"Ich dachte, ich ersticke" - Plötzlich war alles voller Rauch

Nur mit letzter Kraft konnte sich eine Wolfenbüttelerin noch zum Telefon schleppen und den Notruf absetzten.

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Plötzlich war die Küche völlig verqualmt.
Plötzlich war die Küche völlig verqualmt. | Foto: Werner Heise

Wolfenbüttel. Eine verschmorte Mikrowelle wurde der Wolfenbüttelerin Kerstin Kiehne um ein Haar zum Verhängnis. Aus bisher nicht geklärter Ursache hatte das Gerät für eine starke Rauchentwicklung in der Küche gesorgt. Rauch, den die Wolfenbüttelerin eingeatmet hat und sie beinahe das Leben gekostet hätte, wie sie im Gespräch mit regionalHeute.de berichtet.



Es war am Samstag, als Kerstin Kiehne im Wohnzimmer auf dem Sofa in ihrer Wohnung in der Auguststadt saß und plötzlich einen merkwürdigen und stechenden Geruch aus der Küche wahr nahm. Sie ging nachschauen und öffnete die geschlossene Küchentür. "Die ganze Küche war verqualmt, ich konnte überhaupt nichts mehr sehen. Offenes Feuer sah ich aber nicht", berichtet sie. Nur wenige Augenblicke später raubte es ihr die Luft. "Ich dachte, ich ersticke. Man atmet ja aus Reflex ein, aber da ist einfach kein Sauerstoff mehr. Nur mit letzter Kraft konnte ich mich noch zum Telefon schleppen und den Notruf absetzten. Danach weiß ich nichts mehr", erzählt sie weiter.

Große Erinnerungslücken


Irgendwie muss es Kerstin Kiehne aber noch aus ihrer Wohnung geschafft haben. Denn Nachbarn hatten sie im Hausflur gefunden und sich sofort um sie gekümmert. "Sie haben mir Wasser gebracht und sind sogar noch einmal in meine Wohnung, um einige Dinge rauszuholen. Dabei haben sie sich sogar selber in Gefahr gebracht", erzählt Kerstin Kiehne. Das meiste weiß sie nur, weil es ihr im Nachhinein berichtet wurde. Auch die Aussage des Notarztes, dass nur einige Atemzüge mehr gereicht hätten und sie hätte diesen Tag nicht überlebt. So ist sie mit einer Rauchgasvergiftung davongekommen und lag auf der Intensivstation. "Heute geht es mir wieder ganz gut", sagt Kerstin Kiehne. Zumindest körperlich habe sie kaum noch Beschwerden. Was aber geblieben ist, sind die psychischen Belastungen. "Das holt mich schon noch ein. Vor allem nachts. Ich kann nicht richtig schlafen, weil ich Angst habe, dass wieder etwas passiert und ich es nicht mitbekomme. Man ist da mit der Psyche schon ganz schön beschäftigt."

Kerstin Kiehne konnte sich gerade noch retten. Jetzt dankt sie ihren Helfern und Rettern.
Kerstin Kiehne konnte sich gerade noch retten. Jetzt dankt sie ihren Helfern und Rettern. Foto: Privat


Ob an dem Tag die Rauchmelder in ihrer Wohnung ausgelöst haben, weiß Kerstin Kiehne nicht genau. Die Erinnerungslücken sind groß. "Ich kann mich ab einem bestimmten Zeitpunkt an nichts erinnern. Ich habe in allen Zimmern einen Rauchmelder und kann mich erinnern, dass der Melder im Flur gepiept hat. Ich war sehr benommen und habe alles wie durch Watte wahrgenommen. Auch sprechen konnte ich nicht, alles hörte sich verwaschen an. Man weiß zwar, was man sagen will, aber die Worte kommen einfach nicht richtig raus", schildert sie.

Gutachter soll Ursache klären


Was genau die Ursache für die starke Rauchentwicklung war, soll nun ein Gutachter klären. Fest stehe aber, dass es wohl von der Mikrowelle ausging. "Wie das genau passiert ist, weiß ich nicht. Die Mikrowelle hatte keinen direkten Strom, sondern war über den Stecker der Verlängerung ausgeschaltet", berichtet sie weiter. Ihre Wohnung ist zwar bewohnbar, aber der Rauch ist noch überall zu riechen. "das wird wohl auch noch eine Weile so bleiben."

Dank an alle, die geholfen haben


Die Ereignisse von Sonntag haben Kerstin Kiehne schwer mitgenommen. Aber sie haben ihr auch gezeigt, dass es Menschen gibt, die sich für andere einsetzen. "Ich selber habe so ein Helfersyndrom. Und ich freue mich sehr, dass es Menschen gibt, die genauso sind und schnell helfen. Deshalb war es mir auch ein großes Anliegen, mich noch einmal zu bedanken", sagt sie.

Das hat sie einen Tag später auf Facebook getan. "Ich möchte mich bei der Feuerwehr, dem Rettungsdienst und der Polizei bedanken, die gestern einen Einsatz in meiner Wohnung hatten. Eigentlich weiß ich, wie ich mich im Notfall verhalten sollte. Erste Hilfe anwenden oder bei Feuer die Örtlichkeit umgehend verlassen. Aber wenn eine Situation kommt, die einen selber betrifft, ist man doch nicht Herr der Lage und reagiert womöglich falsch. Ich hätte nie gedacht, dass das einem so schnell das Leben kosten kann. Aus Reflex atmet man ein, aber da war kein Sauerstoff mehr. Meine Nachbarn haben sich ganz toll um mich gekümmert, bis die Rettungskräfte da waren. Vielen lieben Dank und ich bin nochmal mit dem Schrecken davon gekommen. Ein ganz großes Dankeschön an alle", schreibt sie in einem Post.

Und noch eines hat sie dankbar und erfreut zur Kenntnis genommen. "Im Netz gibt es immer so viel Hetze. Aber auf diesen Post hat es nur nette und positive Kommentare gegeben. Das fand ich wirklich toll."


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