Fairtrade-Gemeinde Cremlingen: Von Corona ausgebremst

Die CDU/FDP/Haie-Gruppe im Gemeinderat hatte sich beklagt, dass nach über drei Jahren kaum etwas passiert sei. Die Verwaltung nennt die Gründe.

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Symbolbild | Foto: Axel Otto

Cremlingen. Vor über drei Jahren, im Juli 2019, hatte der damalige Rat der Gemeinde Cremlingen mehrheitlich beschlossen, dass sich die Gemeinde um den Titel „FairTrade“ bemühen soll. Die CDU/FDP/Haie-Gruppe beklagt nun in einer Pressemitteilung, dass sich in der Sache bisher nicht viel getan habe. regionalHeute.de fragte bei der Gemeindeverwaltung nach den Gründen.



Die Verwaltung sei damals beauftragt worden, darzustellen, welche Möglichkeiten bestünden, sich in die Kampagne einzubringen und den fairen Handel zu unterstützen, heißt es in der Mitteilung der CDU/FDP/Haie-Gruppe. Es sollte eine Steuerungsgruppe gebildet werden, die den Rat mit einem jährlichen Evaluationsbericht über die erfolgten und geplanten Maßnahmen sowie deren Auswirkungen informieren sollte. „Einen solchen Bericht hat bisher keines unserer Gruppenmitglieder gesehen, weder in der letzten noch in der aktuellen Ratsperiode“, kritisiert der Gruppenvorsitzende Tobias Breske.

"Ohne Erklärung auf Eis gelegt"


„Das Thema Fairer Handel ist gerade im Zusammenhang mit den Auswirkungen der Klimakrise und den Folgen des russischen Angriffskriegs zu wichtig, als dass es nach einer öffentlichkeitswirksamen Antragstellung, Beratung und Beschlussfassung wieder in der Schublade verschwindet“, so Breske weiter. „Auch wenn die damalige Entscheidung nicht einstimmig getroffen wurde, ist es doch demokratischer Grundsatz, einmal getroffene Entscheidungen auch bestmöglich zu unterstützen“, ergänzt FDP-Ratsmitglied Oliver Düber. „Auch wenn Corona und seine Folgen der Verwaltung viel abverlangt haben, kann das nicht der Grund sein, andere Projekte bis auf Weiteres ohne Erklärung ‚auf Eis‘ zu legen“.

Das Büro des Gemeindebürgermeisters Detlef Kaatz teilt auf unsere Anfrage, aber auch im Rahmen der Sitzung des Umwelt-, Planungs-, Energie- und Klimaschutzausschusses am gestrigen Donnerstag mit, dass es tatsächlich hauptsächlich Corona war, was die Bemühungen ausgebremst habe. Ein weiterer Grund sei der Abschied der Klimamanagerin gewesen.

Steuerungsgruppe war in Gründungsphase


Der Ratsbeschluss im Juli 2019 sei nur eine von fünf Voraussetzungskriterien für die Bewerbung als Fairtrade-Gemeinde gewesen, heißt es aus dem Rathaus. Ein weiteres Kriterium sei die Gründung einer Steuerungsgruppe zur Begleitung des Prozesses - in Vorbereitung darauf habe in der Gemeindeverwaltung ein gemeinsames Gespräch mit dem Verantwortlichen zum Aufbau der Steuerungsgruppe in Wolfenbüttel stattgefunden. Im September 2019 habe auf Einladung des Bürgermeisters das erste Informationstreffen zur Gründung der Steuerungsgruppe in der Gemeindeverwaltung stattgefunden. Die damalige Klimaschutzmanagerin der Verwaltung und Ratsfrau Ulrike Stuhlweißenburg-Siemens (Bündnis 90 / Die Grünen) für die Steuerungsgruppe in Gründung seien mit weiteren Interessierten aus Politik, Handel und Kirchen bei diesem Termin zusammengekommen und hätten Ziele und das weitere Vorgehen besprochen, so der hoffnungsfrohe Beginn der Historie.

Das nächste geplante Treffen der Steuerungsgruppe im November 2019 sei dann aufgrund zahlreicher Absagen kurzfristig abgesagt worden. Die für März und September 2020 angesetzten nächsten Termine der Gruppe seien dann Corona zum Opfer gefallen. In dieser Zeit hätten aber einige Gespräche zwischen der Verwaltung und Ulrike Stuhlweißenburg-Siemens stattgefunden. Mit Ausscheiden der damaligen Klimaschutzmanagerin zum Ende des Jahres 2020 endeten die Bemühungen um die Bewerbung vorerst.

Aktionen mit Öffentlichkeitswirkung


Ein weiteres zu erfüllendes Kriterium seien Aktionen mit Öffentlichkeitswirkung – als erstes war die Kampagne „Fairtrade-Town“ mit Infomaterial beim Kirchenbasar der evangelischen Kirchengemeinde in Destedt am 3. November 2019 vertreten. Da später aufgrund von Corona keine Veranstaltungen mehr möglich waren, wurde zur weiteren Erfüllung der Kriterien im November 2020 ein Bericht in der Cremlinger Rundschau veröffentlicht.

Da aktuell keine Corona-Beschränkungen für Veranstaltungen bestehen, werde die Verwaltung gemeinsam mit Ulrike Stuhlweißenburg-Siemens in Kürze einen neuen Anlauf für die Zertifizierung unternehmen. Ein Neustart der Steuerungsgruppe ist geplant. Engagierte und interessierte Personen können sich jederzeit bei der Verwaltung melden (klimaschutz@cremlingen.de, Tel: 05306/ 802 522).


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