Bergung des unter das Auto geratenen Kleinkindes Foto:
Heute abend gegen 18 Uhr wählte ein Junge die 112 und meldete ein verunglücktes Fahrzeug, bei dem Flüssigkeit austrete. Die Rettungsleitstelle in Braunschweig alarmiert die freiwilligen Feuerwehren Halchter und Linden sowie den Rettungswagen mit Notarzt. Unterwegs erreicht die Teams die Nachricht, es handle sich um einen Unfall mit Verletzten. Vor Ort fand man schließlich folgendes Szenario: ein ins Schleudern gekommenes Fahrzeug hat ein Kleinkind erwischt, dessen begleitender Opa das Geschehen nicht verkraftet hat. Dieser fingierte Notruf diente glücklicherweise einer unangekündigten Übung, die vor allem das Zusammenspiel zwischen Rettungsdienst und Feuerwehr trainieren sollte.
Reanimationsmaßnahmen werden an der abseits liegenden Begleitperson des Kindes durchgeführt Foto:
Die beiden Gruppenführer Martin Kropf (Freiwillige Feuerwehr Halchter) und Mathias Lütje (Freiwillige Feuerwehr Linden) haben das Szenario in zehn Wochen gemeinsam erarbeitet. "So eine Aktion hat es in Halchter seit acht Jahren nicht gegeben," erzählt Martin Kropf, es handle sich um eine Standardsituation, ein "realistisches Szenario entsprechend der Jahreszeit." Die Herausforderungen der Winterzeit seien Dunkelheit, Glätte, Nebel, schlechte Sicht, Kälte und ebendiese Voraussetzungen habe man heute abend.
Einsatzleiter Lutz Biethan, Ortsbrandmeister aus Halchter Foto:
Die eintreffenden Hilfskräfte stehen vor der Aufgabe in Dunkelheit die Lage zu sichten. "Sie müssen folgendes erkennen," schildern die Gruppenführer Kropf und Lütje, "Türen des Autos sind dicht, 1 Person befindet sich im Wagen, 1 Person (Kind mit Laufrad) befindet sich unter dem PKW und etwas an der Seite eine weitere leblose Person, die reanimationspflichtig ist." Entscheiden müsse der eintreffende Einsatzleiter in jedem Falle nach Sichtung der Einsatzstelle. "Die spannende Frage ist, ob er gleich das Kind unterm Auto findet," erklärt Mathias Lütje. Kurzerhand wurde unsere Online-Zeitung als weiteres Übungsdetail eingebaut, mit der Aufgabe für den Einsatzleiter, parallel zum Geschehen ein Interview geben zu müssen.
Der Rettungswagen mit Notarzt ist eingetroffen und kümmert sich um die Erstversorgung Foto:
Kropf und Lütje arbeiten beide zusätzlich beim Rettungsdienst und informierten ihre Kollegen vorab, so das die ein Reservefahrzeug schicken konnten und deren Betriebsfluß von der Übung nicht gestört wurde. Der Aufbau des Szenarios dauerte etwa eine Stunde, Kai-Uwe Schwarz von der realistischen Unfalldarstellung des DRK war vor Ort, um bei der Inszenierung zu helfen. Er schminkte auch das fingierte lebende Unfallopfer Florian Hauser. Das zerstörte Fahrzeug wurde seitens eines Halchterschen Automobilteilefachhandels zur Verfügung gestellt.
Absprache zwischen Feuerwehr und Notarzt vor dem Aufschneiden des Autos Foto:
Als erstes trifft die Freiwillige Feuerwehr aus Halchter mit einem Fahrzeug ein. Einsatzleiter zu diesem Zeitpunkt ist Ortsbrandmeister Lutz Biethan, er wird es auch bis Ende bleiben. Ein Rettungssatz, bestehend aus Schere, Spreizer und Hebekissen, ist noch nicht vor Ort. Biethan findet den verletzten Fahrzeugführer, wenig später die abseits liegende Person, das Kind erst etwas später. Die Reanimation des Opas beginnt umgehend.
Die Freiwillige Feuerwehr aus Linden trifft als zweites ein. Das Kind wird geborgen und erhält ebenfalls Reanimationsmaßnahmen. Das Auto wird gegen Wegrollen gesichert. Schließlich trifft auch der Rettungswagen ein. Erst nach Absprache mit dem Notarzt wird das Auto von der Feuerwehr aufgeschnitten. Der Rettungsdienst befindet sich mit im Auto, um den Verletzten zu versorgen und zu beruhigen.
Die Öffnung des Fahrzeugs beginnt mit der Schere Foto:
Nach erfolgreichem Abschluß gab es eine erste Nachbesprechung mit Verpflegung und warmen Getränken im Feuerwehrhaus Halchter. Die gesamte Übung wurde beobachtet von Stadtbrandmeister Rüdiger Hartmann, stellvertretendem Stadtbrandmeister Detlev Gliese, stellvertretendem Ortsbrandmeister Halchter Peter Kropf und Ortsbrandmeister Linden Marco Dickhut.
Auf die Frage nach der Zufriedenheit antwortet Martin Kropf: "Es gibt immer Verbesserungsmöglichkeiten. Übungen sind dazu da, um Fehler aufzudecken und abzustellen."
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