Landesarchiv verleiht Kaiserliche Heiratsurkunde an Mainzer Landesmuseum

Neben der Heiratsurkunde der Kaiserin Theophanu sind unter anderem auch der Codex Manesse und die Mainzer Goldene Bulle verteten.

Die Urkunde wird mit dem Schutzbehältnis aus Plexiglas in die vorbereitete Vitrine eingebracht.
Die Urkunde wird mit dem Schutzbehältnis aus Plexiglas in die vorbereitete Vitrine eingebracht. | Foto: Niedersächsisches Landesarchiv

Wolfenbüttel/Mainz. Die im Landesarchiv Wolfenbüttel verwahrte Heiratsurkunde der Kaiserin Theophanu aus dem Jahre 972 zählt zu den prachtvollsten Urkunden, die aus dem frühen Mittelalter erhalten sind und zu den wertvollsten des Landesarchivs. Mit großem Aufwand wurde sie nun an das Landesmuseum Mainz für eine wichtige Sonderausstellung ausgeliehen. Aufgrund ihres Wertes und ihrer besonderen Empfindlichkeit werden Anfragen zur Ausleihe für Ausstellungen sorgfältig geprüft – der Leihanfrage der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz wurde ausnahmsweise zugestimmt. In der großen Landesausstellung „Der Kaiser und die Säulen ihrer Macht. Von Karl dem Großen bis Friedrich Barbarossa“ im Landesmuseum Mainz ist die Prachturkunde in Gesellschaft weiterer hochkarätiger Leihgaben aus ganz Europa. Dies teilt das Niedersächsisches Landesarchiv in einer Pressemitteilung mit.


In dem in lateinischer Sprache abgefassten Dokument bezeugt Kaiser Otto II., dass er seiner Braut, der byzantinischen Prinzessin Theophanu, Landbesitz von außerordentlichem Umfang in Italien, Deutschland, Belgien und den Niederlanden als Heiratsgut überträgt. Die aus drei aneinandergeklebten Pergamentblättern bestehende Urkunde von fast anderthalb Meter Länge und etwa 40 Zentimetern Breite ist komplett farbig in Gold, Purpur und Indigoblau mit kunstvollen Ornamenten und Tierfiguren gestaltet und der Text ist in einer kalligraphischen Buchminuskel mit Goldschrift geschrieben. Somit handele es sich nicht nur um ein Rechtsdokument von höchster politischer Bedeutsamkeit, sondern zugleich um ein einzigartiges Kunstwerk, das 2005 sogar zur Aufnahme in das Weltdokumentenerbe nominiert wurde.

In der Mainzer Ausstellungen befinden sich außerdem unter anderem die Heidelberger Liederhandschrift Codex Manesse, der Armreliquiar Karls des Großen aus dem Pariser Louvre, die Grabkrone von Kaiserin Gisela und die Mainzer Goldene Bulle. Die aktuelle Situation in Zeiten der Covid-19-Pandemie habe dabei eine besondere Herausforderung für alle Beteiligten auf Museums- und Archivseite gebildet. In enger Abstimmung mit den Restauratorinnen des Landesarchivs wären die Bedingungen und detaillierte Checklisten für die Ausleihe erarbeitet worden. Ein dauerhaftes Aufbewahrungs- und Schutzbehältnis aus Plexiglas sei passend für diese Urkunde angefertigt worden. Ebenfalls eine Spezialanfertigung war die von der beauftragten Kunstspedition gelieferte Klimakiste für den Transport, die mehrere Wochen vor dem Transport eintraf, um sich an die klimatischen Bedingungen anpassen zu können.

Nicht anfassen!


Durch die Schließung des Museums aufgrund der Covid 19-Pandemie habe auch die Ausstellung verschoben werden müssen, doch Mitte April wurde die Urkunde schließlich durch die Kunstspedition und in Begleitung einer Restauratorin des Landesarchivs aufwändig verpackt, zum Mainzer Museum transportiert und mitsamt der Klimakiste in den Ausstellungsraum gebracht. 24 Stunden später habe die Kiste geöffnet und die Urkunde – berührungsfrei im Plexiglasunterteil liegend – in die Ausstellungsvitrine gelegt werden können. Es bleibe zu hoffen, dass trotz der Beschränkungen möglichst viele Besucherinnen und Besucher die Gelegenheit bekommen, die große Landesausstellung im Landesmuseum Mainz zu besuchen. Darüber hinaus könnten Interessierte die Theophanu-Urkunde in einer digitalen Führung auf der Seite des Landesmuseums Mainz kennenlernen, der rheinland-pfälzische Wissenschaftsminister Prof. Dr. Konrad Wolf stelle sie als sein Lieblingsstück vor.


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