Hans Wocken skizzierte inklusives Bildungssystem im Solferino


Lernen, so argumentiert Hans Wocken (rechts), findet im Austausch mit anderen statt. Foto: DRK Wolfenbüttel
Lernen, so argumentiert Hans Wocken (rechts), findet im Austausch mit anderen statt. Foto: DRK Wolfenbüttel | Foto: DRK Wolfenbüttel

Wolfenbüttel. Als Professor für Behinderten- und Integrationspädagogik beschäftigt sich Hans Wocken seit fast 40 Jahren mit dem Thema Inklusion. Der bundesweit bekannte Bildungsexperte teilte seine Vorstellung, was Inklusion tatsächlich bedeutet, kürzlich mit den Gästen der Vortragsreihe der DRK-inkluzivo Wolfenbüttel gGmbH zum Thema Inklusion. Dies berichtet das DRK.


Der Wintergarten des DRK-Solferino am Exer sei gut gefüllt gewesen. Thomas Stoch, Geschäftsführer der DRK-inkluzivo, habe sich gefreut unter den Zuhörern auch einige Gesichter zu erkennen, die schon zum Vortrag der Künstlerin und Autistin Gee Vero gekommen waren. „Eine Begegnung mit Hans Wocken vor zehn Jahren hat meine Vorstellung darüber, was Inklusion ist und bedeutet, nachhaltig geprägt“, so Stoch.

Inklusion als Herzensangelegenheit


„Als jemand, der jahrelang die Themen rund um Integration und Inklusion erforscht hatte, obwohl sich seinerzeit niemand dafür interessierte, konnte ich dann nicht aufhören“, erklärt er seine Beweggründe, weiterhin als Berater tätig zu sein. Daher werde er gerade in den letzten Jahren viel als Referent angefragt, sei letztlich auch der Einladung nach Wolfenbüttel gefolgt. Denn seine Vorstellung zu teilen und immer wieder die Gedanken von Lehrern, Eltern und Betreuern darauf zu richten, was Inklusion wirklich sein könne, sei für ihn nicht nur ein Beruf, sondern eine Herzensangelegenheit.

Während seines Vortrags habe Wocken den Gästen dabei Fragen gestellt, habe sie mit in den Vortrag einbezogen und stellte die bisherige Praxis in Schulen, Schüler mit einer Behinderung ohne weitere Umstellung der Lehrmethoden in Regelklassen zu unterrichten, in Frage. „Inklusion bedeutet, jeden Schüler so anzunehmen wie er oder sie ist und die Lernerfolge und Ziele jedes einzelnen anzuerkennen. Wir können nicht erwarten, dass ein lernbehinderter Schüler in einer Gymnasialklasse auf einmal sein Abitur macht“, so Wocken. Und dies sei weder ein Versagen der Schüler oder Lehrer, sondern ein Problem des oftmals zu starren Konzeptes.

Lernen, was Inklusion ist


Bei aller scharfen Kritik am aktuellen Schul- und Bildungssystem habe Wocken nicht vergessen, sich selbst und seine Zuhörer mit Humor zu betrachten. Sein Vortrag selbst, räume er ein, unterscheide sich nur in wenigen Punkten vom Frontalunterricht. Tatsächlich lernen und erfahren, was Inklusion bedeute und ist, sei daher nicht an einem Abend möglich. „Beschäftigen Sie sich mit dem Thema! Lesen, beobachten Sie! Und sprechen Sie mit ihren Kollegen und Freunden darüber! Denn so funktioniert Lernen und wenn wir Lernen, was Inklusion ist, können wir es auch anderen beibringen“, appelliert er. Irgendwann, so seine Vision, könnte dann keiner mehr verstehen, warum wir solange an einem separierenden Schulsystem festgehalten hätten.


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