Pumpspeicherkraftwerk in Wolfenbüttel? Extrem unwirtschaftlich

von Thorsten Raedlein




Wolfenbüttel. Der Vorschlag des Ortsrates Linden, in Wolfenbüttel den Bau eines Pumpspeicherkraftwerk zu prüfen, war in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses Thema. Nachdem der Großraumverband Braunschweig einen Windpark im Osten Wolfenbüttels plante,  schlug Ortstratsmitglied Erika Schernus im Frühjahr 2012 vor, die technisch-wirtschaftlichen Machbarkeiten der Errichtung und des Betriebs eines Pumpspeicherkraftwerkes (PSKW) in Wolfenbüttel zu ermitteln. Das Ziel dieses Vorschlags: Den örtlichen Energiebedarf Wolfenbüttels nach Möglichkeit auch lokal regenerativ zu erzeugen und zwischen zu speichern. 




Schernus initiierte die Anfertigung einer Bachelor-Thesis durch Florian Mann. Die SPD-Stadtratsfraktion beantragte schließlich, die Möglichkeiten zur Verwirklichung eines PSKW in Wolfenbüttel durch die Verwaltung prüfen zu lassen. Dies ist jetzt durch Ersten Stadtrat Knut Foraita ausführlich geschehen. In der Analyse der Bachelor-Thesis kommt er am Ende zu dem Entschluss, dass ein derartiges Kraftwerk in Wolfenbüttel extrem unwirtschaftlich wäre.



Straße nur zehn Meter entfernt


Bereits im Vorwort werde von Mann das PSKW „Rote Schanze" lokalisiert: Das Oberbecken stünde etwa auf dem Lindenberg östlich der Stadt und das Unterbecken im nördlichen Rand Aue des Flüsschens Altenau zwischen Linden und Wendessen. Das Oberbecken weise nach den Planungen ohne Ringdamm eine Fläche von 27,3 Hektar auf (inklusive Ringwall zirka 45 Hektar). Der künstliche Damm rage 4,50 Meter über die natürliche Höhe des Lindenbergs hinaus und sei sehr nah (zehn Meter) an der vorbeiführenden Straße K2. Das Unterbecken weise ohne Damm eine Fläche von 24,7 Hektar auf (inklusive Dammanlage knapp 40 Hektar). Ober- und Unterbecken seien horizontal rund 930 Meter voneinander entfernt, auf denen ein nutzbarer Fallhöhenunterschied von 36,97 Meter überbrückt werde. Damit betrage das durchschnittliche Gefälle des Wassertriebweges gerade einmal knapp vier Prozent, was dem Wirkungsgrad sehr abträglich sei (zum Vergleich: Das aktuelle Neubauprojekt Atdorf im Schwarzwald weise senkrechte Gefälleleitungen auf).



"Krass unwirtschaftlich"


"Ein PSKW mit einem Investitionsvolumen von 110 Millionen Euro oder mehr stellt selbst im Falle einer (hier nicht vorhandenen) Wirtschaftlichkeit eine örtlich oder regional kaum zu stemmende finanzielle Herausforderung dar", betont Foraita., "Schon jetzt zeigt sich anhand der hiermit vorliegenden Analyse, dass dieses Projekt bereits aus der Investitionsüberlegung heraus krass unwirtschaftlich ist." Es sei sinnvoller, andere alternative regenerative Energien in Wolfenbüttel zu nutzten. Zeitnah seien zum Beispiel die Pläne von Wasserkraftwerk an der Schünemannschen Mühle (WolfenbüttelHeute.de berichtete) weiter zu verfolgen.

Axel Kohnert (SPD) dankte der Verwaltung für die Prüfung. Die SPD wolle den Antrag allerdings nicht aus den Augen verlieren und zu gegebener Zeit nochmals einbringen.

Die Analyse in voller Länge.










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