Wolfenbüttel. Dank der richtungsweisenden Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) konnte bereits ein großer Teil von den rund 300.000 im Verzeichnis der im deutschen Sprachraum erschienenen Drucke des 17. Jahrhunderts (VD 17) digitalisiert werden. Damit stehen heute bedeutende Teile unseres kulturellen Erbes mit Werken aus der Philosophie, Medizin, Recht und Theologie oder herausragende literarische Werke von Opitz, Gryphius oder Grimmelshausen jedem Interessierten online frei unter www.vd17.de zur Verfügung.
Möglich geworden ist diese Leistung durch das Zusammenwirken von mittlerweile 18 deutschen Bibliotheken, die, organisiert von der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, einem Masterplan zur Digitalisierung der Drucke des 17. Jahrhunderts folgen. Im Rahmen dieses Masterplanes, der die möglichst vollständige Digitalisierung der verzeichneten Werke vorsieht, überführt die Herzog August Bibliothek in einem auf drei Jahre angelegten Projekt etwa 5.000 Werke der so genannten „Mainstream“-Literatur in digitale Form, wodurch sich die dann in der VD 17 Datenbank zur Verfügung stehenden Digitalisate auf insgesamt 70.000 summieren werden. Die Auswahl der zum „Mainstream“ zugeordneten Literatur setzt sich aus besonders zentralen und weit verbreiteten Titeln des 17. Jahrhunderts zusammen, bei denen eine hohe Bedeutung für die Forschung vermutet werden kann. Kriterium für die Auswahl der Werke ist der Nachweis von wenigstens einem Exemplar im Bestand von mindestens drei der am VD 17 beteiligten Bibliotheken.
Dieser Beitrag zur Umwandlung der in deutschen Bibliotheken aufbewahrten Drucke in digitale Form schafft die Grundlage für neue Forschungsfragen. Während bisher tendenziell einzigartige Bestände auch unter dem Gesichtspunkt der bestandsschonenden Nutzung digitalisiert wurden, stammt die Anregung zu einer Hinwendung zu „Mainstream-Literatur“ auch aus der Forschung selbst. Hohe Auflagen und weite Verbreitung von Werken lassen Rückschlüsse für alle Fachgruppen der Geisteswissenschaften zu und sind nicht zuletzt für die Lehre von großer Bedeutung. Die systematische Digitalisierung der schriftlichen Quellen ist eine der zentralen Voraussetzungen für die Entwicklung der „Digital Humanities“ – zu Deutsch „digitale Geisteswissenschaften“ –, die durch die Anwendung von computergestützten Verfahren auf der Grundlage digitaler Ressourcen den Geistes- und Kulturwissenschaften neue Fragestellungen eröffnen.
Nach dem Vorbild bereits durchgeführter Massendigitalisierungsprojekte wird die Herzog August Bibliothek im Laufe des Projekts insgesamt rund 750.000 Seiten digitalisieren. Die Digitalisate werden dabei mit strukturellen Metadaten zur Navigation versehen und neben den bibliographischen Angaben wie Titel und Verfasser werden weitere Personen, Widmungseinträge und deren Verfasser sowie Gattungsbegriffe, wie Leichenpredigt oder Flugschrift, erfasst.
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