"Grande Dame der SPD" soll Ehrenbürgerin von Wolfenbüttel werden

Der Vorschlag kommt von der CDU-Stadtratsfraktion.

Hiltrud Bayer leitete im September 2021 ihre letzte Ratssitzung und verließ damit nach rund 49 Jahren die kommunalpolitische Bühne.
Hiltrud Bayer leitete im September 2021 ihre letzte Ratssitzung und verließ damit nach rund 49 Jahren die kommunalpolitische Bühne. | Foto: Werner Heise

Wolfenbüttel. Königin ihres Reiches, wenn auch nur für kurze Zeit, war sie bereits. Zur Verabschiedung als Ratsvorsitzende schlug Bürgermeister a.D. Thomas Pink augenzwinkernd vor, sie zur "Ehrenherzögin" zu ernennen. Und jetzt soll ihr, dafür aber ernsthaft, die Ehrenbürgerschaft der Stadt Wolfenbüttel verliehen werden. Zumindest beantragt das die CDU-Stadtratsfraktion.



Die Rede ist von SPD-Urgestein Hiltrud Bayer. Zur Würdigung ihres Wirkens und ihrer besonderen Verdienste im politischen, sozialen, kulturellen und mitmenschlichen Engagement zum Wohle der Bürger der Stadt Wolfenbüttel schlägt die CDU vor, ihr das Ehrenbürgerrecht zu verleihen. Einen entsprechenden Antrag hat die CDU beim Bürgermeister eingereicht. Dies teilt der Fraktionsvorsitzende Marc Angerstein, der auch Bayers Nachfolger im Amt des Ortsbürgermeisters im Ortsteil Fümmelse ist, in einer Presseinformation mit.

"Die Grande Dame der SPD"


"Frau Bayer hat sich durch ihren unermüdlichen Einsatz und ihre Hingabe für das Wohl der Bürgerinnen und Bürger ihres Ortsteils Fümmelse und der Stadt Wolfenbüttel einen festen Platz in den Herzen der Menschen erarbeitet. Ihre Arbeit und ihr Einsatz haben maßgeblich dazu beigetragen, Fümmelse und die Stadt zu dem zu machen, was beide heute sind", so Angerstein

Der Beschluss "die Grande Dame der SPD" - so Angerstein - zur Ehrenbürgerin vorzuschlagen, sei von der CDU-Fraktion einstimmig gefasst worden. "Ich finde, ihre Lebensleistung hat überhaupt nichts mit Parteipolitik zu tun und bin überzeugt, dass die Ernennung von Frau Bayer zur Ehrenbürgerin auch eine würdige Anerkennung für all ihre Verdienste in Vereinen, Verbänden und der Kirchengemeinde darstellt", meint Angerstein. "Sie wäre auch die erste Frau in Wolfenbüttel, der eine solche Ehre zuteil würde", ergänzt er.


Hoffnung auf parteiübergreifende Zustimmung


Die Richtlinien der Stadt Wolfenbüttel sehen eine mögliche Ehrung von Personen für besondere Verdienste um die Stadt vor, die außergewöhnliche Wirkung und Bedeutung über einen längeren Zeitraum für das Wohl der Stadt haben oder deren Ansehen erheblich steigern. Das Ehrenbürgerrecht ist Personen vorbehalten, die sich durch ein über die Erfüllung beruflicher Aufgaben hinausgehendes politisches, soziales, kulturelles oder mitmenschliches herausragendes Engagement verdient gemacht haben. Das alles trifft aus Sicht der CDU auf Frau Bayer zu. Angerstein denkt, dass der CDU-Vorschlag in den Beratungen wohl auch auf breite parteiübergreifende Zustimmung treffen wird.

Zur Begründung führt die CDU wie folgt aus:
Hiltrud Bayer war vom 5. Oktober 1986 bis 31. Oktober 2021 Mitglied des Stadtrates, dem Verwaltungsausschuss gehörte sie als Beigeordnete zehn Jahre aktiv und später als Vertreterin an. Sie war seit dem 1. November 2006 bis zu ihrem Ausscheiden aus dem Rat dessen Vorsitzende. Sie war über Jahre wechselndes Mitglied in fast allen Fachausschüssen des Rates der Stadt Wolfenbüttel und engagierte sich auch in Arbeitsgruppen und im Bereich der Städtepartnerschaften der Stadt Wolfenbüttel.

Nachdem sie 1972 in den Gemeinderat der Samtgemeinde Fümmelse-Adersheim-Leinde gewählt wurde und 1974 den Fraktionsvorsitz der SPD innehatte, trat die Gebietsreform in Kraft. Somit war Frau Bayer vom 1. Januar 1974 bis zum 18. November 2021 Ortsbürgermeisterin im Ortsrat und Ortsteil Fümmelse. Mit ihrer Amtszeit von 47 Jahren gilt sie als die dienstälteste Ortsbürgermeisterin Deutschlands. Frau Bayer engagierte sich aber nicht nur politisch, sondern war auch in fast allen Vereinen und Verbänden ihres Ortsteils und in der freien Seniorenarbeit aktiv. Dabei bekleidete sie stets ehrenamtlich die unterschiedlichsten Ämter und Funktionen und war außerdem im Kirchenvorstand ihrer Ev. Kirchengemeinde Gethsemane Fümmelse. Frau Bayer stellte ihre persönlichen Interessen meist hinten an und stellte das Gemeinwohl in den Vordergrund ihrer Arbeit.

Die ehemalige Fümmelser Grundschulleiterin ist bis heute gern gesehener Gast bei Veranstaltungen in ihrem Ortsteil Fümmelse, als auch in der Stadt Wolfenbüttel. Sie erfreut sich bis heute hoher Beliebtheit in der Bürgerschaft, aber auch in der Kommunalpolitik - und dies über Parteigrenzen hinaus. Auch über ihre politische Amtszeit hinaus engagiert sie sich trotz ihres inzwischen hohen Lebensalters unverändert in Vereinen und Verbänden, insbesondere im Seniorenkreis Fümmelse.


Im Interview mit regionalHeute.de bezeichnete sich Hiltrud Bayer einst als Lokal-Patriotin. Auch über ihre Lebensgeschichte berichteten wir bereits in einem Portrait unter dem Titel "Hiltrud Bayer: Sie überwand die Berliner Mauer".


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