Erkerode. Für Patrizia Sannai wurden zwei Mitarbeiterinnen des DRK-Rettungsdienst Wolfenbüttel zu Helden. Denn nach einem unglücklichen Treppensturz kümmerten sich die Notfallsanitäterin Anne Waldmann und ihre Kollegin, die Rettungssanitäterin Henrike Bosse, nicht nur um die junge Mutter selbst.
Es war die Nacht vom 31. Mai auf den 1. Juni, als Patrizia Sannai mit ihren beiden Rottweilern noch einmal in den Garten möchte. Als sie auf der Treppe stürzte, war sie einer Panik nahe: „Mir war schnell klar, dass meine Hand gebrochen sein musste. Sie stand in einem merkwürdigen Winkel ab und schmerzte stark. Ich musste immer daran denken, was ich machen soll, wenn mein Baby aufwacht. Es war ja mitten in der Nacht und alle Freunde und Nachbarn sicherlich schon im Bett“, beschreibt die alleinerziehende Mutter eines wenige Monate alten Jungen die Situation. Sie entschied sich für einen Anruf bei der 112.
Nur wenige Minuten nach dem Telefonat standen Bosse und Waldmann vom DRK-Rettungsdienst vor ihrer Tür. „Sie waren sehr einfühlsam und ruhig, das hat nicht nur mich, sondern auch die Hunde beruhigt - die sonst gegenüber Fremden eher misstrauisch sind“, erzählte Sannai und klingt noch immer begeistert. Für Waldmann gibt es eine Erklärung, und zwar der gefühlvolle und umsichtige Umgang mit Patienten, der mittlerweile ein Teil der Ausbildung zum Notfallsanitäter ist. „Ich habe beispielsweise Praktika im Kindergarten, in der Altenpflege und mit Menschen mit Behinderung gemacht.“ Das persönliche Maß an Empathie spiele allerdings auch eine Rolle dabei.
"Als wenn sich Freundinnen um uns kümmern"
In der Nacht von Erkerode überzeugten die beiden Rettungskräfte das Unfallopfer, dass die Fahrt ins Krankenhaus unumgänglich ist - selbstverständlich mit dem Baby: „Sie haben nicht nur daran gedacht, den Autositz für den Kleinen mitzunehmen, sondern haben auch seine Flasche und Windeln eingepackt", berichtet die junge Mutter beeindruckt. "Es war in dem Augenblick eher, als wenn sich Freundinnen um uns kümmern!“ Für Waldmann und Bosse ist das eine Selbstverständlichkeit. Denn wenn im akuten Notfall keine Angehörigen oder Bekannten da sind, muss eben eine andere Lösung gefunden werden.
Nach der unumgänglichen Operation ist Sannai mit ihrem Sohn wieder Zuhause und bekommt Unterstützung von ihrer Mutter: „Ich bin den beiden Frauen vom DRK aber immer noch sehr dankbar, dass sie in dieser Nacht für uns da waren.“
„Das ist ein schönes Lob. Gerade in Zeiten, in denen Rettungskräfte immer häufiger behindert, beschimpft und sogar bedroht werden, ist das für unsere Notfallsanitäter eine wichtige Motivationsquelle," freut sich Andreas Ring, Vorstand des DRK-Kreisverbandes. „Die Arbeit im Rettungsdienst ist mit hoher physischer und psychischer Belastung verbunden – 365 Tage im Jahr, rund um die Uhr. Wenn die Retter dann auch noch zur Zielscheibe werden, ist das sehr bitter.“
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