Uneinigkeit über die Entwicklung der Schullandschaft

von Jan Borner


Braucht der Landkreis Wolfenbüttel weitere integrierte Gesamtschulen? Der Kreistag ist sich uneinig. Symbolbild/Foto: Anke Donner
Braucht der Landkreis Wolfenbüttel weitere integrierte Gesamtschulen? Der Kreistag ist sich uneinig. Symbolbild/Foto: Anke Donner | Foto: Anke Donner



Wolfenbüttel. Dem Kreistag wurde in seiner jüngsten Sitzung ein Zwischenbericht zur langfristigen Schulentwicklungsplanung des Landkreises Wolfenbüttel vorgelegt. Dieser zeigte sich dankbar und erfreut über die ausführliche und solide Erarbeitung der Schulentwicklungsplanung durch die Kreisverwaltung. Trotzdem ist sich der Kreistag selbst noch sehr uneinig über die Zukunft der hiesigen Schullandschaft.

Notwendigkeit einer Schulentwicklungsplanung


Der Zwischenbericht zur Schulentwicklung im Landkreis Wolfenbüttel soll eine Basis für zukünftige politische Entscheidungen bieten. Ausgehend von den entwickelten bildungspolitischen Zielen beinhaltet der Zwischenbericht eine quantitative Analyse der Schülerzahlen und deren Entwicklung und darauf aufbauend mögliche Szenarien einer zukünftigen kommunalen Schullandschaft. Im Kreistag herrscht zurzeit parteiübergreifende Einigkeit über die Relevanz einer solchen Entwicklungsplanung. Die schrumpfenden Schülerzahlen an Haupt- und Realschulen zeigen, dass sich die alte Schullandschaft wandelt und die Politik schon bald zu Entscheidungen zwingt, welche Schulformen weiter geführt und welche womöglich aufgegeben werden sollten.

Mehr integrierte Gesamtschulen?


Holger Barkhau von der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen stellte klar, dass die Grünen die Zukunft in integrierten Gesamtschulen sehen. Diese Schulform stelle auch auf dem Land eine optimale Förderung für alle Leistungen dar, schließlich sei es so für Jedermann möglich, auch ohne Schulwechsel zum Abitur zu kommen. Er sagte allerdings auch, dass eine IGS nur dann Sinn mache, wenn sie von den Anwohnern gewünscht werde. "Wir bauen darauf, dass sich Initiativen bilden, die sich integrierte Gesamtschulen wünschen, wie zum Beispiel in Schöppenstedt", erklärte er.

Kritisiert wurde dieser Wunsch nach weiteren integrierten Gesamtschulen auf dem Land unter anderem von Björn Försterling (FDP). "Mit weiteren IGS auf dem Land wird die zweite IGS in Wolfenbüttel in Frage gestellt", erklärte er, und diese sei schließlich gerade erst im Aufbau. Man müsse außerdem bedenken, dass bei integrierten Gesamtschulen eine Dreizügigkeit nicht mehr ausreiche, um den Schülern das Abitur zu ermöglichen, dafür braucht es nämlich eine Mindestanzahl an Schülern. Bei weniger als vier Parallelklassen pro Jahrgang habe eine IGS deshalb keinerlei Sinn mehr.

Uwe Lagosky, Vorsitzender der Kreistagsgruppe CDU/FDP, betonte, dass es der CDU vor allem darum gehe, Schulstandorte zu erhalten. Da wo jetzt Schulen stehen, sollte es also auch in Zukunft noch Schulen geben. Das sei für die kommunalen Strukturen äußerst wichtig. Daher steht die CDU auch weiteren Gründungen von integrierten Gesamtschulen auf dem Land sehr vorsichtig gegenüber. Frank Oesterhelweg (CDU) fragte deshalb direkt in Richtung der Fraktion von Bündnis 90 / Die Grünen, welche Schulstandorte sie denn schließen wollten, wenn sie sich neue integrierte Gesamtschulen wünschen.

Landrätin Christiana Steinbrügge schloss die Diskussion mit dem Hinweis, dass ohne Vorbehalte alle möglichen Konstellationen einer weiteren Schulentwicklung geprüft werden sollen. Die Kreistagsmitglieder bedankten sich gegen Ende der Debatte mehrfach für die sachliche Diskussion, was in den sonstigen Sitzungen demnach wohl eher eine Rarität zu sein scheint.


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