Grüner hat eine Hotel-Idee für Wolfenbüttel

Wäre das etwas für die Lessingstadt? Leonhard Pröttel findet es jedenfalls besser als eine Tiny House-Ferienhaussiedlung.

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Leonhard Pröttel hat eine Hotel-Idee für Wolfenbüttel.
Leonhard Pröttel hat eine Hotel-Idee für Wolfenbüttel. | Foto: Matthias Kettling / Thomas Stödter

Wolfenbüttel. Der Übernachtungsmarkt im Wolfenbütteler Tourismus stagniert und die Stadt ist auf der Suche nach Lösungen, um dies zu ändern. So brachte man jüngst die Idee einer Tiny House-Feriensiedlung ins Spiel (regionalHeute.de berichtete). Das lehnen die Grünen zwar ab, doch deren Ratsherr Leonhard Pröttel hat einen Alternativvorschlag.



Touristen bringen Geld in die Stadt und ganz besonders Übernachtungsgäste, weiß die Stadtverwaltung mit Verweis auf eine Erhebung aus 2019 zu berichten. Mit 117,20 Euro pro Person und Nacht sogar durchschnittlich das 4,8-fache pro Tag gegenüber reinen Tagesgästen. Davon würden wiederum 40 Prozent auf den Einzelhandel entfallen. Daher müsse man die derzeitigen Übernachtungszahlen mindestens beibehalten, bestenfalls aber steigern. So könne man die Kaufkraft bei den vorhandenen Handelsbetrieben, aber auch in der Gastronomie sowie im Kultur- und Freizeitbereich stärken.

"Ich bin mittelschwer entsetzt"


Kann das mit dem Angebot einer Tiny House-Siedlung gelingen? Die Stadt möchte das zumindest erst einmal gerne ganz unverbindlich prüfen lassen, wofür es - mit Ausnahme der Grünen - Unterstützung der Ratsfraktionen gab. Die Grünen-Vertreter im städtischen Ausschuss für Bau, Stadtentwicklung und Umwelt bezeichneten die Idee als "widersinnig und unangemessen" für die Stadtentwicklung. "Ich bin mittelschwer entsetzt über diesen Vorschlag", hatte der Grüne-Ratsherr Stefan Brix gesagt. Nicht weil er den touristischen Bedarf bestreiten würde, sondern weil dem der Mangel an Wohnraum entgegenstehe. Eine Tiny House-Feriensiedlung brauche viel Fläche, die der Wohnraumnutzung vorzuziehen sei.

Sein Parteikollege Leonhard Pröttel schlug stattdessen eine Alternative vor, die seiner Ansicht nach besser zu einer Altstadt wie Wolfenbüttel passe. Man könne ein "dezentrales Hotel" in leerstehenden Geschäftsräumen der Innenstadt schaffen. Ein Konzept, das er in Wien kennengelernt habe.

Es handelt sich dabei um das Grätzlhotel. Aus leerstehenden Geschäftslokalen wurden hier in einzelnen Bezirken der Hauptstadt Österreichs Hotelzimmer geschaffen, die Städtereisenden ein besonders authentisches Wien-Erlebnis garantieren sollen. Jedes "Hotelzimmer" ist so individuell und das Stadterlebnis liegt direkt vor der Tür. Der Frühstücksraum und die Hotelbar sind die Cafés, Restaurants und Bars in der unmittelbaren Nachbarschaft, die so ganz einfach in das Konzept mit einbezogen werden und davon profitieren können. Eine Idee, die sich bereits seit 2012 in Wien weiterentwickelt hat. Und genau so etwas kann sich Leonhard Pröttel auch für die Lessingstadt Wolfenbüttel vorstellen.

Das Gräzhotel in Wien hat so wie hier aus leerstehenden Geschäftsräumen Hotelzimmer geschaffen. Die Stadt ist nur einen Schritt aus der Tür heraus entfernt.
Das Gräzhotel in Wien hat so wie hier aus leerstehenden Geschäftsräumen Hotelzimmer geschaffen. Die Stadt ist nur einen Schritt aus der Tür heraus entfernt. Foto: Monika Nguyen / URBANAUTS Hospitality GmbH


Schlafen in Themenzimmern - ein Gedankenspiel


Man könnte es sich so ausmalen: Leerstehende Läden in der Fußgängerzone, aber auch den angrenzenden Seitenstraßen werden ganz individuell im modernen Look zu Hotelzimmern umgebaut und mit gemütlichen Betten ausgestattet. Vielleicht werden es sogar Themenzimmer, wie "Schlafen bei Lessing", "Rudis Jagdhütte" oder "Gemach des Herzogs". Gäste checken mit ihrem Smartphone ein und begeben sich anschließend mit der Wolfenbüttel App auf Entdeckungstour. Den Abend lässt man an den "Hotelbars" der Stadt, wie beispielsweise der Schloß-Schänke oder der Mühle ausklingen. Gefrühstückt wird dann am nächsten Morgen im Hofcafé, beim Blütenzauber oder Richters Altstadtbäcker.

Doch bis jetzt ist all dies nur eine Idee. Ein Gedankenausruf innerhalb der jüngsten Sitzung des Bauausschusses. Es gibt weder einen Antrag auf eine Machbarkeitsprüfung noch die Bitte an die Verwaltung in Kontakt mit den Machern aus Wien zu treten. Die wollen nämlich, so ist es in einer Pressemitteilung des Gräzhotels zu lesen, ihr Projekt auch ins Ausland transportieren. Ob die Grünen hier noch nachlegen, bleibt vorerst offen.


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