Kultur und/oder Toleranz: Wieviel Preise braucht Wolfenbüttel ?

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| Foto: Anke Donner)



Wolfenbüttel. Mit  dieser Frage beschäftigten sich heute die Mitglieder des städtischen Kulturausschusses. Braucht Wolfenbüttel einen Preis für Toleranz, oder doch lieber einen für kulturelle Vermittlung?

Der Antrag der SPD-Fraktion im Rat der Stadt hatte zum Inhalt, einen "Wolfenbüttel Preis für Toleranz - im Geiste Lessings" ins Leben zu rufen. Der bereits im Dezember des vergangenen Jahres eingereichte Antrag stieß bei Ausschussvorsitzendem Prof. Dr. Christoph Helm nicht gerade auf Begeisterung. Und auch die übrigen Mitglieder konnten sich mit dem Gedanken, einen Toleranz-Preis auszuloben nicht so recht anfreunden.

[image=5e1764e7785549ede64cd53a]"... im dritten Akt, formuliert Lessing sein zentrales Anliegen von tolerantem Miteinander in der von Nathan erzählten Ringparabel. Dieser Kemgedanke der Aufklärung besitzt bis heute Gültigkeit und die Notwendigkeit, ihn weiter zu verbreiten, erleben wir täglich. Wir halten es deshalb für mehr als nur eine schöne Geste, einen Preis auszuloben, der die Idee der Toleranz sichtbar in die Gesellschaft hineinträgt..." heißt es im Antrag de SPD-Fraktion.

Symbolisch könne man den Preis mit einem Ring belegen. Ganz nach seinem großen Vorbild, den drei, ineinander verschlungenen Ringen, aus Lessings "Ringparabel". Als mögliche Partner kämen laut der SPD sowohl die Lessingakademie, als auch die Bundesakademie für kulturelle Bildung in Frage.

Der Vorschlag kam mehrheitlich nicht besonders gut an. "Wir haben bereits den Lessingpreis für Kritik. Dieser Preis hat auch überregional eine große Bedeutung. Es würde Jahre brauchen, um einen neuen Preis durchzusetzen. Wir müssen außerdem aufpassen, dass ein Toleranz-Preis nicht zu einer Abstufung des Kritik-Preises führt", so Prof. Dr. Christoph Helm. Er schlug vor, den Antrag zurück in die Fraktionen zu geben, um diesen nochmals zu diskutieren und gegebenenfalls Alternativen zu finden.

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Dr. Christoph Helm Foto: Thorsten Raedlein



Einen eignen Vorschlag schob Helm gleich hinterher. "Mir wäre es lieber, man würde einmal im Jahr eine "Lessing-Woche" veranstalten. Dann könnte man beispielsweise eine Podiumsdiskussion zum Thema Toleranz führen", so Helm.

Auch Dr. Helmut Berthold von der Lessing-Akademie brachte Argumente gegen den von der SPD ins Spiel gebrachten Preis ein. Seiner Recherche nach gibt es bereits in zahlreichen anderen Städten eine Auszeichnung in Bezug auf Toleranz. Das von der SPD angeführte Alleinstellungsmerkmal würde hier nicht greifen.

Noch ein Preis



Und noch einen Antrag zur Auslobung eines Preises legte die SPD-Fraktion vor. Mit diesem wolle man die kulturelle Vermittlung fördern. Dieser Antrag stieß schon mehr auf Begeisterung. Ein Preis, der die auszeichnet, die Kultur vermitteln und der noch dazu die kulturellen Einrichtungen der Stadt hervorhebt? Das wäre schon mehr nach dem Geschmack der Mitglieder. Doch auch hier fehlte ein schlüssiges Konzept, um darüber intensiv in den Fraktionen zu diskutieren.

Dennoch klang der Antrag, in dem es hieß: "... Wolfenbüttel ist zweifelsohne eine Stadt, in der namhafte kulturelle Einrichtungen nicht nur ihren Sitz haben, sondern von hier aus Wirkung auf die gesamte Bundesrepublik entfalten. Um dies noch deutlicher mit dem Namen der Stadt Wolfenbüttel zu verbinden, sollte ein Preis ausgelobt werden, der sich an die richtet, die Kultur vermitteln. Der Preis sollte für innovative oder originelle Vermittlung in den verschiedenen Sparten, wie z.B. Bildende Kunst, Literatur/literarisches Schreiben, Darstellende Kunst/Theater, Musik oder Tanz ausgelobt werden...", auf den ersten Blick ganz gut und die Mitglieder beschlossen, sich innerhalb der Fraktionen mit dem Antrag zu befassen. Aber auch hier forderte der Vorsitzende Helm eine Konkretisierung der Planung bezüglich des Preises von der einreichenden Fraktion.


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