Simone Hartmann: „Polizistin war nicht mein Traumberuf“

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| Foto: Anke Donner)



Wolfenbüttel. Die 39-jährige Simone Hartmann ist die neue Verkehrssicherheitsbeauftragte der Polizei Wolfenbüttel. Heute arbeitet sie gerne in ihrem Beruf - das war nicht immer so. Wie sie dann doch bei den Ordnungshütern gelandet ist, erzählt sie im WolfenbüttelHeute.de-Protrait.

Die Wahl-Schladenerin ist in Kissenbrück aufgewachsen und erblickte 1975 in Wolfenbüttel das Licht der Welt. Nach dem Realschul-Abschluss machte sie eine Lehre zur Verwaltungsfachangestellten und fühlte sich eigentlich ganz wohl in ihrem Beruf. „Leider war es so, dass die Stellen immer wieder nur befristet waren. Also wollte ich mich umorientieren. Dass ich letztendlich bei der Polizei gelandet bin, verdanke ich in in erster Linie dem ehemaligen Kissenbrücker Bürgermeister Rainer Hasselmann. Er macht mich auf den Beruf aufmerksam und weckte mein Interesse. Bis dahin war es aber nicht wirklich ein Traumberuf für mich“, erzählt Simone Hartmann.

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Simone Hartmann kam auf Umwegen zur Polizei. Foto: Anke Donner)



Auf dem zweiten Bildungsweg ging es dann für sie 1998 nach Hannover Münden und Hildesheim zur Polizei-Ausbildung. Vorher musste sie noch ein Jahr die Schulbank drücken. „Damals war gerade die Umstellung zum gehobenen Dienst. Ich hatte zwar einen Realschulabschluss und eine abgeschlossene Berufsausbildung, für den gehobenen Dienst musste ich jedoch noch ein Jahr Schule machen um das Fachabitur zu erlangen“, erklärt die zweifache Mutter.

Nach der Ausbildung folgte die Dienstzeit bei der Bereitschaftspolizei Braunschweig mit verschiedenen Einsätzen. „Ich erinnere mich noch an ein Fußballspiel in Wolfsburg, als Fans das Spielfeld stürmten und auch den Spielerbus angegriffen haben. Das war schon sehr brenzlig und es macht keinen Unterschied, ob Du eine Frau bist, oder ein Mann. In solch einer Situation muss man handeln und das Gelernte abrufen. Nachdenken tut man dann erst hinterher. Im Einsatz sorgt das Adrenalin dafür, dass man automatisch handelt“, erzählt die Polizeioberkommissarin.

Von der Bereitschaftspolizei auf die Dienststelle


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Prävention und Straßenverkehr: Zwei Dinge, die für die Polizistin zusammen gehören. Foto: regionalHeute.de



Nach ihrem Dienst bei der Bereitschaftspolizei wurde sie in eine heimatnahe Dienststelle versetzt. In Wolfenbüttel absolvierte sie dann zehn Jahre ihren Dienst im Einsatz- und Streifendienst im Polizeikommissariat Wolfenbüttel. Dort hat sie einen Einsatz erlebt, den sie lange nicht vergessen konnte. „Es war auf einer Schools-Out-Party im Seeliger-Park. Zeugen hatten uns damals gemeldet, dass eine junge Frau in einem Gebüsch liegen würde. Als wir am Einsatzort ankamen, fanden wir die junge Frau blutend und verstört im Gebüsch. Sie ist damals mit einem Bekannten mitgegangen und der hatte versucht sie zu vergewaltigen. Das Kuriose an dem Fall war, dass der Täter zum Tatort zurückgekommen ist und vor Ort von der Polizei festgenommen wurde. Er musste damals von der Polizei beschützt werden, weil Bekannte des Opfers und Zeugen auf ihn losgehen wollten. Das war schon ein besonderer Fall für mich“, erzählt sie. Nach diesem Einsatz wurde Simone Hartmann zu einem leichten Verkehrsunfall gerufen, der glimpflich und nur mit einigen Beulen an den Fahrzeugen abgelaufen ist. "Das hat mir gezeigt, wie schell man sich in neue Situationen versetzten und umdenken muss. Das war in dem damaligen Fall wirklich nicht leicht", sagt die Polizistin.

Nach zehn Jahren in Wolfenbüttel wechselte sie auf die Dienststelle nach Schladen. Dort war sie dann drei Jahre ebenfalls im Einsatz- und Streifendienst tätig und nahm an größeren Einsätzen zur Verkehrssicherheit teil und leitete diese mitunter.  Schon immer wollte sie etwas In Richtung Verkehrs-Prävention machen. „Ich kann mich erinnern, dass ich zu Beginn meiner Polizeiausbildung gesagt habe, dass ich gerne etwas im Bereich der Prävention machen will. Zwischenzeitlich habe ich das etwas aus den Augen verloren, weil es viele Dinge gab, die ich gemacht habe. So habe ich beispielsweise an einem Monitoring für Frauen in Führungspositionen teilgenommen. Dabei habe ich einige Einblicke in die Arbeit in Führungspositionen gelernt. Und ich habe meine Sonderaufgabe bei diesem Seminar zum Thema Verkehrslagebild in Wolfenbüttel abgehalten. Im Nachhinein würde ich sagen, dass viele meiner Aufgaben in die Richtung Prävention gingen. Am Ende hat halt irgendwie alles gepasst. Geplant habe ich das alles nicht wirklich. Ich habe mir nie wirkliche große Ziele gesteckt, sondern immer das getan, was mir Spaß gemacht hat. Für mich zählen Zufriedenheit im Job und im Privatleben“, erzählt Simone Hartmann.

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Simone Hartmann mit ihren Wolfenbütteler Kollegen Monika Kniep und Lutz Zeidler. Foto: Anke Donner)


Auch privat im Dienst


Einsätze werden auch mal mit nachhause genommen, dort besprochen und auch verarbeitet. „Wir bekommen im Dienst natürlich psychologische Hilfe, wenn wir besonders schwere Einsätze hatten. Aber auch zuhause werden Einsätze besprochen. Besonders, weil mein Mann ja ebenfalls Polizist ist. Da findet automatisch ein Austausch statt.

Die zweifache Mutter würde sich schon als strenger bezeichnen, als das vielleicht bei anderen Familien der Fall ist. „Manchmal verfluchen unsere Kinder, dass wir beide bei der Polizei sind. Sie haben bisher auch nicht den Wunsch, in unsere Fußstapfen zu treten. Ich glaube, wir sehen manche Dinge schon strenger, als andere Eltern. Das liegt sicher auch daran, dass wir tagtäglich die Konsequenzen falschen Handelns sehen“, sagt sie.

Neue Herausforderungen


Seit dem 1. April ist Simone Hartmann die Verkehrssicherheitsbeauftragte der Polizei Wolfenbüttel. Sie tritt damit die Nachfolge von Horst Bittner an und freut sich auf die neue Aufgabe. „Ich freue mich wirklich riesig auf dieses Aufgabe und haben großen Respekt davor. Die Präventionsarbeit ist ein großer Anreiz und eine Chance, etwas ganz anderes zu machen. Und ich bin mir der Verantwortung sehr bewusst. Ich wünsche mir, dass ich meiner neuen Aufgabe gerecht werde und sie gut mache. Und ja, heute kann ich mir keinen besseren Beruf vorstellen - es ist ein Traumjob geworden“, schließt Simone Hartmann.


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