles sei ein unglaublicher Rückschlag für Wolfenbüttel. "Bei aller Ehrlichkeit: Vor 2017 wird kein neues Leben in dieser Immobilie herrschen können." Die Gruppe Piraten und FDP im Rat der Stadt Wolfenbüttel glaube weiterhin an eine Wiederbelebung des Ex-Hertie-Hauses mit Einzelhandel. "Wir haben nun für eine Aufnahme der Verhandlungen mit dem Entwickler iandus gestimmt, deren Ergebnisse es jetzt abzuwarten gilt. Wir wünschen uns natürlich von Anfang bis Ende einen uneingeschränkt ehrlichen und lückenlosen Einsatz in der Revitalisierung der Immobilie. Parallel müssen wir aber auch prüfen was es für Alternativen gibt, sollten die Verhandlungen mit iandus scheitern. Vielleicht müssen wir als Stadt Wolfenbüttel unser Schicksal auch einfach selbst in die Hand nehmen und das Haus, mit fachlicher Unterstützung, in eigener Verantwortung entwickeln."
LINKE/Bündnis für soziale Gerechtigkeit hätten gerne soziokulturellen Treffpunkt
"Inzwischen ist mehr als ein Jahr vergangen, seit wir mit unserem Änderungsantrag versucht haben im Rat der Stadt positiven Einfluss auf die weitere Entwicklung des Hertie-Gebäudes zu nehmen. Unsere Position hat sich nicht verändert, wir sind auch weiterhin der Meinung, dass die Etablierung einer Reihe sogenannter ,Ankermieter', also konkret der Filialen großer Einzelhandelsketten, nicht immer einen gesicherten Weiterbetrieb eines Objektes wie der ehemaligen Hertie-Immobilie garantiert", betont Florian Röpke für die Gruppe LINKE/Bündnis für soziale Gerechtigkeit. Aber ein solches Konzept sei mehrheitlich so beschlossen und ebenfalls mehrheitlich dem jetzt ehemaligen Projektentwickler anvertraut worden. "Dieses Konzept konnte nicht im Ansatz realisiert werden, das muss man so deutlich mal festhalten. Da wir Mehrheitsentscheide respektieren, haben wir natürlich trotzdem die Daumen gedrückt und wir bedauern auch die aktuelle Situation. Die Trennung war richtig und der nicht akzeptable Verlauf auch nicht von den kommunalen Vertretern verschuldet", so Röpke. In der Ansiedlung lokaler mittelständischer und kleingewerblicher Einzelhändler und Anbieter aus den Bereichen Soziokultur sehe seine Gruppe eine Zukunft für das Gebäude. Die Chance auf eine Etablierung soziokultureller Treffpunkte und Veranstaltungsräumlichkeiten sollte nicht ausgeschlossen bleiben. Die Stadt Wolfenbüttel habe zum Beispiel durch den vermehrten Zuzug von Studierenden eine Chance ihre Innenstadt neu zu beleben und ihr Erscheinungsbild zu verjüngen. Komme es zu einem reinen Warenkonsumangebot würden Potentiale verschenkt."Wir wünschen selbstverständlich auch einen möglichen neuen Projektentwickler viel Erfolg. Ein eigentlich per CIMA-Gutachten nicht vorgesehener Lebensmittel-Nahversorger war Bestandteil seines Konzeptes, das war für uns ein wichtiger und richtiger Ansatzpunkt. Vielleicht nimmt man sich zumindest einen Teil unserer letztjährigen Anregungen doch noch mal zu Herzen, das große Hurra ist ja im Vergleich zum letzten Jahr merklich leiser geworden."
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