Innenstadt und grüne Wiese: Noch alles in Waage?

von Thorsten Raedlein


| Foto: regionalHeute.de



Wolfenbüttel. Immer öfter wird den Discountern der Platz auf der grünen Wiese zu klein. Sie wollen erweitern oder gleich umziehen. Aktuell liegen der Verwaltung drei entsprechende Anfragen vor. Nebeneffekt: Das Einzelhandels- und Zentrenkonzept der Stadt Wolfenbüttel aus dem Jahr 2008 ist dadurch in die Diskussion geraten. Die Verwaltung möchte daher das Konzept von einem Fachbüro überprüfen lassen. Sind die Interessen von Innenstadt und grüner Wiese noch in Waage? Der städtische Bauausschuss nahm das Vorhaben in seiner Sitzung am Dienstag zur Kenntnis.

Wenn man der Diskussion der Discounter folgen mag, dann nicht. Geänderte Anforderungen an die Einkaufsanforderungen und Betriebsabläufe würden eine Erweiterung der Märkte erforderlich machen. 1200 Quadratmeter Verkaufsfläche seien heute ein Muss. Lässt sich dies am aktuellen Standort nicht umsetzten, schreckt man seitens der Billigmärkte auch vor einem Umzug nicht zurück.

Drei Anträge liegen vor


Der Stadt liegen Anträge zur Erweiterung des Aldi-Marktes  Grauhofstraße um 400 Quadratmeter (Vergrößerung des Gebäudes – aktueller Stand: laufendes B-Plan-Verfahren),  zur Umsiedlung und Erweiterung des Aldi-Marktes Linden (Vergrößerung um zirka 500 Quadratmeter – aktueller Stand: Gutachten beauftragt für Abstimmung der Planung mit der Firma Lehnkering) und zur Erweiterung des Lidl-Marktes Neuer Weg um 200 Quadratmeter innerhalb des bestehenden Gebäudes (aktueller Stand: förmliche Anfrage für B-Plan-Änderung angekündigt) vor.




Den Plänen steht das Einzelhandels- und Zentrenkonzept in seiner aktuellen Fassung entgegen. Dieses sieht derzeit neben der Festsetzung der Wolfenbüttler Liste für zentrenrelevante Sortimente die Abgrenzung von Versorgungsbereichen vor. Dabei erfolgt eine Gliederung in Kernstadt – Stadtteilzentrum – Nahversorgungszentrum. Diese sollen in abgestufter Weise der Versorgung mit Gütern des kurzfristigen Bedarfs (Lebensmittel und Drogeriewaren) und zentrenrelevanten Artikeln des mittel- bis langfristigen Bedarfs dienen. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei laut Verwaltung auf dem Schutz der Innenstadt als zentralem Versorgungsbereich.




Zu überprüfen und unter Umständen anzupassen sei daher aus Sicht der Verwaltung besonders die Definition und Festsetzung der Versorgungsbereiche. Es solle vermieden werden, dass das Einzelhandels- und Zentrenkonzept bei faktischer Undurchführbarkeit von innen ausgehöhlt werde. Ausdrücklich diskutiert und geregelt werden solle dabei die Sicherung der Nahversorgung mit den Gütern des täglichen Bedarfs. Dies ergebe sich aus den Anforderungen des demographischen Wandels und den sich ändernden Anforderungen an Mobilität.

Auch die Meinung im Ausschuss ist gespalten


Im Ausschuss selbst war man sich auch nicht einig, ob die Stadt den Expansionsbegehren der Discounter nachkommen sollte. Ulrike Krause (GRÜNE): "Je größer die Fläche, desto größer das Sortiment." Krause mahnte daher an, die Kriterien, die seitens der Stadt an ein neues Konzept gestellt werden sollen, vernünftig festzulegen. Einer Forderung, der auch Werner Heise (PIRATEN) beipflichtete: "Wir müssen da ein Fachbüro mit einschlägigen Erfahrungen beauftragen." Birgit Oppermann (CDU) und Torsten Ohms (SPD) sehen weniger Gefahren für den Einzelhandel in der Innenstadt. "Wir müssen liefern, was die Bürger brauchen", so Oppermann. Bummeln in der Innenstadt und Großeinkauf in den Außenbezirken seien ihrer Meinung nach kein Widerspruch. "Wir leben auf keiner Insel", ergänzte Ohms. Auch Bürgermeister Thomas Pink forderte dazu auf, mit der Zeit zu gehen. "Wenn wir es nicht bieten, dann kaufen die Kunden in Braunschweig  oder im Internet ein."

Die Verwaltung werde im nächsten Schritt Fachbüros mit einem breiten stadtplanerischen Hintergrund zur Abgabe eines Angebots auffordern. Die Auftragsvergabe ist bis Ende April vorgesehen. Bis zum Jahresende soll das überarbeitete Konzept vorliegen.







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