Wolfenbüttel. Genealogie, also die Ahnenforschung, ist ein aufregendes Hobby, dem Millionen Menschen weltweit nachgehen. Die neue Ausstellung „Wurzel, Stamm, Krone – Fürstliche Genealogie in frühneuzeitlichen Druckwerken“ wird am Sonntag, 1. September, 11.30 Uhr, in der Augusteerhalle der Bibliotheca Augusta eröffnet. Für die Medien wurden die Exponate heute schon einmal präsentiert.
Die Ahnenforschung ist ein wirklich spannendes Thema. Während wir heute jedoch hauptsächlich aus Neugierde unsere Abstammung erforschen, gab es im Mittelalter und in der frühen Neuzeit wesentlich pragmatischere Gründe seine Vorfahren zu sammeln und zu präsentieren.
Als Exponate wurden möglichst repräsentative, schöne und aussagekräftige Handschriften und Drucke ausgewählt. Damit macht die Ausstellung auch den ästhetischen Reiz einer 1.000 Jahre überspannenden Buchkunst, Schriftkultur und Bildlichkeit erfahrbar. Dr. Volker Bauer, Kurator der Ausstellung: "Die Verwandtschaftsverhältnisse einer Person waren entscheidend für ihre Machtchancen. Deshalb stellte die Genealogie ein zentrales, politisch bedeutsames Wissensgebiet dar. So ein Stammbaum wurde damals auch gerne als "Eintrittskarte" genutzt. Ein interessantes Beispiel ist in diesem Zusammenhang die einzige Leihgabe die in der Ausstellung zu sehen ist. Die stammt aus den Staatsarchiv Wolfenbüttel und zeigt die "Ahnenprobe" von Christiane Lucie von der Schulenburg. Diese Ahnentafel, bestätigt von vier namhaften Adelsfamilien, ermöglichte ihr den Eintritt in das Stift Steterburg.
Der Riesenstammbaum von Herzog Heinrich Julius. Foto: HAB
Ein besonders eindrucksvolles Exponat steht sonst im Zeughaus: Der Stammbaum von Herzog Heinrich Julius. "So umfangreiche Arbeiten wie dieser Riesenstammbaum wurden stets im Auftrag des Herrscherhauses gefertigt", erzählt Bauer. Bemerkenswert an diesem Stück: es ist die überarbeitete Version des Stammbaumes von Herzog Julius aus dem Jahr 1584. Er zeigt Julius ganz oben in der Baumkrone. Heinrich Julius gab 1590 den Auftrag sich "ganz oben" zu zeigen. An einem Computer neben dem Ausstellungsstück können Besucher beide Stammbäume vergleichen und im Detail betrachten. Die zahlreichen Inschriften sind so ebenfalls leichter zu lesen.
Um den Einsatz der Genealogie als politisches Mittel zu verdeutlichen werden im Kabinett der Bibliotheca Augusta alte Zeitungen gezeigt. Um die darin geschriebenen Neuigkeiten aus den Adelshäusern zu verstehen, wurden regelmäßig aktualisierte Almanache aufgelegt, die die nötigen Hintergrundinformationen zur Verfügung stellten.
Zur Ausstellungseröffnung begrüßt Helwig Schmidt-Glintzer, Direktor der Herzog August Bibliothek. Matthias Müller (Johannes Gutenberg-Universität Mainz) hält den Eröffnungsvortrag mit dem Titel: „Verheißungen bildlicher Unsterblichkeit. Künstlerische Medien und dynastische Existenzsicherung in der Frühen Neuzeit“. Anschließend gibt Dr. Volker Bauer eine Einführung.
Zur Ausstellung ist ein reich bebilderter Katalog mit dem Titel "Wurzel, Stamm, Krone: Fürstliche Genealogie in frühneuzeitlichen Druckwerken" erhältlich. Die Ausstellung ist vom 1. September bis 23. Februar in der Augusteerhalle, der Schatzkammer und im Kabinett der Bibliotheca Augusta zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 10 bis 17 Uhr. Eintritt: 5, 2, oder 1 Euro. Der Eintritt zur Eröffnungsveranstaltung ist frei.
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