Studieren mit Autismus? - Das DRK bereitet darauf vor


Symbolbild: DRK-inkluzivo Wolfenbüttel gGmbH
Symbolbild: DRK-inkluzivo Wolfenbüttel gGmbH | Foto: DRK-inkluzivo Wolfenbüttel gGmbH

Wolfenbüttel. Viele junge Menschen entscheiden sich für ein Studium. Auch Menschen mit Behinderungen besuchen vermehrt Hochschulen oder Universitäten. Studierende mit Autismus begegnen dabei besonderen Herausforderungen. Doch wie sehen diese Herausforderungen aus und welchen Barrieren begegnen den Betroffenen? Dies berichtet die DRK-inkluzivo Wolfenbüttel gGmbH.


Diese Fragen beantwortete die Referentin Maren Haas, eingeladen vom Wolfenbütteler Sozialunternehmen DRK-inkluzivo Wolfenbüttel gGmbH. Haas berichtete über ihre eigenen Studienerfahrungen als Autistin an der Technischen Universität und an der HBK in Braunschweig. Ihre Erfahrungsberichte machten das Thema für die etwa 40 Zuhörer besonders anschaulich. Zu Gast im Integrations- und Therapiezentrum (ITZ) auf dem Wolfenbütteler Exer-Gelände waren überwiegend Eltern von jungen Menschen, die sich für ein Studium interessieren. Haas stellte auch Möglichkeiten der Beratung und Unterstützung an Hochschulen vor.
Das Studium, so Maren Haas, markiere einen wichtigen Lebensabschnitt – den Übergang vom Jugendlichen zum Erwachsenen, es fordert ein höheres Maß an Eigenverantwortung und Selbstorganisation. Dabei seien deutlich mehr Entscheidungen zu treffen, als dies noch in der Schule der Fall war. Zudem gehe es nicht nur um Wissensvermittlung, sondern auch darum, sich persönlich und sozial-emotional zu entwickeln.
Das brauche aber ein Umfeld, in dem eine solche Entwicklung möglich ist. Jeder Student baue Netzwerke auf, das falle Betroffenen mit Autismus in der Regel schwer. Die Referentin verwies auf universitäre Programme, die mit einer Vermittlung von Paten und geschulten Ansprechpartnern eine Unterstützung bieten können. Bereits vor dem Beginn des Studiums könne ein „Sicherheitssystem“ aufgebaut werden, damit es im Studium nicht zu einer Reizüberflutung kommt. Die Referentin bezeichnete solche überfordernden Situationen als „Overload-Momente“, die entstehen können, wenn keine Unterstützer zur Verfügung stehen. Solche Situationen führen nicht selten zu Studienabbrüchen.

Autisten können nicht generalisiert werden


Dabei ist es nicht möglich, Menschen mit Autismus zu generalisieren. Während manche schnell überfordert sind, gibt es Betroffene, die sehr leistungsstark sind und mit sich verändernden Bedingungen gut zurechtkommen. Während der eine etwa sein Zeitmanagement gut im Griff hat, versagt der andere dabei total. Autismus kann dabei unterschiedliche Ausprägungen haben. Haas bringt das mit einem Spruch gut auf den Punkt: „Kennst du einen Autisten, kennst du einen Autisten!“
Nach dem Vortrag hatten die Besucher noch ausreichend Gelegenheit, sich bei einem Getränk über die Situation ihrer Kinder auszutauschen. Auch Studierende erzählten im kleinen Kreis von ihren Erfahrungen im Studium.
„Dieser Austausch ist von uns durchaus gewollt“, erklärt Sophie Runge. Die 27-jährige Sozialarbeiterin arbeitet in der Autismusambulanz des DRK-Therapiezentrums und berät auch junge Erwachsene mit einer Autismus-Spektrums-Störung. „Nicht nur die eigentliche Förderung der Klienten steht bei uns im Vordergrund. Wir sind auch Ansprechpartner für die Angehörigen, für Freunde und bei Bedarf auch für Arbeitgeber und Personal aus den Hochschulen.“

"Elternkreis" für Angehörige von Autisten


Runge weist auf den monatlich im ITZ stattfindenden „Elternkreis“ hin, hier treffen sich Eltern und Angehörige von autistischen Kindern und Jugendlichen regelmäßig für einen Austausch und um sich gegenseitig zu unterstützen. Dabei werden Themen besprochen, die auf Wunsch durch Fachvorträge vertieft werden. Hier wurde auch die Idee geboren, einen Abend zum Thema „Studium und Autismus“ zu gestalten.
Nähere Informationen zur Arbeit der Autismusambulanz im ITZ unter Telefon 05331 / 927 847 90 oder auf der Homepage www.itz-drk.de


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