Polizei Wolfenbüttel: Unfallzahlen rückläufig, aber Zahl der Verletzten gestiegen - Radfahrer bereiten ernsthafte Sorgen

von Marc Angerstein




[image=5e1764d3785549ede64cd129]Die Polizei Wolfenbüttel hat heute die Unfallstatistik des vergangenen Jahres für Stadt und Landkreis Wolfenbüttel bekannt gegeben. Die gute Nachricht: Es wurden im Jahr 2011 insgesamt 159 Unfälle weniger als im Vergleichsjahr 2010 registriert, dennoch waren es - ohne den Bereich Baddeckenstedt -  2375 Verkehrsunfälle. Die Zahl der Unfalltoten hat sich halbiert, fünf Menschen verloren im Straßenverkehr ihr Leben. Im Jahr davor waren es noch zehn.

[image=5e1764d3785549ede64cd12b]Polizeioberrat Karl-Jürgen Heldt (auf dem Bild ganz rechts) hatte dennoch bei der Präsentation des Zahlenwerks keinen Grund zur Freude. Denn diese positive Entwicklung wird durch einen Anstieg der Zahl der Schwerverletzten von 60 auf 73 (plus 21.7 Prozent) und der Leichtverletzten von 359 auf 413 (plus 15 Prozent) getrübt.

Michael Kühne, zuständig für die Auswertung des Unfallgeschehens, führt dies auf den, im Vergleich zu den Vorjahren, milden Winter 2010/2011 zurück und rechnet, witterungsbedingt,  mit einem weiteren Anstieg in diesem Jahr.

[image=5e1764c8785549ede64ccede]Die Polizei Wolfenbüttel wird durch eine deutliche Intensivierung der Verkehrsüberwachungsmaßnahmen dieser Entwicklung entgegen steuern. Neben Geschwindigkeitsüberwachungen, Alkohol – und Drogenkontrollen oder einer verstärkten Überwachung der Anschnallpflicht und des Verbotes der Handynutzung am Steuer gehören beispielsweise auch Fahrradkontrollen zu den geeigneten Maßnahmen.

"Fahrradfahrer insgesamt machen uns als Polizei immer mehr Sorgen, denn das Verkehrsverhalten von Radfahrern lässt sehr zu wünschen übrig, und das bei Kindern oder Erwachsenen gleichermaßen", so Heldt, der das Wolfenbütteler Polizeikommissariat leitet.

"Kinder fahren auf BMX-Rädern und außer Mut des Fahrers und einen Rücktritt haben die nichts."


Lutz Zeidler, Erster Polizeihauptkommissar

[image=5e1764cd785549ede64cd019]In der Tat: Bei Betrachtung der Zahl der Schwerverletzten fällt auf, das gerade Zweiradfahrer besonders gefährdet sind. So stieg die Zahl der schwerverletzten Radfahrer von 10 auf 15, die der motorisierten Zweiradfahrer von 9 auf 16, während die Zahl bei den PKW-Insassen geringfügig von 32 auf 37 anstieg und bei den Fußgänger sogar von 7 auf 3 sank.

Unerfreulich ist der sprunghafte Anstieg der Zahl der leicht verletzten Kinder. Lag diese im Mittel bisher bei etwa 34, so stieg sie im vergangenen Jahr auf 45 an.

Besonders stark war der Anstieg bei den Rad fahrenden Kindern.

[image=5e1764d3785549ede64cd128]Radfahrer - häufigste Unfallursache: Benutzung der falschen Richtungsfahrbahn


2010 = 17 Fälle

2011 = 20 Fälle

Lag der Durchschnitt der Jahre 2007-2010 bei 12, so waren es im Jahr 2011 mit 21 fast doppelt so viele.

[image=5e1764b7785549ede64ccb38]Hier sind die Eltern gefordert ihrem Nachwuchs, durch Benutzung eines verkehrssicheren Fahrrades und ein regelkonformes Verhalten im Straßenverkehr, ein Vorbild zu sein. "Ich erlebe immer wieder, dass bei den Radfahrprüfungen innerhalb des Grundschulbesuchs, nicht verkehrssichere Fahrräder zum Einsatz kommen sollen", erklärt Frank Oppermann. Der Polizeibeamte schildert aber auch die bei Eltern häufig fehlende Bereitschaft, Fahrräder nachzurüsten.

