Vor drei Jahren: Feuerwehr blickt auf Hochwasser zurück

Die Feuerwehr Wolfenbüttel widmet der Hochwasserlage im Juli/August 2017 eine dreiteilige Serie. Der erste Teil erscheint am heutigen Samstag.

Die Feuerwehr errichtete an der Großen Schule einen Sandsackwall.
Die Feuerwehr errichtete an der Großen Schule einen Sandsackwall. | Foto: Feuerwehr

Wolfenbüttel. Am ersten August-Wochenende 2020 werden auch in Wolfenbüttel sommerliche Temperaturen erwartet, die Sonne scheint, es regnet nicht. Die Pegel der Flüsse und Bäche in der Region sind als eher niedrig zu bezeichnen. Kein Vergleich zu dem, was weite Teile Niedersachsens vor drei Jahren - Ende Juli 2017 - heimsuchte. Die Feuerwehr Wolfenbüttel blickt in einem dreiteiligen Rückblick auf die Situation im Hochwasserjahr 2017 zurück. Dies ist der erste Teil des Feuerwehr-Berichts.


Rings um Wolfenbüttel bedeuteten die Regenfälle des Tiefdruckgebiets „Alfred“ und die zunehmenden Wassermassen zahlreiche Feuerwehr-Einsätze. Zunächst nicht so in der Lessingstadt. Noch am 25. Juli 2017 vermeldeten die Pressesprecher: „Auch wenn die Unwetterwarnungen und Pegelstände laufend ansteigen, haben wir bisher keine wetterbedingten Einsätze für das Stadtgebiet Wolfenbüttel zu verzeichnen“. Am Dienstag darauf wurde sogar über einen Klassiker der Hilfeleistungen berichtet – an der Fritz-Fischer-Straße saß seit zwei Tagen eine Katze auf einem Haus und wurde von der Ortsfeuerwehr Wolfenbüttel gerettet. Währenddessen gab es erste Überflutungen im Bereich Schladen/Hornburg. Auch in der Kreisstadt rüstete man sich für etwaige Einsätze. Tauchpumpen wurden überprüft, Personalplanungen durchgeführt und die Bestände von Sandsäcken gezählt.

"Noch von Hochwasser verschont"


Die Bilanz am Morgen des 26. Juli 2017 lautete: „Wolfenbüttel ist noch vom drohenden Hochwasser verschont geblieben“. Dennoch gab es erste Einsätze. In Halchter liefen Keller voll und am Ortsausgang Salzdahlum überfluteten Wassermassen die Straßen Richtung Mascherode und Sickte.

Ein umgestürzter Baum an der Autobahn kurz vor Flöthe rief die Helfer in der Nacht auf den Plan.

Erneut ein umgestürzter Baum, dieses Mal jedoch in der Oker, sorgte gegen 17:15 Uhr für eine Überprüfung durch die Feuerwehr und die Städtischen Betriebe. Es wurde entschieden, den Baum dort zu belassen. Im Südkreis war derweil auch die Feuerwehrtechnische Zentrale vom Wasser betroffen. Bei Ohrum lag der Pegel der Oker um 16:27 Uhr bei 3,90 Meter. Rund vier Stunden später bereits bei vier Metern. In Wolfenbüttel wurde das Schlimmste befürchtet.

Die Nacht stand zwar im Zeichen von weiteren Einsätzen, doch alle nicht wasserbedingt.

Wasserstand bei 4,31 Meter


Am Donnerstagmorgen (27. Juli 2017) um 6:13 Uhr lag der Wasserstand an der Oker Ohrum bei 4,31 Meter. Die Lage spitzte sich auch in der Lessingstadt zu – die Oker erreichte an der „Meesche“ und den Bereichen um die Lessingstraße eine kritische Höhe. Aus den zurückliegenden Hochwassern bestand die Erfahrung, dass diese Areale schnell überfluten. Hier schützte ein mobiler Deich die Häuser vor vollständiger Überflutung. Am Nachmittag wurden die Ortsfeuerwehren Salzdahlum, Atzum und Ahlum – da kommt der 110 Meter lange und zwei Meter breite Mobildeich her – alarmiert. In der städtischen Feuerwache an der Friedrich-Ebert-Straße hatte die Örtliche Einsatzleitung bereits seit einigen Stunden den Funkraum besetzt, um eine Koordination der Meldungen vornehmen zu können. Zahlreiche Fahrzeuge der Wehren befanden sich auf Kontrollfahrten und gaben Informationen. Auch in der Stadtverwaltung bildete sich ein Krisenstab. Bei den Städtischen Betrieben in Linden wurden derweil Sandsäcke befüllt.

Kurz nach 16 Uhr wurde gemeldet „der Deich an der Meesche steht, Wasser ist schon dran“.

Rund eine Stunde später wurde es am Rosenwall kritisch. Wasser kam aus allen Fugen der Fahrbahn, im Randbereich sprudelten Quellen.

Die Anwohner hatten bereits Sandsäcke mit Unterstützung der Feuerwehr ausgebreitet

"Situation wurde minütlich kritischer"


Die Situation in Wolfenbüttel wurde minütlich kritischer. Ein Altenheim am Grünen Platz drohte von den Wassermassen eingenommen zu werden. Zahlreiche Ortswehren bauten einen Wall aus Sandsäcken, wie bereits 2013 beim Hochwasser. Auch andere Bereiche der Stadt waren betroffen, so zum Beispiel Groß Stöckheim. Am Abend notierte einer der Pressesprecher: „alle elf Feuerwehren der Stadt im Einsatz, Feuerwehrbereitschaften als Ablösung gedacht, 130 Kräfte in Wolfenbüttel zurzeit am Schwerpunkt Steinhäuser Gärten, wird mit sogenannten „Big Packs“ gesichert, Notunterkünfte vorhanden. Weitere Schwerpunkte sind Herzog-August-Bibliothek, das Rathaus, der Rosenwall und Groß Stöckheim“. Am Rosenwall floss das Wasser auch in die Große Schule und in das dortige Parkhaus. Auch zahlreiche geparkte Autos standen noch dort in den Parkbuchten entlang der Straße. Der Strom wurde abgeschaltet, Anwohner mussten mithilfe von Schlauchbooten aus ihren Häusern gebracht werden.

Das Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug steht im Wasser.
Das Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug steht im Wasser. Foto: Feuerwehr

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Der Rosenwall in Richtung Neue Straße läuft auch voll.
Der Rosenwall in Richtung Neue Straße läuft auch voll. Foto: Feuerwehr


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