Wolfenbüttel. Im März hatte die Tafel Wolfenbüttel 14 Tage geschlossen. Die Situation machte es den Hauptverantwortlichen kurzzeitig unmöglich, die Ausgabe aufrechtzuerhalten. Nicht zuletzt aufgrund dessen, dass die Situation für viele Mitarbeiter, von denen sich die meisten ehrenamtlich engagieren, zu unsicher war. Aber der Bedarf an Lebensmitteln war hoch. „Daher haben wir viel daran gesetzt, schnell und mit einem kontaktlosen System weiter machen zu können“, erinnert sich Juliane Liersch, Leiterin des Eberts Hof, unter dessen Dach sich die Tafel sowie eine Secondhandboutique befinden, in einer Pressemitteilung des DRK. Zeit für ein Fazit der letzten Monate.
Auf der einen Seite hätten sich ab Anfang April viele Menschen im Eberts Hof gemeldet, die bisher keine Tafelkunden waren, aber durch die Krise in finanzielle Engpässe geraten waren. Auf der anderen Seite seien die Lebensmittelspenden aus dem Groß- und Einzelhandel spürbar zurückgegangen. Mit Kümmerern, die als Stellvertreter für Kranke oder Menschen in Quarantäne Waren abholen durften, einigen individuelle Touren zur Lebensmittelübergabe zuhause und kurzfristigem Aussetzen der Nachweispflicht der Bedürftigkeit für Neukunden, habe sich das Tafel-Team wieder rangetastet. Auch der Handel habe wieder gespendet. Mittlerweile normalisiere sich der Betrieb einigermaßen.
Auf der Suche nach Spendermärkten
„Seit Anfang September ist die Tafel wieder zu den gewohnten Öffnungszeiten erreichbar und wir freuen uns, dass sich neben den schon früher mit uns kooperierenden Händlern auch neue Märkte bei uns gemeldet haben, die Lebensmittel spenden. Aber wir sind weiterhin auf der Suche nach Spendermärkten, der Bedarf ist weiter hoch“, erzählt Aline Gauder, hauptamtlich verantwortlich für die Tafel Wolfenbüttel. Sie betont dabei, dass Lebensmittelspenden oft kostengünstiger als die Entsorgung sind – und gleichzeitig Menschen helfen, mit finanziellen Notlagen besser umzugehen. „Die Tafel ist kein Grund- und Vollversorger, das ist nicht unsere Aufgabe oder unser Ziel. Aber durch die Lebensmittel für einen kleinen Betrag holen wir Menschen aus der Zwangslage, sich zwischen einer Mahlzeit und einer anderen wichtigen Zahlung zu entscheiden“, erklärt sie. In den vergangenen Wochen hätten sich auch viele Menschen an die Tafel gewendet, die ihre Jobs verloren hatten oder in Kurzarbeit geraten waren, während Mieten und ähnliches weiter gezahlt werden mussten. Nach und nach lassen sich die Tafelmitarbeiter von diesen nun auch die Bedürftigkeit nachweisen – etwa durch Anträge auf Studien-Überbrückungshilfe oder Leistungsnachweise vom Jobcenter.
Insgesamt habe das Team der Haupt- und Ehrenamtlichen hauptsächlich positive Rückmeldungen voller Dankbarkeit gemeldet, dass die Tafel auch in schwierigen Zeiten erreichbar war. Auch für die neuen Regeln wurde größtenteils Verständnis aufgebracht, wenngleich ab und an Erläuterungsbedarf vorhanden war. „Wir versuchen jeden Kunden in seiner individuellen Situation zu beachten und darauf einzugehen. Die reine Aktenlage sagt wenig darüber aus, ob ein Mensch in einer Notsituation ist – und so handeln wir nach besten Gewissen“, sagt Liersch. Sie sei daher allen in ihrem Team aus Ehrenamtlichen sehr dankbar, dass sie Kraft, Energie und Zeit in die Tafel investieren. Gleichermaßen wünsche sie sich Respekt von allen, die den Eberts Hof als Kunde betreten. Jeder, der hinter den Tresen steht, die Abholung von Lebensmitteln übernimmt oder in der Sortierung am Exer mit anfasse, habe eine eigene Familie, Geschichte und manchmal auch Schicksalsschläge erlebt und sei mit Herz bei der Arbeit.
Gespendete Kleidung sollte noch tragbar sein
Woran sie ebenfalls erinnert, sei die wirtschaftliche Situation des Eberts Hof. „Wir sind der DRK-inkluzivo sehr dankbar, dass die Tafel unterhalten wird, denn sie verursacht natürlich enorme Kosten. Daher sind wir auch voller Dankbarkeit gegenüber unseren langjährigen, treuen Spendern von Lebensmitteln und Kleidung“, erklärt sie. Die Secondhandboutique „Von Hand zu Hand – Gutes Gebrauchtes“ fängt mit ihren Einnahmen durch den Verkauf gut erhaltener Kleiderspenden einen Teil der Ausgaben für die Räume wieder auf. Das Prinzip dabei sei einfach: Wer Kleidung aussortiert, die einem nicht mehr passt oder nicht gefällt, aber sonst noch gut ist, kann sie im Eberts Hof abgeben. Werde eines der Kleidungsstücke verkauft, gehe der Erlös direkt in die Kasse der sozialen Einrichtungen unter seinem Dach. „Bei der Frage, ob wir Kleidung noch verkaufen können, lohnt sich immer die ehrliche Frage an sich selbst: Würde ich es in diesem Zustand noch tragen? Wenn die Antwort Nein lautet, eignet das Stück sich höchstwahrscheinlich auch nicht mehr für den Weiterverkauf. Natürlich freuen wir uns auch über Geldspenden, die zur finanziellen Entlastung beitragen“, so Liersch.
Stricken für den Guten Zweck
Einen kreativen Beitrag zur Unterstützung leiste seit einigen Jahren der Stricktreff Heiße Nadel, der sich vor der Corona-Pandemie regelmäßig im Eberts Hof traf. Aus gespendeter Wolle hätten die engagierten Frauen Socken und Kinderkleidung hergestellt, die zu Gunsten der Tafel verkauft werden. „Der Treff musste ebenfalls ausfallen. Aber wir wissen, dass die Mitglieder auch zuhause weitergestrickt haben und vor Weihnachten wieder einige schöne Stücke anbieten möchten“, verrät Liersch.
Auch die Tafel in Schladen, die ebenfalls von der DRK-inkluzivo Wolfenbüttel gGmbH betrieben wird, habe ihren Betrieb etwas umgestellt. „Aktuell arbeiten wir daran, dass es in den Räumen an der Kirche, ähnlich wie im Eberts Hof, etwas persönlicher und einladender wird“, berichtet Gauder. Denn auch dort sei der Bedarf an Lebensmitteln weiterhin hoch. Lebensmittelmärkte, die mit der Tafel zusammenarbeiten möchten, können sich per Mail tafel@inkluzivo.de an sie wenden.
Die Abholung von Waren der Tafel ist in Wolfenbüttel, in der Straße Großer Zimmerhof 29, nach Terminvereinbarung von Montag bis Freitag zwischen 9:30 und 13 Uhr, sowie an Donnerstagen von 14 bis 16:30 Uhr möglich. In Schladen findet die Ausgabe freitags von 12 bis 14 Uhr, ebenfalls nach Terminvereinbarung, statt.
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