Hiltrud Bayer ist jetzt die erste Ehrenbürgerin von Wolfenbüttel

In Deutschland hat sie nach Angaben der Stadtverwaltung einen Rekord aufgestellt.

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Hiltrud Bayer darf sich als erste Ehrenbürgerin in das Goldene Buch der Stadt Wolfenbüttel eintragen.
Hiltrud Bayer darf sich als erste Ehrenbürgerin in das Goldene Buch der Stadt Wolfenbüttel eintragen. | Foto: Werner Heise

Wolfenbüttel. Fast ein halbes Jahrhundert Einsatz für die Stadt – jetzt bekam sie die höchste Ehre verliehen! Hiltrud Bayer (82) ist ab sofort Ehrenbürgerin von Wolfenbüttel und damit die erste Frau, die diese Würdigung erhält. 49 Jahre lang war die "Grande Dame der SPD" ein bestimmender Teil der Lokalpolitik. Dass ihr nun die Ehrenbürgerwürde verliehen wurde, verdankt sie ausgerechnet der CDU-Stadtratsfraktion, die dies in Anerkennung ihrer Verdienste beantragt hatte.



Bereits 1972 startete Bayer ihre politische Karriere im Rat der damals noch existenten Samtgemeinde Fümmelse-Adersheim-Leinde und wurde zwei Jahre später mit der Eingemeindung Fümmelses in die Stadt Wolfenbüttel Ortsbürgermeisterin von Fümmelse – unglaubliche 47 Jahre lang. Damit ist sie nach Angabe der Stadt Wolfenbüttel die dienstälteste Ortsbürgermeisterin Deutschlands.

Hiltrud Bayer bei ihrer Dankesrede.
Hiltrud Bayer bei ihrer Dankesrede. Foto: Stadt Wolfenbüttel


Hiltrud Bayer mit Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet


35 Jahre lang saß die gebürtige Berlinerin im Rat der Stadt Wolfenbüttel, dem sie in den letzten zehn Jahren bis zu ihrem Ausscheiden 2021 als Vorsitzende auch vorsaß. Ihr Herzblut floss nicht nur in die Politik, sondern auch in die Vereine und Verbände vor Ort. Ob Seniorenarbeit, Kirchenvorstand oder Vereinsleben – überall war und ist Bayer auch teils heute noch aktiv. Dabei blickt sie auf ein bewegtes Leben zurück, ist ein geprägtes Kind der deutschen Teilung. Bayer hat den Aufstand am 17. Juni 1953 miterlebt, den Bau der Mauer am 13. August 1961, hat für Brot angestanden und Grenzsoldaten mit Wasserwerfern erlebt. Sie floh aus dem Osten und wurde dabei von ihrer Familie getrennt. Davon erzählt Bayer in einem Porträt über sich, das 2015 mit dem Titel "Sie überwand die Berliner Mauer" auf regionalHeute.de erschien.


Für ihr Engagement wurde Hiltrud Bayer bereits 1996 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet, 2016 gab es dann den Titel der Ehrenratsfrau. Doch jetzt die Krönung: Sie ist Ehrenbürgerin von Wolfenbüttel! Die CDU-Fraktion hatte den Vorschlag im Juni gemacht, am Mittwoch wurde er dann offiziell vom Rat der Stadt Wolfenbüttel beschlossen und die Ehrung nur wenige Stunden später im Ratsaal des Rathauses im Beisein vieler geladener Gäste vollzogen.


Hiltrud Bayer ist nun im Goldenen Buch der Stadt Wolfenbüttel verewigt.
Hiltrud Bayer ist nun im Goldenen Buch der Stadt Wolfenbüttel verewigt. Foto: Werner Heise


Dabei ist Bayer nicht nur die erste Frau, sondern auch erst die siebte Person seit 1840 überhaupt, der diese Ehre zuteilwird. Eine Wertschätzung, wie sie größer nicht sein kann, ordnete Bürgermeister Ivica Lukanic in seiner Rede ein. Es sei ein besonderer Moment, weil niemand Einfluss darauf habe, ob er oder sie Ehrenbürger dieser Stadt wird. "Das kann man nicht planen", so Lukanic, der immer wieder das herausragende Engagement Bayers herausstellte, das nicht der Partei und nicht ihrer Person, sondern stets dem Allgemeinwohl diente. Hiltrud Bayers Wirken macht ganz offensichtlich etwas mit den Menschen, hinterlässt Erinnerungen und löst Emotionen aus. So auch bei Bürgermeister Ivica Lukanic, der zwischenzeitlich mit den Tränen kämpfen musste, als er über ganz persönliche Erlebnisse mit der Frau sprach, die er heute eine Freundin nennt.



"Frage, was du für deine Stadt tun kannst"


Knut Foraita, vor Kurzem erst als Erster Stadtrat in den Ruhestand verabschiedet, hielt die Laudatio auf Hiltrud Bayer und stellte heraus: "Wir ehren einen Menschen, der sich nach dem Motto engagierte: 'Frage nicht, was deine Stadt für dich tun kann, sondern frage, was du für deine Stadt tun kannst.'" Sie sei ein Mensch, dessen vorbildliches Sein und Handeln allen anderen Mitgliedern der Stadtgesellschaft zur Nachahmung empfohlen sei.

Vor den geladenen Gästen im Ratssaal bedankte sich Bayer für die Auszeichnung mit der Ehrenbürgerwürde.
Vor den geladenen Gästen im Ratssaal bedankte sich Bayer für die Auszeichnung mit der Ehrenbürgerwürde. Foto: Werner Heise


Hiltrud Bayer selbst zeigte sich erwartungsgemäß zurückhaltend, ob der vielen ehrenden Worte um ihre Person. "Ganz so schön, wie beide mich beschrieben haben, bin ich sicherlich für einige nicht gewesen, da war ich unangenehm", resümierte Bayer selbstkritisch. Ihr Grundsatz sei jedoch immer gewesen, ein Amt, das sie annimmt, auch gut und vollständig zu erfüllen. Die Ehrung nahm sie am Ende aber dankend an und zeigte sich erfreut darüber, dass der Rat diesen Beschluss einstimmig gefasst hatte. "Ich möchte der Stadt Wolfenbüttel für diese Ehrenbürgerschaft danken. Ich werde versuchen, sie so weit wie es möglich ist, mit Leben zu füllen und werde mir immer bewusst machen, was das bedeutet", sagte Bayer. Dass sie, nachdem sie die erste Ortsbürgermeisterin in der Region war, nun wieder die erste Frau ist, die diese Würdigung erhält, sei etwas, das sich in ihrem Leben so fortsetze und unter vier Brüdern scheinbar mit in die Wiege gelegt worden sei.


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