Wolfenbüttel. In puncto Hochwasserschutz hat die Stadt Wolfenbüttel Nachholbedarf. Das hat das sogenannte Weihnachts-Hochwasser vor gut einem halben Jahr aufgezeigt. Und das, obwohl seit mindestens 2017 klar war, dass Handlungsbedarf besteht. Im Ausschuss für Bau, Stadtentwicklung und Umwelt informierte die Stadtverwaltung jetzt über den aktuellen Sachstand.
Gleich sieben Punkte sah die Tagesordnung zum Thema Hochwasserschutz vor. Sechs davon waren Anträge der CDU-Stadtratsfraktion, die allesamt konkrete Maßnahmen zur Umsetzung forderten. Der andere ein aktueller Blick auf den 10-Punkte-Plan der Verwaltung zum Hochwasserschutz.
Das sieht der 10-Punkte-Plan vor
Dieser Plan beinhaltet die Nachkalibrierung und Neuberechnung der Ausbreitungsmodelle. Die Stadt hat umfangreiche Luftbildaufnahmen und Laserscans durchgeführt, um präzise Höhenmodelle zu erstellen. Diese Daten sollen genutzt werden, um die Hochwasser-Ausbreitungsmodelle für unterschiedliche Szenarien, darunter 20- und 100-jährliche Hochwasserereignisse, zu aktualisieren. Die neuen Modelle sollen bis Herbst 2024 fertiggestellt sein.
Darauf basierend soll das Hochwasserschutzkonzept aktualisiert werden. Geplant für 2025, wird das Konzept überarbeitet, um verbesserte Modelle und Klimafolgen zu berücksichtigen. Ein besonderer Fokus liegt auf der Kombination von Flusshochwasser und lokalen Starkregenereignissen. Ebenso soll der Hochwasser-Alarmplan jährlich und bei konkretem Anlass aktualisiert werden.
Die Umsetzung der baulichen Hochwasserschutzmaßnahmen sollen beschleunigt werden. Ein zentrales Projekt ist der Bau einer Flutmulde zur Entlastung der Oker, verbunden mit der Errichtung von Schutzmauern und weiteren baulichen Maßnahmen. Die Ausschreibungen sollen 2024 erfolgen, Baubeginn ist für 2025 geplant. Auch organisatorisch will sich die Verwaltung hierfür intern neu aufstellen. Ebenfalls baulich muss das Wehr am Schulwall saniert oder erneuert werden. Dieses wurde provisorisch gesichert, sei aber in schlechtem Zustand. Eine Bauwerksprüfung steht hier bevor. Andernorts sollen bauliche Sofortmaßnahmen an kritischen Stellen erfolgen. Es handele sich um kleinere Baumaßnahmen an stark betroffenen Bereichen, wie beispielsweise dem Friedrich-Ludwig-Jahn-Platz.
Ein weiterer Punkt ist die Erweiterung des Materialbestands für den Hochwasserschutz. Hier habe man unter anderem bereits die Zahl der Sandsäcke und Verbrauchsmaterialien aufgestockt. Zudem ist die Anschaffung einer zweiten Sandsackfüllmaschine in Planung, um die Einsatzfähigkeit zu erhöhen. Durch Informationsveranstaltungen und spezielle Internetseiten wird die Bevölkerung über die Bedeutung und Möglichkeiten der Eigenvorsorge informiert. Ein erstes Anwohnergespräch und eine umfassende Informationsveranstaltung wurden bereits durchgeführt.
Im Jahr 2025 soll dann die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) ein Audit durchführen, um die Maßnahmen aus dem 10-Punkte-Plan unabhängig zu bewerten und Empfehlungen auszusprechen.
Darüber hinaus will man noch zusätzliche Maßnahmen ergreifen. Diese umfassen die Beschaffung von Einsatzbekleidung für die Feuerwehr und die Optimierung der öffentlichen Informationssysteme während Hochwasserereignissen. Auch die Stromversorgung und Netzsicherheit sollen in den Hochwassergebieten überprüft und angepasst werden.
Die CDU-Faktion zeigte sich mit den Ausführungen und Plänen der Stadtverwaltung zufrieden. Man sah alle geforderten Punkte berücksichtigt, sodass die zahlreichen Anträge letztendlich zurückgezogen wurden.
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