"Seelenschaukel" für Kinder aus der Ukraine gerettet

Das Projekt der Lebenshilfe konnte durch Spenden für ein weiteres Jahr gesichert werden.

Einige der Kinder mit ihren Eltern beim Abschiedsgrillen des ersten Seelenschaukel-Jahrgangs bei der Lebenshilfe in Wolfenbüttel.
Einige der Kinder mit ihren Eltern beim Abschiedsgrillen des ersten Seelenschaukel-Jahrgangs bei der Lebenshilfe in Wolfenbüttel. | Foto: Regio-Press

Wolfenbüttel. Große Freude bei der Lebenshilfe in Wolfenbüttel: Der Fortbestand des Projekts "Seelenschaukel" ist für ein weiteres Jahr gesichert. Im Rahmen dieser Aktion wurden seit einem Jahr im Lebenshilfe-Kindergarten Löwenzahn (kombinierter Sprachheil-, Integrations- und Regelkindergarten) an der Dietrich-Bonhoeffer-Straße Kinder betreut, die vor dem Krieg in der Ukraine fliehen mussten. Darüber berichtet die Lebenshilfe in einer Pressemitteilung.



"Wir sind sehr glücklich, dass wir Menschen finden konnten, die uns bei dieser Arbeit unterstützen", erklärt Kirstin Pöhl, die Leiterin des Projekts. Es wäre ein harter Schlag gewesen, den traumatisierten Kindern ihre neugewonnene Routine zu nehmen. "Sie mussten ja schon einmal ihre Heimat verlassen – und wenn man bedenkt, dass sich kleine Kinder oft für das verantwortlich machen, was ihnen zustößt", so Pöhl weiter. Bei einem Ende des Projekts hätte sich bei ihren Schützlingen ein großer innerer Druck entwickelt. "Alle Kinder hätten sich schuldig gefühlt und geglaubt, sie seien nicht wichtig."

Verschiedene Angebote


Es waren 35 Kinder im Alter von bis zu sieben Jahren, die sich dreimal pro Woche nachmittags im Löwenzahn-Kindergarten trafen. Und zwar zwei unterschiedliche Projekte: "Einmal Angebote nur mit ukrainischen Kindern, damit die einfach mal in ihrer Herzenssprache sprechen können, dann aber auch Treffen mit deutschen Kindern, um spielerisch die neue Sprache zu lernen. Und wenn mal Ältere kamen, wurden sie auch nicht weggeschickt", schildert die Leiterin. Allerdings war die Förderung durch die Aktion Mensch von Beginn an auf ein Jahr begrenzt. Doch die Lebenshilfe-Mitarbeiterinnen spürten bei jedem Besuch interessierter Menschen, wie ergriffen sie von der Situation der Flüchtlingskinder waren. "Ich habe immer fest daran geglaubt, dass dieses Projekt nicht sterben darf."

Das traf auch auf Thomas Pink zu. Wolfenbüttels Altbürgermeister war auf die Seelenschaukel aufmerksam gemacht worden und kam mehrfach mit Freunden aus der Ukraine zu einer Stippvisite vorbei. "Wir waren alle sehr beeindruckt von diesem Projekt", betont er noch heute. Als es finanziell jetzt eng wurde, nutzte Pink sein Netzwerk und aktivierte gleich mehrere Stiftungen. Vor allem die Oppermann-Kerle-Stiftung, deren Vorsitz er parallel zum Amt des Bürgermeisters 15 Jahre lang inne hatte. "Mittlerweile sind Stiftungen und Stadt Wolfenbüttel komplett für die Förderung der Aktion Mensch eingesprungen", hebt Kirstin Pöhl hervor. "Das bringt uns erstmal zwölf Monate weiter."

Zäsur steht bevor


Gleichwohl steht der "Seelenschaukel" eine Zäsur bevor. Mit Dennis Mühlberg wechselt ein mehrsprachiges "Mädchen für alles" in eine feste Anstellung. "Er hat seine Ausbildung zum Erzieher abgeschlossen und startet demnächst bei einem neuen Arbeitgeber." Sein Nachfolger steht bereits fest.

Dennis Mühlberg (hier mit dem jungen Semen) war ein wichtiger Integrationsfaktor in der Seelenschaukel.
Dennis Mühlberg (hier mit dem jungen Semen) war ein wichtiger Integrationsfaktor in der Seelenschaukel. Foto: Regio-Press


Aber auch die Gruppe der Kinder verändert sich. "Unser Angebot gilt ja nur für unversorgte Kita-Kinder." Sobald sie in die Schule wechseln, sollten sie eigentlich dort eingebunden sein. "Das Ziel der Angebote ist überall gleich, es soll ein sicheres Bindungsangebot sein, wo die Kinder sich und ihre Gefühle wahrgenommen sowie bedingungslos angenommen und verstanden fühlen." Nur so könnten sie eine innere Stabilität erhalten und sich Selbstregulierung und Sicherheit aufbauen. "Aber wir freuen uns natürlich auch, wenn sie in den nächsten Jahren einfach mal wieder bei uns vorbeischauen."


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