McAllister verlässt vorzeitig Schlesiertreffen – Staatskanzlei dementiert Eklat


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Beim Deutschlandtreffen der Schlesier auf dem Messegelände in Hannover hat Ministerpräsident David McAllister hervorgehoben, dass sich die seit sechs Jahrzehnten bestehende Patenschaft des Landes Niedersachsen mit der Landsmannschaft Schlesien zu einer erfolgreichen und für alle Beteiligten gewinnbringenden Verbindung entwickelt habe. Schlesien könne eine Brücke zwischen Polen und Deutschland sein.

Der Ministerpräsident wörtlich: “Niedersachsen hat den 700 000 Schlesiern, die in den Jahren nach 1945 ein neues Zuhause bei uns gefunden haben, viel zu verdanken. Die Schlesier haben das Gesicht dieses Landes, seiner Städte und Gemeinden mit ihren technischen, handwerklichen und kaufmännischen Begabungen, mit ihrem unermüdlichen Fleiß und ihrem starken Wille zum Durchhalten verändert, mitgestaltet und ebenso kulturell bereichert.“

“Das kulturelle Erbe Deutschlands besteht auch aus der Kulturgeschichte des ehemaligen deutschen Ostens, selbst wenn dieser nicht mehr geografischer Teil Deutschlands ist. Für Niedersachsen sehe ich in der Patenschaft für Schlesien und die Schlesier eine gute Möglichkeit, über alle Grenzen hinweg gemeinsam das Kulturgut zu erhalten. Dazu zählt beispielsweise, dass wir zusammen mit dem Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa in Oldenburg und dem Museumsverband Niedersachsen und Bremen über 80 Heimatstuben und -sammlungen allein in Niedersachsen erfasst haben“, so David McAllister weiter.

Der Ministerpräsident kündigte an, dass das Museum im Grenzdurchgangslager Friedland (Landkreis Göttingen) nach den derzeitigen Planungen zu einer Einrichtung außerschulischen Lernens und des generationsübergreifenden Dialogs werden solle.

David McAllister wies darauf hin, dass das Land Niedersachsen vor kurzem gemeinsam mit der deutschen Minderheit in Polen drei wichtige Projekte auf den Weg gebracht habe, um die Pflege der deutschen Sprache in Schlesien zu erhalten:

• ein Projekt der Zweisprachigkeit in der frühkindlichen Bildung zwischen der Universität Oppeln und dem niedersächsischen Institut für frühkindliche Entwicklung (nifbe)

• ein Projekt zur Zweisprachigkeit in der Erwachsenenbildung mit der Agentur für Erwachsenenbildung in Hannover
• einen Austausch von angehenden Erzieherinnen mit einer berufsbildenden Schule in Wolfsburg.

David McAllister abschließend: “Wir brauchen in Deutschland eine Erinnerungs- und Gedenkkultur, die nicht nur eine Aufrechung geschehenen Unrechts in den Blick nimmt. Wir brauchen eine Wissenskultur, die alle Facetten der deutschen Geschichte umfasst. Nur wer weiß, wo er herkommt, wird auch den notwendigen Wertekompass haben, um die Zukunft zu gestalten. Aus diesen Gründen unterstütze ich das Anliegen, den 5. August als möglichen nationalen Gedenktag für die Opfer der Vertreibung zu prüfen.“

McAllister verlässt vorzeitig Schlesiertreffen – Land soll Unterstützung einstellen

Auf dem Deutschlandtreffen der Schlesier sprach der Bundesvorsitzende Rudi Pawelka von einer polnischen Beteiligung am Holocaust der Nazis und forderte eine Entschuldigung der Polen. Daraufhin verließ Ministerpräsident David McAllister den Saal. Von einem Eklat will die Staatskanzlei aber nichts wissen, McAllister habe die Veranstaltung wegen eines Folgetermins verlassen müssen.

Seit seinem Amtsantritt vor elf Jahren hat der Vertriebenen-Funktionär immer wieder mit revanchistischen Äußerungen für Irritationen gesorgt. Der ehemalige niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff hatte das Schlesiertreffen stets vor Pawelkas Rede verlassen.

Zum Vorfall auf dem Schlesiertag erklärt der rechtspolitische Sprecher der Landtagsgrünen Helge Limburg:

“Sowohl die Verbindungen der Schlesischen Jugend zu Rechtsextremen als auch die Unfrieden stiftende Rede des Vorsitzenden Pawelka sind weitere Beispiele dafür, dass der Schlesiertag nicht zur Versöhnung beiträgt, sondern die Einigung Europas gefährdet. Die Leugnung oder Relativierung von Verbrechen des Nazi-Regimes darf in keiner Weise geduldet werden. Es war gut, dass Ministerpräsident McAllister die Veranstaltung verlassen hat. Die entscheidende Konsequenz muss jetzt aber sein, dass das Land seine finanzielle Unterstützung für dieses Treffen einstellt. Die Niedersächsische Landesregierung darf keinen Zweifel daran aufkommen lassen, dass sie sich weder ideell noch finanziell in einer Partnerschaft mit potenziellen Revanchisten befindet.”


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