Ins gleiche Horn stieß auch der Erste Polizeihauptkommissar Lutz Zeidler: "Die Eltern geben ihren Kindern ein BMX-Fahrrad und außer Mut des Fahrers und mit Glück einen Rücktritt hat das nichts." Er machte durch zahlreiche drastische Beispiele deutlich, dass sich Radfahrer nicht an die Regeln halten und sich häufig selbst stark gefährden. Den Schwerpunkt hat er auch schon ausgemacht, nämlich am Kreisverkehr des Rosenwalls vor dem Grünen Platz. "Dort fahren Fahrradfahrer ständig entgegen der Fahrtrichtung."

[image=5e1764d3785549ede64cd12a]Die Beschreibungen der Polizei sind offenbar zutreffend. Unser WolfenbüttelHeute.de-Fotograf musste direkt nach dem Präsentationstermin nur knapp zwei Minuten warten und schon entstand dieses Foto (links). In den Minuten danach hätten sich noch zahlreiche andere Möglichkeiten ergeben, solche Bilder zu machen. "Und dann wundern sich die Radfahrer, dass sie von einem Schulterblick machenden Autofahrer nicht gesehen werden", so Zeidler weiter.

Zumindest als Fußgänger kann man sich in Stadt und Landkreis sicher fühlen. Von den 2375 Unfällen ereigneten sich nur 22 (1 %) mit Fußgängern.In 12 Fällen davon, war der Fußgänger auch der Unfallverursacher.

Positiv ist, dass die Trunkenheitsunfälle im Laufe der letzten 5 Jahre deutlich gesunken ist. Waren es im Jahr 2007 noch 65 , so ereigneten sich im vergangenen Jahr nur noch 44 Unfälle unter Alkoholbeinflussung.

Die Aufklärungsquote bei den Unfallfluchten beträgt 43,7 %. Von 465 unfallflüchtigen Verkehrsteilnehmern konnte die Polizei – auch durch Hinweise aus der Bevölkerung -  203 ermitteln.

[image=5e1764ad785549ede64cc8de]Die Zahl der Wildwechselunfälle pendelt sich mit 412 auf dem Niveau der Vorjahre ein.

"Fast jeder zweite Unfall außerhalb geschlossener Ortschaften ist ein Wildunfall."


Karl-Jürgen Heldt, Polizeioberrat und Leiter des Kommissariats Wolfenbüttel

Es gibt im Landkreis nahezu keine Strecke, auf der es im Jahr 2011 nicht zu einem Wildunfall kam, erklärten die Beamten.



Wildunfälle - Auffällige Strecken im Landkreis Wolfenbüttel:


(Die Strecken mit den Ziffern über Anzahl der registrierten Unfälle innerhalb eines Jahres)

B 1 Cremlingen-Abbenrode = 11

B 82 A 395–Gewerbegebiet Schladen = 9

L 625 Evessen-Schöppenstedt = 14

L 625 Hötzum–A 39 = 9

L 627 Ahlum–Dettum = 12

L 625 Cremlingen–Hordorf = 11

K 3 Groß Denkte- Mönchevahlberg = 13

K 90 Wolfenbüttel–A 395 = 8

K 141 Weddel–B1 = 12

[image=5e1764c4785549ede64cce2b]Den Kraftfahrern im Landkreis dürfte nicht bekannt sein, dass bei fast jedem zweiten Unfall außerhalb geschlossener Ortschaften Wild (davon ca. 73 % Rehwild und 12 % Schwarzwild) beteiligt ist. Da insbesondere Rehwild einen PKW ab etwa 80 km/h nicht mehr wahrnimmt, rät die Polizei dazu in der Dämmerung und bei Dunkelkeit insbesondere in der Nähe von Wald, Rapsfeldern und Maisfeldern die Geschwindigkeit zu reduzieren und Tempolimits und das Verkehrszeichen „Wildwechsel“ ernst zu nehmen.

"Mit 70 kann man noch bremsen und mit 70 hat auch das Wild noch eine Chance."


Lutz Zeidler, Erster Polizeihauptkommissar

Die vollständige Präsentation der Verkehrsstatistik des Polizeikommissariats Wolfenbüttel veröffentlichen wir im Original hier




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